Ich, Dschungeltiere, Indiana Jones & The Fate of Atlantis

28.04.2015 - 09:00 Uhr
Mein Herz für Pixel: Indiana Jones & The Fate of Atlantis
LucasArts
Mein Herz für Pixel: Indiana Jones & The Fate of Atlantis
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Im inoffiziellen vierten Film Indiana Jones and the Fate of Atlantis habe ich mich vor vielen, vielen Jahren auf die Suche nach Atlantis gemacht. Warum sich das Abenteuer auch heute noch lohnt, könnt ihr in Mein Herz für Klassiker nachlesen.

Indiana Jones und das Königreich des Kristallschädels ist der Titel des offiziellen vierten Teils der Indiana Jones-Saga, auf den Fans fast zwei Jahrzehnte so intensiv hingefiebert haben, wie seither seine Existenz zu verdrängen versuchen. Das 2008 erschienene Abenteuer, das erneut Harrison Ford unter die Fedora des berühmten Dr. Henry Jones Jr. aka Indiana Jones (nur echt nach dem Familienhund bekannt) steckte, scheiterte aus vielen Gründen daran, den trashig-fantastischen Flair der ersten drei Filme wieder aufleben und unsere Abenteurer-Herzen höher schlagen zu lassen. Anstatt sich mit all seinen Fehlern (unter ihnen Shia LaBeouf und fliegende Kühlschränke) auseinanderzusetzen, ist es leichter einfach zu behaupten, dass es gar keinen vierten Teil gibt. Oder aber zu sagen, dass der vierte Teil nur einfach nie verfilmt wurde.

Gute Frage

Denn der eigentliche vierte Teil der Indy-Saga ist Indiana Jones and the Fate of Atlantis , ein 1992 veröffentlichtes Point & Click-Adventure von LucasArts. Es gehört zu den ersten Spielen, die ich je gespielt habe und das noch dazu so intensiv, dass ich noch heute im Halbschlaf sagen könnte, wo sich welcher Gegenstand befindet und wie er kombiniert werden muss, um ein Rätsel zu lösen. Übung hatte ich nämlich genug, da ich Indy niemals Leid wurde und außerdem unglaublich schlecht in Spielen dieser Art war (und bin): Hervorragende Voraussetzungen für eine Zeit, in der das nächste neue Spiel nicht nur ein paar Mausklicks entfernt war.

Point & Click-Adventures und ich haben eine schwierige Beziehung, da ich das Genre eigentlich liebe, aber jegliche Geduld vermissen lassen, die sie abverlangen. Besonders in Zeiten, in denen das Internet und Walkthroughs noch in weiter Ferne lagen, war das ein echtes Problem. Zum Glück lebte ich mit zwei menschlichen Lösungsbüchern zusammen, auf die ich zurückgreifen konnte, wenn ich an einer Stelle steckte. Der Trick dabei war es, nicht etwa nach Hilfe zu fragen (das lag unter der Würde einer Sechsjährigen), sondern immer dann zufällig im selben Raum zu sein, wenn meine Mutter oder mein Vater gerade das Schicksal von Atlantis erkundeten. Nur so fand ich heraus, dass Sarkasmus und Ehrlichkeit vielleicht nicht immer die perfekte Lösung sind und Dschungeltiere fantastisches Schlangenfutter abgeben.

Vorbereitung zur Schlangenfütterung

Indiana Jones and the Fate of Atlantis sprach nicht nur meine Liebe zu Abenteuern (und Abenteurern) an, sondern auch zu Geschichten, Mythologie und dem so berühmten wie zeitlosen LucasArts-Humor, der nicht nur ihre eigenen Point & Click-Adventures prägte, sondern letztlich das ganze Genre.

Indiana Jones and the Fate of Atlantis beginnt mit einem spielbaren Intro, in dem Indy im Auftrag eines Fremden nach einer mysteriösen Statue sucht, die sich irgendwo auf dem Gelände seiner Universität befindet. Der Fremde entpuppt sich (wie könnte es anders sein?) als Agent des Dritten Reiches und wenn wir eines aus Indiana Jones Abenteuern gelernt haben, dann dass es nie eine gute Idee ist, ihnen irgendwelche Artefakte zu überlassen. In diesem Fall ist das größenwahnsinnige Regime auf der Suche nach Atlantis, was natürlich bedeutet, dass Indy die sagenumwobene Insel zuerst finden muss. Dabei begleitet ihn seine ehemalige Assistentin und Geliebte Sophia, die mittlerweile zu einem angesehenen Medium geworden ist.

Je nachdem, welchen Schwerpunkt ihr in einem Gespräch mit ihr legt, verändert sich das komplette Spiel. Es gibt drei Möglichkeiten Indiana Jones and the Fate of Atlantis zu meistern: der Action-Weg, der Rätsel-Weg oder der Team-Weg. Letzterer war für mich schon immer der spannendste, da er euch neben Indy außerdem Sophia steuern lässt, die so ein wichtiger Teil des Abenteuers und ebenfalls spielbar wird.

Unterwegs mit Sophia

Rätsel und aufgesuchte Orte verändern sich mit eurer Wahl, was den Wiederspielwert zwar gewaltig erhöht, für eine Grundschülerin, die das Prinzip nicht kannte, allerdings sehr verwirrend war. Indiana Jones and the Fate of Atlantis brachte mir früh bei, dass es für ein Problem mehrere Herangehensweisen gibt und dass nur weil etwas in der Vergangenheit einmal funktioniert hat, das nicht bedeutet, dass es beim nächsten Mal genauso ist. Und da sage noch jemand, dass Kinder nichts von Videospielen lernen können.

Als Indiana Jones and the Fate of Atlantis vor ein paar Jahren für kleines Geld seinen Weg auf Steam fand, überlegte ich lange, ob ich noch einen Abstecher nach Atlantis wagen sollte. Indys inoffizieller vierter Film gehört noch heute zu meinen Lieblingsspielen allerdings hatte ich Angst davor, dass daran wie so oft vor allem verklärte Nostalgie Schuld ist. Die Angst, dass das Schicksal von Atlantis doch nicht so interessant ist wie in meiner kindlich-verliebten Erinnerung, ließ mich nicht los – ebenso wenig wie das Verlangen, das Risiko doch einzugehen. Das habe ich letztlich auch getan und es keine Minute bereut. Indiana Jones and the Fate of Atlantis ist heute noch genauso fantastisch wie 1992.

Die Geschichte, die Musik, die Atmosphäre, sogar die farbenfrohe und detailverliebte Pixelgrafik konnten der Zeit trotzen, ohne etwas von ihrem Charme zu verlieren. Indiana Jones and the Fate of Atlantis ist mehr als nur ein Artefakt digitaler Archäologie, das besser hätte vergraben bleiben sollen. Anders als Indiana Jones aber behaupten würde, gehört es nicht (nur) in ein Museum – es gehört in jede Spielesammlung.

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