Ich habe Miitomo ausprobiert & jetzt finde ich meine Freunde komisch

01.04.2016 - 16:15 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Miitomo
Nintendo
Miitomo
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Miitomo ist die erste Smartphone-App, an der sich Nintendo je versucht hat. Und was soll ich sagen: Es ist ein Volltreffer. Irgendwie. Ich versuche, meine ersten Eindrücke zu bündeln.

Hannes gefällt an Katzen vor allem die süßen Welpen und denkt, dass jeder Mensch 23 Beziehungen führen sollte. Rae sammelt in ihrer Freizeit gerne Seelen. Phil findet, dass mein letztes Urlaubsfoto "ugly af" (sinngemäß: Nicht so hübsch!) aussieht. Jeder von ihnen hat Schwierigkeiten, eine Lieblingsbrotsorte zu nennen. Hannes wünscht sich für sein Zimmer außerdem ein Poster von Muammar al-Gaddafi.

"Wie gut kennst du deine Freunde wirklich?" lautet das Leitmotto von Nintendos neuster und erster Social-App. "Offenbar gar nicht", denke ich mir und staune darüber, dass mein ehemaliger Schulfreund den Wunsch geäußert hat, in einen meiner Schuhe zu urinieren. Zwölf Leute schenkten dieser Antwort ein saftig rot leuchtendes Herz. Zwölf Leuten gefällt das. Das ist immerhin ein Dutzend und ein Dutzend ist sehr nah dran an der 50. Fast 100 Leute unterstützen diesen Wunsch also. Ein wenig mulmig wird mir schon und ich breche präventiv jeden Kontakt ab.

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Ja, die Welt der Fragen und Antworten ist in Miitomo sehr bunt und ausgefallen. Ich habe die Nutzungsbedingungen der App ehrlich gesagt nicht sonderlich konzentriert gelesen, allerdings scheint ganz generell eine unspektakuläre Antwort auf eine von Nintendos Fragen gegen die Richtlinien zu verstoßen. Nur sehr selten stoße ich auf fast schon zurückhaltend ehrliche Bekundungen von Freunden, dass sie derzeit gerne Better Call Saul sehen oder Pasta mögen — nicht als Hobby, Poster-Motiv oder Revolutionsführer, sondern schlicht und einfach als Lieblingsessen. Fühlt sich irgendwie seltsam an.

Mittlerweile hat mein Spielcharakter Level 4 erreicht und seine Standard-Kleidung gegen ein Hot Dog-Kostüm getauscht. Für Schuhe hatte ich nicht mehr genügend Spielmünzen zur Verfügung, eine Schleife (rot) war allerdings noch im Budget. Ich habe so viel virtuelles Lob für mein Kostüm bekommen, dass ich bereits einige Online-Versandhändler nach einem solchen Anzug durchforstet habe. Noch ist der Warenkorb leer, aber seitdem grinsen mich Männer mittleren Alters aus der Anzeigen-Ecke von Facebook an, die ihre Nacktheit nur durch eine gigantische Stoff-Pizza verdecken. Nicht exakt das, was ich als Gewinn bezeichnen würde, aber das Glas ist ja halb voll.

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Ich stehe noch ganz am Anfang meiner Miitomo-Karriere und ich bemerke schon jetzt, wie sie mein Zusammenleben mit meinen Freunden beeinflusst. Noch gestern Abend erinnerten wir uns gegenseitig spaßend daran, heute an die Ladekabel zu denken, weil die Miitomo-App so viel Akku saugt.

An diesem Morgen entdecke ich vier strahlend weiße Kabel an den Rechnern meiner Kollegen baumeln.

Ein wenig macht mir Miitomo ja Angst, aber der Spaß überwiegt, eine ganz neue Variante des Tamagotchis zu besitzen, nach der ich mich jahrelang gesehnt habe. Nun verpasse ich allerdings nicht mehr einem Pixelmonster Spritzen und spiele mit ihm, sondern frage mich, wie wohl Giraffen schmecken, wenn man an ihnen leckt. Drei Freunde geben mir dafür ihr Herz. Ob sie auch schon darüber nachgedacht haben? Interessant. Sehr interessant.

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