Stille. Ich höre nichts, außer den Vögeln, die in der Ferne zwitschern
Der Himmel beginnt sich bereits zu verdunkeln
Wolken schweben über mir in erhabener Schönheit
Während ich laufe betrachte ich ihre Formationen
Sie sehen aus wie von einem Künstler in den Himmel gemalt
Ich komme mir so klein vor, so unbedeutend im Vergleich zu ihrer Größe
Und dann beginne ich zu fühlen
Ich fühle die Natur um mich herum
Ich rieche das Holz der Bäume am Wegesrand
Ich sehe das knallige Gelb der Blumen
Mit jedem Schritt spüre ich den Boden unter meinen Füßen
Ich fühle, dass ich lebe
Und ich weiß, dieses Gefühl darf niemals enden
Denn wenn es endet, ende auch ich
Und mit mir die gesamte Welt um mich herum
Doch gleichzeitig wird mir auch die Wahrheit bewusst
Und der Gedanke daran, dass alles irgendwann vorbei sein wird, stimmt mich traurig
***
Während ich laufe höre ich plötzlich ein Geräusch
Ein Hund steht hinter mir
Ein großes schwarzes Biest, vielleicht ein Kampfhund
An seinem Hals sehe ich eine Leine, doch ich sehe niemanden, der sie hält
Es ist als Schwebe die Leine wie eine Feder in der Luft
Inzwischen ist es dunkler geworden und es fällt mir schwer den Hund in der Dunkelheit zu erkennen
Doch etwas an ihm sticht heraus
Seine Augen, sie strahlen in der Dunkelheit wie Diamanten, reflektieren das Licht der Straßenlaterne
Und sie blicken genau zu mir
Das Tier steht einfach nur da und sieht mich an, ich meine fast in seinem Blick so etwas wie Traurigkeit erkennen zu können
Doch bevor ich einen klaren Gedanken fassen kann, läuft es schon wieder davon und verschwindet hinter einem Gebüsch
Ich setze meinen Gang fort
***
Als ich an meiner Haustür angekommen bin, stecke ich den Schlüssel hinein
Doch etwas hindert mich daran sie zu öffnen
Ich will nicht wieder nach Hause
Ich will nicht wieder in den selben Trott, die selbe Routine wie jeden Tag
Ich will nicht nur existieren
Ich will leben, die Natur um mich herum spüren
Mir fällt der Hund von vorhin wieder ein, in dessen Blick ich so etwas wie Traurigkeit zu erkennen glaubte
Wenn ich genauer darüber nachdenke, fällt mir auf, dass ich mich geirrt haben muss
Es war keine Traurigkeit in seinen Augen, es war Mitleid
Dafür, dass wir Menschen dazu verflucht sind zu sehen, zu erkennen
Ein Hund weiß nicht, dass er existiert, er tut es einfach
Wir Menschen machen uns zu viele Gedanken
Wir leben und sind uns darüber bewusst, doch ebenso wissen wir, dass das alles irgendwann ein Ende haben wird
Wir haben Angst
Ein Hund hat keine Angst vor dem Ende, er lebt einfach
Und obwohl er es nicht weiß, ist er glücklicher als wir es je sein können
Aus unserem Zustand des Wissens gibt es kein Entrinnen
Ich drehe den Schlüssel um.