Huch, The Legend of Zelda hat die E3 gewonnen

16.06.2016 - 16:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
The Legend of Zelda: Breath of the Wild
Nintendo
The Legend of Zelda: Breath of the Wild
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Im Vorfeld wurde Nintendo kleingeredet und die kollektive Aufmerksamkeit galt den "großen" Publishern. Am Ende hatte dann aber doch The Legend of Zelda: Breath of the Wild die Oberhand und das auch noch völlig zu Recht.

Spätestens mit Kratos, der aus dem Dunkel tritt und offenbart, dass uns hier ein Quasi-Reboot der God of War-Reihe präsentiert wird, schien klar zu sein, dass Sony die E3 gewonnen hat. Die folgenden Highlights der Pressekonferenz taten ihr übrigens. Ob man eine Spielemesse tatsächlich gewinnen kann, das sei einmal dahingestellt, aber eine Sache ist für mich klar: Der Sieger ist ganz sicher nicht Sony, es ist The Legend of Zelda: Breath of the Wild. Und offenbar stehe ich damit nicht allein.

Nintendo gegen Goliath

Wenn wir uns das Social Media-Feedback der diesjährigen E3 anschauen, dann wird schnell klar, dass The Legend of Zelda: Breath of the Wild tatsächlich das Spiel der Messe ist, über das in sozialen Netzwerken  am meisten diskutiert wurde. Battlefield 1, der stolze Platz 2 des Rankings, wurde nur halb so oft erwähnt wie der neueste Ableger der legendären Nintendo-Reihe. Und auch in den E3-Hallen scheint Breath of the Wild die Spieler zu faszinieren, die Schlange zur spielbaren The Legend of Zelda-Demo soll mit Abstand die längste sein , die es auf der Messe zu finden gibt.


Wie hat es Breath of the Wild aber geschafft, vor allem in Anbetracht der verhältnismäßig klein gehaltenen Nintendo-Präsentation, derart viel Eindruck zu machen? Ganz einfach: Es ist anders als alles andere, das auf der E3 gezeigt wurde. Zugegeben, wir machen uns oft etwas über Nintendo und die Eigenheiten des Entwicklers lustig, aber es ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Herangehensweise von Nintendo an das Medium Videospiel ganz anders motiviert ist als bei der übrigen großen Konkurrenz. Während die Pressekonferenzen von Bethesda, Ubisoft, EA, Microsoft und Sony zwar von unterschiedlicher Qualität waren, so sind sie in ihrer Tonalität relativ ähnlich. Entweder sind die Spiele episch oder sie sind düster — brutal aber auf jedenfall.

Die Andersartigkeit von Nintendo wird dann als sonderbar herausgestellt und selbst vernünftige Spieler neigen dazu, Nintendo-Titel als Spiele für Kinder anzusehen. Dass Gewalt und Realismus aber nicht zwangsläufig zu "erwachsenen" Spielen führen, haben die letzten Jahre deutlich genug gezeigt. The Legend of Zelda: Breath of the Wild ist im Kern kein Innovations-Coup und scheint sich bei vielen Klassikern des westlichen Spieldesigns bedient zu haben und auf das eigene Spielgefühl anwenden zu wollen. Hier ein bisschen Crafting, da ein bisschen Loot und von Survival-Mechaniken können wir ja sowieso nie genug haben. Es ist aber die Arrangement dieser Elemente, die das Spiel so besonders macht.

Abenteuerlich und liebenswert

Mit Breath of the Wild versucht Nintendo, das Abenteuergefühl wieder zu stärken, das im The Legend of Zelda-Original von 1986 so präsent war. Darum sollen Link und wir einfach in die Spielwelt geworfen werden, in der wir uns zurechtfinden müssen. Unsere Wege, unsere Fertigkeiten und unsere Ziele suchen wir uns selber aus und die gigantische Spielwelt gibt uns den nötigen Raum dazu. Doch der Begriff "Abenteuer" ist für Nintendo eben anders definiert, als es er es bei den anderen Publishern ist. Auch Kratos erlebt Abenteuer, doch er schlägt dabei eben Trollen die Zähne aus und zerteilt Kobolde.

Im Hintergrund: Die E3-Konkurrenz

The Legend of Zelda: Breath of the Wild ist bunt, abwechslungsreich und verspielt. Das Abenteuer von Link hat keine besondere Schwere, keine aufgesetzte Melancholie und der Elfenjunge ist auch kein gebrochener Mann, der auf Rache sinnt. Mit satten Farben und idyllischen Landschaften versucht Nintendo das Abenteuergefühl anzusprechen, das uns als Kinder angetrieben hat, wenn wir mit dem Stock in der Hand über die Wiese rennen und kindgerechte Giganten aus dem Weg räumen. Dass die erste Waffe, die Link in Nintendos fast 5-stündiger Gameplay-Präsentation in die Hand nimmt, ein Ast ist, ist sicher kein Zufall.

Wenn wir Link zuschauen, wie er sich durch die Welt bewegt, auf seinem Schild den Abhang hinunterschlittert, Feuerholz sammelt oder eben auch auf dem Pferd reitend mit Pfeil und Bogen Jagd auf dämonisch Robo-Spinnen macht, dann strahlt The Legend of Zelda: Breath of the Wild dennoch eine gewisse positive Aura aus. Link ist nicht in dieser Welt, um zu zerstören und er muss die Natur auch nicht besiegen, um in ihr überleben zu können. Vielmehr lädt uns Breath of the Wild dazu ein, uns mit der Umgebung auseinanderzusetzen und im Idealfall mit ihr zu harmonisieren.

Auf der E3 war The Legend of Zelda: Breath of the Wild ein frischer Wind, der durch den staubigen Militär-Spind der Konkurrenz wehte. Leichtherzigkeit muss nicht Oberflächlichkeit bedeuten und ich hoffe, dass das fertige Spiel beweisen kann, was letztendlich wirklich alles zu bieten hat. Die Menge an ausführlichem Gameplay-Material, das Nintendo so selbstbewusst präsentiert hat, zeigt ein 30 Jahre altes Franchise, das sich modern und traditionell zugleich anfühlt. Und davon kann sich die restliche Riege der sogenannten E3-Highlights ein großes Stück von abschneiden.

Herzlichen Glückwunsch, Link. Ich freue mich auf dich.

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