Ich, Final Fantasy X & eine völlig neue Welt

19.04.2016 - 09:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Final Fantasy X
Square Enix
Final Fantasy X
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Seit Final Fantasy VII hat es kein Final Fantasy mehr gegeben, das alles richtig gemacht hat? In meinen Augen gibt es da allerdings einen Kandidaten, der gerne einmal übersehen wird.

Hajime Tabata, Director von Final Fantasy XV, sagte in einem Interview,  dass sich seit Final Fantasy VII  kein Teil der Serie mehr die hohen Ansprüche an die Serie erfüllt habe. Hier muss ich ganz vehement widersprechen: Für mich ist nämlich Final Fantasy X ein Meilenstein der Serie und der Teil, der mich überhaupt erst dazu gebracht hat, die Geschichten von Cloud, Squall und Co. kennen lernen zu wollen.

Als ich Final Fantasy 10 damals zum ersten Mal eingelegt habe, war ich begeistert von der Grafik. Das war 2003, also schon ein bisschen nach dem Release des Spiels. Bis dahin kannte ich nur Spiele auf dem N64 und schon das Intro kam mir so beeindruckend vor, dass ich sogar meine Mutter zwang, sich das mit mir anzuschauen — leider hat sie das meinem Hobby auch nicht näher gebracht.

Ja, für die damalige Zeit sah Final Fantasy 10 einfach fantastisch aus. Jede einzelne Cutscene, jeder beeindruckende Boss und jeder lebendige, neue Abschnitt der Spielwelt hat mich begeistert und erstaunt. Tabatas Anspruch an bahnbrechende Technik wurde das Spiel meiner Meinung nach also schon mal gerecht.

Abseits der technischen Qualitäten beeindruckte mich dieser Ableger der Serie aber auch mit der Spielwelt, die mir nach und nach vorgestellt wurde. Final Fantasy 10 erzählt für mich auch heute noch eine wunderschöne Geschichte — und dabei geht es mir weniger um die epische Aufgabe, Sin zu besiegen, sondern viel mehr um all die Fragen, die dieses Spiel in den Mittelpunkt rückt.

Yunas Beschwörung in Killika

Final Fantasy konfrontierte mich mit philosophischen Kopfnüssen: Werden wir in unser Schicksal hineingeboren? Wie können wir einen Platz im Leben ohne die Hilfe unserer Eltern finden? Was bedeutet Heimat? Und müssen wir althergebrachten Traditionen folgen? Sogar Themen wie ins religiöser Fundamentalismus und Rassismus, sowie der Umgang mit dem Tod spielen eine Rolle. Ziemlich viele Themen auf einmal, aber für mich hat die Geschichte gerade deswegen so gut funktioniert — nicht zuletzt auch, weil sich einige der persönlicheren Fragen mit den Irrungen meiner eigenen Pubertät gedeckt haben.

Sein Interview beendete Tabate mit der Forderung, dass ein gutes Final Fantasy-Spiel dazu bereit sein muss, alles zu verändern und etwas Neues zu wagen. Im Kontext zu den vorherigen Teilen mag Final Fantasy X da durchaus nicht viel Neues mitbringen, das ist wahr. Für mich als damals junger Videospielfan allerdings hat das Spiel praktisch alles neu gemacht — nur eben im Vergleich mit den Spielen, die ich kannte. Und mal ehrlich, habt ihr schon mal ein anderes Spiel gesehen, in dem Sportveranstaltungen andauernd in Katastrophen enden und ihr am Ende trotzdem noch einen riesigen Pokal mitnehmen könnt?

Bis Final Fantasy 10 verbrachte ich meine Zeit mit Spielen wie Pokémon Gelb und The Legend of Zelda: Ocarina of Time. Gerade deswegen ware das riesige Sphäro-Brett, die ungeheure Auswahl an Ausrüstung und deren Upgrades mehr als beeindruckend. Für mich hat das Spiel etwas wirklich und wahrhaftig Neues versucht und alle Grenzen, die ich bis dahin kannte, kilometerweit überschritten.

Ein Antagonist, dem man wirklich nicht mögen kann

Für mich persönlich ist die Reise mit Tidus und Yuna genau die Coming of Age-Geschichte, die ich mir damals gewünscht habe. Umso mehr, weil sie nicht unbedingt dem klassischen Muster folgt und uns mit einem Happy End entlässt, sondern stattdessen den eigenen Regeln konsequent folgt. Dass Final Fantasy X-2 dieses eigentlich so schöne Ende dann leider ad absurdum geführt hat, ist eine ganz andere, traurige Geschichte.

Und so ist dieses Spiel auch reich an Magic Moments. Damit meine ich gar nicht so sehr die typischen Szenen wie das Ende oder Yunas und Tidus' Kuss-Szene. Für mich ist Yunas Ritual nach der Zerstörung von Killika viel eher ein Moment, der jedes Mal wieder Gänsehaut auslöst. Genauso wie die Entscheidungen, die Yuna gegen Seymour und Lady Yunalesca trifft. Und als ich damals in Zanarkand war und die Szene aus dem Intro sich wiederholte, nur mit so viel mehr Bedeutung, war das kaum mehr zu toppen.

Ja, Final Fantasy 10 hat trotz allem natürlich seine Fehler. Es ist langatmig, Tidus' Laufen im Schneckentempo kann unheimlich aggressiv machen und das Rätsel im Tempel von Bevelle ist ziemlich abgedreht. Auch muss ich mit allen anderen Teilen im Hinterkopf heute doch zugeben, dass Final Fantasy 10 viel konservativer ist, als ich es damals empfunden habe. Aber trotzdem wird es für mich immer das Spiel sein, mit dessen Geschichten ich am meisten mitgefiebert habe. Und verdammt, Seymour, wieso bist du nicht einfach tot geblieben?

Welches Final Fantasy ist euer persönlicher Favorit?

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