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Heimweg

18.05.2016 - 22:55 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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HeartOnFire
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Stille. Ich höre nichts, außer den Vögeln, die in der Ferne zwitschern

Der Himmel beginnt sich bereits zu verdunkeln

Wolken schweben über mir in erhabener Schönheit

Während ich laufe betrachte ich ihre Formationen

Sie sehen aus wie von einem Künstler in den Himmel gemalt

Ich komme mir so klein vor, so unbedeutend im Vergleich zu ihrer Größe

Und dann beginne ich zu fühlen

Ich fühle die Natur um mich herum

Ich rieche das Holz der Bäume am Wegesrand

Ich sehe das knallige Gelb der Blumen

Mit jedem Schritt spüre ich den Boden unter meinen Füßen

Ich fühle, dass ich lebe

Und ich weiß, dieses Gefühl darf niemals enden

Denn wenn es endet, ende auch ich

Und mit mir die gesamte Welt um mich herum

Doch gleichzeitig wird mir auch die Wahrheit bewusst

Und der Gedanke daran, dass alles irgendwann vorbei sein wird, stimmt mich traurig


***


Während ich laufe höre ich plötzlich ein Geräusch

Ein Hund steht hinter mir

Ein großes schwarzes Biest, vielleicht ein Kampfhund

An seinem Hals sehe ich eine Leine, doch ich sehe niemanden, der sie hält

Es ist als Schwebe die Leine wie eine Feder in der Luft

Inzwischen ist es dunkler geworden und es fällt mir schwer den Hund in der Dunkelheit zu erkennen

Doch etwas an ihm sticht heraus

Seine Augen, sie strahlen in der Dunkelheit wie Diamanten, reflektieren das Licht der Straßenlaterne

Und sie blicken genau zu mir

Das Tier steht einfach nur da und sieht mich an, ich meine fast in seinem Blick so etwas wie Traurigkeit erkennen zu können

Doch bevor ich einen klaren Gedanken fassen kann, läuft es schon wieder davon und verschwindet hinter einem Gebüsch

Ich setze meinen Gang fort


***


Als ich an meiner Haustür angekommen bin, stecke ich den Schlüssel hinein

Doch etwas hindert mich daran sie zu öffnen

Ich will nicht wieder nach Hause

Ich will nicht wieder in den selben Trott, die selbe Routine wie jeden Tag

Ich will nicht nur existieren

Ich will leben, die Natur um mich herum spüren

Mir fällt der Hund von vorhin wieder ein, in dessen Blick ich so etwas wie Traurigkeit zu erkennen glaubte

Wenn ich genauer darüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich mich geirrt haben muss

Es war keine Traurigkeit in seinen Augen, es war Mitleid

Dafür, dass wir Menschen dazu verflucht sind zu sehen, zu erkennen

Ein Hund weiß nicht, dass er existiert, er tut es einfach

Wir Menschen machen uns zu viele Gedanken

Wir leben und sind uns darüber bewusst, doch ebenso wissen wir, dass das alles irgendwann ein Ende haben wird

Wir haben Angst

Ein Hund hat keine Angst vor dem Ende, er lebt einfach

Und obwohl er es nicht weiß, ist er glücklicher als wir es je sein können

Aus unserem Zustand des Wissens gibt es kein Entrinnen


Ich drehe den Schlüssel um.

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