Ich, Kirby's Dreamland & Nintendos weiße Knutschkugel

24.05.2016 - 09:00 Uhr
Kirby's Dreamland
Nintendo
Kirby's Dreamland
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Putzig, knuddelig, pink, Kirby! So kennen wir Nintendos Knutschkugel heute. Ich mache in meinem Herz für Klassiker eine Reise in die Vergangenheit und gehe zurück an den Anfang des beliebten Charakters in Kirby's Dreamland.

Mittlerweile wisst ihr vielleicht von meinem langen, erbitterten Kampf  gegen meine Eltern, dessen einziges Ziel es war, endlich einen Game Boy mein Eigen nennen zu dürfen. Bevor dieses Happy End allerdings eintrat, konnte ich zumindest den ein oder anderen heimlichen Teilsieg für mich verbuchen, der meinen Wunsch in neue Höhen trieb.

Ich hatte das große Glück, dass eine meiner Klassenkameradinnen einen dieser magischen grauen Kästen besaß und gewillt war, ihn mir für einen Nachmittag auszuleihen. Dafür musste ich lediglich eine meiner Barbies vorübergehend in ihre Hände geben, was für eine Viertklässlerin durchaus ein nicht zu unterschätzendes Wagnis ist. Die Wahl des Spiels überließ ich ihr, da ich mich zu diesem Zeitpunkt wenig mit Game Boy-Titeln auskannte und offenbar gerade sehr risikofreudig war, im Barbie-gegen-Game Boy-Tauschgeschäft. Sie entschied sich dafür, mir Kirby's Dreamland zu geben.

Kirby wie er sich an einen Stern klammert

Gemeinsam mit dem Handheld schmuggelte ich das Spiel unter den Adleraugen meiner Mutter in mein Kinderzimmer. Um dort in Ruhe spielen zu können, ohne erwischt zu werden und in Erklärungsnöte zu geraten, musste ich erst einmal einige Vorkehrungen treffen. Das bedeutete, dass die Tür immer einen Spalt breit geöffnet sein musste, damit ich Schritte auf dem Flur früh vernehmen und den Game Boy in einer Schublade begraben könnte. Das steigerte den ansonsten ziemlich geringen Schwierigkeitsgrad immens, denn die Anspannung kam so nicht von Kirby's Dreamland, sondern eher vom Sauron'schen Auge meiner Mutter. Mit Musik spielen war ebenfalls ausgeschlossen, denn egal wie leise ich den Sound stellte, meine Paranoia sagte mir immer, es wäre noch immer zu laut und ich würde jeden Moment erwischt werden. Vielleicht wäre meine Angst geringer gewesen, wenn ich mich nicht gerade während meiner Hausaufgabenzeit mit Kirby durch das Traumland gefuttert hätte ...

Mir war damals nicht bewusst, wie stark sich Kirby's Dreamland von vielen anderen Game Boy-Spielen unterschied. Dass die kleine Knutschkugel – die damals noch weiß und nicht pink war – Gegner erstmals durch Einsaugen und Ausspucken und nicht durch einen gezielten Sprung auf den Kopf außer Gefecht setzte, schien für mich nur logisch. Ich verliebte mich sofort in diese Mechanik und hatte viel zu viel Spaß damit, Kirby alles was nicht niet- und nagelfest war, einsaugen zu lassen. Dass ich ihn sogar durch die Lüfte schweben lassen konnte, war ein zusätzlicher Bonus, ebenso wie sein putziges Aussehen.

Anders als Mario konnte Kirby sogar fliegen

Jump & Runs hatte ich zu diesem Zeitpunkt schon einige auf dem PC gespielt, Kirby's Dreamland war allerdings mein erster Platformer-Ausflug auf einem Handheld und keiner seiner Vorgänger ließ sich wirklich mit ihm vergleichen. Das Spiel war perfekt als Konsolen-Einstieg geeignet. Der Schwierigkeitsgrad war wie erwähnt sehr niedrig. Unter den frühen Nintendo-Spielen war es sicherlich eines der einfachsten. Was für erfahrene Game Boy-Spieler vielleicht abschreckend gewesen sein mag, war für mich ein Segen. So fühlte sich mein erster kurzer Ausflug in die Welt der Handhelds so natürlich an wie atmen – und das wiederum sorgte dafür, dass mein Wunsch nach einem Game Boy nur umso intensiver wurde. Mit jedem eingesaugten und ausgespuckten Gegner schwebten Kirby und der graue Klotz, der ihn beheimatete, ein Stückchen weiter auf meiner Wunschliste nach oben.

Es fiel mir schwer, den Game Boy inklusive der weißen Kugel nach einem wunderbaren Nachmittag am nächsten Tag zurückgeben zu müssen. Durchgespielt hatte ich Kirby's Dreamland zu diesem Zeitpunkt nicht. Das war unter anderem der Tatsache geschuldet, dass es keine Speicherfunktion gab und ich den Game Boy leichtsinnig ausgemacht hatte ...

Ich weiß nicht mehr, ob ich noch im selben Jahr oder in dem danach selbst endlich einen Game Boy bekam. Was ich noch weiß ist, dass ich mir selbst immer noch einmal Kirby's Dreamland kaufen und es endlich durchspielen wollte. Bis heute habe ich das nicht getan und obwohl mein eigener grauer Klotz noch immer seinen Ehrenplatz in meinem Regal hat, würde ich mir das Spiel heute vielleicht eher für Virtual Console holen. Hier kann man nämlich speichern.

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