Ich, schwere Fehler & Pokémon Trading Card Game

29.09.2015 - 10:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Pokémon Trading Card Game
Nintendo
Pokémon Trading Card Game
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Das Pokémon-Franchise hat viele Ableger hervorgebracht, darunter auch Pokémon Trading Card Game. Weshalb dieses Spiel zu einem ungünstigen Zeitpunkt in mein Leben trat und warum mich eine Fernbusreise zu diesem Text inspirierte, erfahrt ihr im Anschluss.

Neulich im Fernbus. Es war schon relativ spät, das Tageslicht schwand, die Scheinwerfer auf der Gegenspur standen dicht aneinandergereiht wie die Perlen einer Kette. Irgendwo im hinteren Teil des Gefährts gab jemand schnorchelnde Geräusche von sich. Mein iPod lag in meinem Schoss , ich lauschte der Stimme von Matt Bellamy und ließ meinen Blick umherschweifen. Vor mir saß eine junge Frau und in der Spiegelung der Scheibe, vor der die Dämmerung langsam über die Autobahn kroch, sah ich ein Game Boy-Display.

Sie spielte Pokémon Trading Card Game, einen Titel, der im Dezember 2000 auf dem europäischen Markt für den Game Boy Color erschien. Als ich an jenem Abend aus dem Fernbus stieg und schließlich in meinem trauten Heim ankam, holte ich ebenfalls meinen Handheld aus der Versenkung und hatte am nächsten Morgen aufgrund Schlafmangels Schwierigkeiten, meine Augen beim Klang des Weckers zu öffnen.

Wie der Name Pokémon Trading Card Game schon verrät, spielen darin die Pokémon-Sammelkarten eine zentrale Rolle. Sie entsprechen in Teilen real existierenden, physischen Versionen, jedoch wurden auch Karten integriert, die in der realen Welt so nicht erhältlich sind. Ähnlich wie bei den Hauptablegern des Franchises, spielt ihr auch in Pokémon Trading Card Game einen jungen Protagonisten, dessen Namen ihr selbst wählen dürft. Ich habe mich übrigens Paul genannt — die genaue Gründe dafür kenne ich nicht mehr.

Auf dieser Insel dreht sich alles um Karten

Darüber hinaus gibt es weitere Parallelen zwischen diesem Spin-Off und den Hauptspielen. Ausgangspunkt eures Abenteuers ist das Labor von Doktor Mason, in dem ihr euch zwischen drei Starterdecks entscheiden müsst, die um die Starter aus Pokémon Rot/Blau (Glumanda, Bisasam, Schiggy) aufgebaut sind. Außerdem reist ihr in Pokémon Trading Card Game mit eurer Hauptfigur kreuz und quer über eine Insel, um in verschiedenen Clubs zu NPCs zu Duellen herauszufordern. Diese acht Clubs decken sich in vielerlei Hinsicht mit den acht Arenen aus den Hauptteilen — sie richten sich nach gewissen Pokémon-Typen wie Psycho oder Pflanze, ihr müsst darin einen Club-Leiter besiegen und am Ende erhaltet ihr eine Medaille als Beweis für euren Triumph.

So sehen Sammlungen von Siegern aus

Auch das Ziel von Pokémon Trading Card Game korrespondiert mit einem der Hauptziele der euch höchstwahrscheinlich bestens bekannten Pokémon-Spiele — nämlich der Allerbeste zu werden. Um zum Kartenmeister aufzusteigen, müsst ihr zunächst alle acht Club-Leiter und danach noch die vier Großmeister besiegen, von denen ihr außerdem legendäre Karten erhaltet. Doch davon abgesehen erhaltet ihr immer dann Booster Packs, wenn ihr aus Duellen als Sieger hervorgeht. Diese enthalten, ihr habt es vielleicht bereits erraten, zufällig generierte Karten.

Allerdings könnt ihr diese Clubs nach Gusto besuchen und müsst euch dabei nicht an eine festgelegte Reihenfolge halten. Im Gegensatz zu den Hauptspielen liegt Pokémon Trading Card Game außerdem kein Level-System zugrunde und bei erlittenen Niederlagen werdet ihr nicht vom Spiel bestraft.

Mitten im Kampfgeschehen

Ein Deck enthält bei dem Pokémon Trading Card Game insgesamt 60 Karten und kann aus vielen verschiedenen Karten-Typen bestehen. Dazu zählen Pokémonkarten sowie deren entsprechende Entwicklungskarten, außerdem Energiekarten, mit deren Hilfe ihr Attacken ausführen könnt und Trainerkarten, die euch Vorteile verschaffen. Wie ihr es aus Spielen wie Pokémon Rot und Blau gewöhnt seid, können die Taschenmonster auch durch Statusveränderungen beeinträchtigt werden. Im Falle von Pokémon Trading Card Game werden diese als Spezielle Zustände bezeichnet. Aber damit nun genug zur groben Theorie des Spiels.

Da ich sowieso ein großer Fan des Pokémon-Franchises war und bin, klang für mich ein Kartenspiel, das sich ebenfalls ausschließlich um diese Kreaturen dreht, unglaublich verlockend. Allerdings ist mir gut im Gedächtnis geblieben, dass Pokémon Trading Card Game schlicht und einfach viel zu spät in mein Leben trat. Nachdem meine Leidenschaft in der Grundschule mit Pokémon Blau entfacht wurde, entdeckte ich nämlich nach einiger Zeit auch die Sammelkarten für mich. Ohne einen blassen Schimmer von den Spielregeln zu haben, weshalb viele für das Spiel wichtige Energiekarten ohne Umschweife in den Müll wanderten. Darauf war ja schließlich kein Pokémon zu sehen.

Virtuelle Version einer Pokémon-Sammelkarte

Als Pokémon - Der Film im Jahr 2000 die deutschen Leinwände eroberte, kann ich mich dunkel daran erinnern, dass ich zur Krönung meines Kinobesuchs eine exklusive Sammelkarte erhielt. Da ich zu dieser Zeit in einer Phase gewesen sein musste, in der ich mich kurzzeitig extrem für Pferde begeisterte, tauschte ich dieses ganz besondere Stück Papier gegen ein läppisches Ponita.

Der Ärger war selbstverständlich groß, als ich unbestimmte Zeit später dank Pokémon Trading Card Game erkannte, wie wertlos das kleine Pony mit der Flammenmähne eigentlich war. Vielleicht steckte ich genau aus diesem Grund so viel Zeit und Herzblut in dieses Game Boy Color-Spiel und triumphierte nicht nur gleichermaßen über Club-Leiter wie Großmeister, sondern versuchte auch mit akribischer Geduld jegliche Karte im Spiel zu sammeln.

Wie sehr mich die virtuelle Sammelleidenschaft packte und wie sehr mich der absolut hirnrissige Tausch der exklusiven Karte wurmte, kann ich heute immer noch daran erkennen, dass mein mehr als 10 Jahre alter Spielstand von Pokémon Trading Card Game noch immer existiert. Bis dato habe ich es übrigens noch nicht geschafft, die Ingame-Kartensammlung zu komplettieren.

Aber zu meiner Verteidigung sei gesagt, dass ich auch schon ziemlich lange nicht mehr gespielt habe.

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