Heute im TV: Fantasy-Meisterwerk mit Zombies, Drachen und Orks, neben dem aktuelle Blockbuster langweilig wirken

23.11.2022 - 08:00 UhrVor 1 Jahr aktualisiert
Sucker PunchWarner Bros.
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Dem modernen Blockbuster-Kino fehlen Fantasy-Exzesse wie Zack Snyders fantastischer Sucker Punch. Davon könnt ihr euch heute bei Kabel eins mal wieder selbst überzeugen.

Hinweis: Den nachfolgenden Artikel haben wir in ähnlicher Form schon mal veröffentlicht und wegen der aktuellen TV-Ausstrahlung von Sucker Punch in einer überarbeiteten Form neu aufbereitet.

Schon die Auftaktsequenz aus Sucker Punch ist ein audiovisuelles Ereignis, das es in einer solchen Stilwut viel zu selten in vergleichbaren Mainstream-Blockbustern zu sehen gibt. Der Anfang der Geschichte, in der sich die Protagonistin nach dem Tod ihrer Mutter gegen den betrunkenen Stiefvater zur Wehr setzt und dafür in eine Nervenheilanstalt eingeliefert wird, setzt Regisseur Zack Snyder wie ein edles Musikvideo in Szene.

Trotz der starken Ästhetisierung ist dieser Teil noch am ehesten mit der Realität des Films verbunden und deutet höchstens an, wie sehr Snyder seiner inszenatorischen Fantasie anschließend freien Lauf lassen wird. Sucker Punch, der heute um 22:05 Uhr auf Kabel eins läuft, ist erst 11 Jahre alt. Angesichts der heutigen Blockbuster-Landschaft stimmt der Film trotzdem schon jetzt nostalgisch.

Schaut hier noch einen Clip aus Sucker Punch:

Sucker Punch - Clip 2 (English)
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Sucker Punch ist als Blockbuster-Freifahrtschein eine Ausnahmeerscheinung

In den Jahren vor Sucker Punch erarbeitete sich der ehemalige Werbefilmer Snyder mit handwerklich herausstechenden Filmen wie Dawn of the Dead, 300 und Watchmen - Die Wächter den Ruf eines exzessiven Stilisten. Gleichzeitig prägte er eine ganz neue Comicfilm-Ästhetik, die oft nachgeahmt wurde.

Trotzdem polarisierte der Regisseur mit seinem Stil, den viele als bloßen Style over Substance kritisierten, und war nicht unbedingt ein Box-Office-Hit-Garant. Bei einem Budget von rund 130 Millionen Dollar und weltweiten Einnahmen von unter 200 Millionen Dollar  wurde Watchmen beispielsweise kein Erfolg.

Dass Snyder anschließend von Warner Bros. über 80 Millionen Dollar und komplette kreative Freiheit für Sucker Punch bekam, grenzt besonders heute an ein Wunder. Während Sucker Punch der erste Film des Regisseurs war, der nicht auf einer existierenden Comic- oder Filmvorlage basiert, wirkt das Werk umso mehr wie ein logischer Höhepunkt von Snyders unbändigem Stil.

In der Geschichte verliert sich Protagonistin Babydoll (Emily Browning) in verschiedenen Erzählebenen. Was Realität, Einbildung oder Wunschtraum ist, verschwimmt zunehmend miteinander. Dem Regisseur dient dieses Spiel mit der Flucht in die Fantasie aber vor allem einem überbordenden Jonglieren mit Elementen aus der jüngeren Popkultur-Geschichte. Monströse Samurai-Kämpfer, Weltkrieg-Zombies, Drachen und Orks wirbelt Snyder in gewaltigen Action-Set-Pieces am Rande der Videospiel-Ästhetik umher.

Sucker Punch

In der aktuellen Blockbuster-Landschaft, die von Franchise-Verkettungen und Cinematic Universe-Marken wie dem MCU geprägt ist, erscheint Sucker Punch heute wie eine exotische Ausnahmeerscheinung. Provokativ legt Snyder seinen Ausnahmefilm zwischen Pop-Lolita-Fetisch und feministischem Befreiungsschlag an.

Dass ein so großzügig budgetierter Studiofilm mit einem so persönlichen Stil freidrehen darf und dabei noch großes Diskussionspotenzial ermöglicht, ist mittlerweile kaum noch denkbar. Blockbuster wie Sucker Punch fehlen einfach.

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Wie steht ihr zu Zack Snyders Sucker Punch?

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