Ich, Need for Speed III & der Kampf der Generationen

11.08.2015 - 09:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Erbitterte Rennen gegen die Polizei und andere Kontrahenten
Electronic Arts
Erbitterte Rennen gegen die Polizei und andere Kontrahenten
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Need for Speed III: Hot Pursuit zählte zu den ersten Spielen, die mit der PS One Einzug in mein Elternhaus gehalten haben. Das hat damals den Startpunkt für einen Generationenkampf markiert, den ich erst kürzlich für mich entscheiden konnte.

Jeder hat ab und an das Gefühl, manche Dinge würden sich niemals ändern. Doch irgendwann belehrt uns das Leben immer eines Besseren. Ich war zum Beispiel lange Zeit fest davon überzeugt, dass ich niemals dazu in der Lage sein könnte, meinen Vater in Need for Speed III: Hot Pursuit zu schlagen. Dann kam dieser verregnete Tag kurz nach meinem 23. Geburtstag.

Ob in Vergangenheit oder Gegenwart — Bodenwellen bedeuten Spaß


Lange vor Need for Speed: Rivals und dem kommenden Reboot wurde im Jahr 1998 Need for Speed III: Hot Pursuit für PC und die PlayStation veröffentlicht. Die kleine Conny war damals, irgendwann um die Jahrtausendwende, sehr angetan von der merkwürdigen grauen Box, die vor nicht allzu langer Zeit im Wohnzimmer erschienen war und immer auf magische Weise damit begonnen hatte, Motorengeräusche von sich zugeben, wenn Papa davor Platz genommen hatte. Das hatte bei ihr selbstverständlich immenses Interesse geweckt.

Eines Nachmittags war es dann soweit. Ihr Erziehungsberechtigter drückte ihr zum ersten Mal in ihrem Leben einen Konsolen-Controller in die Patschehändchen und erklärte ihr die Funktionen der runden Knöpfe mit den merkwürdigen, farbigen Symbolen. Klein Conny war selbstverständlich davon überzeugt, dass sie das Spiel im Nullkommanichts beherrschen würde — schließlich war das mit Pokémon Blau auf dem Game Boy Color ja auch nie ein Problem gewesen. Doch weit gefehlt!

Den Gegner in die Wüste schicken


Neben den langweiligen, konventionellen Modi (Turnier-Rennen, Einzelspieler, K.O.-Rennen & Co.) bietet Need for Speed III: Hot Pursuit den titelgebenden Hot Pursuit-Modus. Darin müssen sich Spieler bei haarsträubenden Verfolgungsjagden alleine gegen Polizeiwagen behaupten und Rennen abschließen, bevor sie von der Polizei gestoppt und hinter Gitter gebracht werden. Im Multiplayer greift dasselbe Prinzip, allerdings müssen Spieler hier nicht nur schneller als der Arm des Gesetzes sondern auch als ihr Kontrahent sein, um als Sieger aus dem Rennen hervorzugehen.

Damals war ich insbesondere begeistert von einer Strecke mit dem Namen Aquatica und zwar aus einem ganz bestimmten Grund. Dieser Rundkurs, auf dem Rennen während eines traumhaften Sonnenuntergangs bestritten werden, schließt nämlich nicht nur einen unheimlich coolen Unterwassertunnel ein. Sondern dort ist auch ein Kreuzfahrtschiff zu sehen, das der Titanic nachempfunden ist und als Kind der Neunziger hatte es mir dieser Film damals ganz schön angetan.

Die heißgeliebte Strecke Aquatica


Trotzdem ließ ich mich niemals von diesem Bötchen jenseits der Strecke ablenken, sondern versuchte stets Bestzeiten zu erreichen. So jagte ich meinem Vater Runde um Runde immer dicht gefolgt von der Polizei — denn wie ich fand und finde, machen Rennen im Hot Pursuit-Modus einfach am meisten Spaß — hinterher. Dabei spielten wir unfair, drängten uns gegenseitig von der Straße ab oder in die Nagelbretter und Barrieren der Polizei. Auch wenn ich vielleicht mal für kurze Zeit die Führung übernehmen konnte, kann ich mich nicht erinnern jemals gegen ihn gewonnen zu haben.

Dann verbannte die PlayStation 2 ihren Vorgänger in irgendeine Schublade und danach wurde es irgendwann total uncool mit den Eltern abzuhängen. Die alte Fehde geriet also irgendwann in Vergessenheit, ebenso wie der große graue Klotz von Konsole. Bis ich vor Kurzem anlässlich meines Geburtstags meine Eltern besuchte und an einem verregneten Tag wieder daran denken musste.

Nichts hält ewig — diese Erfahrung musste an jenem denkwürdigen Tag auch mein Vater machen. Nachdem ich den Konsolen-Dino wieder ausgegraben, abgestaubt und angeschlossen hatte, wurde wieder das gute alte Need for Speed III: Hot Pursuit eingelegt. Auf einmal fiel mir das Gewinnen überraschend leicht, ich konnte meinen Kontrahenten abhängen und über weite Stecken alleine durch die Pixellandschaft jagen. Ob es nun daran lag, dass ich mittlerweile konsolentechnisch besser im Training bin oder mein Vater schlichtweg alt wird, vermag ich nicht zu sagen. Was in dem Moment viel mehr zählte, war der süße Triumph.

Als ich mir vor Kurzem eine PlayStation 4 zulegte, wies mich mein Vater übrigens entsetzt darauf hin, dass ich vergessen hatte, eine Memory Card für diese Konsole zu erwerben. Ach ja, die alten Zeiten...

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