Ich, Tomb Raider 2 & die große Angst

24.11.2015 - 09:30 Uhr
Lara und der Dolch von Xian
Eidos Interactive
Lara und der Dolch von Xian
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Als ich mit sieben Jahren Tomb Raider 2 geschenkt bekommen habe, tat sich mir eine ganz neue und vor allem ziemlich gruselige Welt auf. Wie ich meine Ängste überwinden konnte und fast so cool wie Lara Croft wurde, erzähle ich euch in Mein Herz für Klassiker.

Der Beginn meiner Videospielkarriere verlief eher ungewöhnlich – und das lag nicht zuletzt an meinem Vater. Der war zwar immer schon sehr technikaffin, seine Gunst galt dabei jedoch ausschließlich den Produkten von Apple. Während meine Schulkameraden also Mitte der Neunziger die ersten Konsolen ihr Eigen nennen durften und mit ihren exklusiven Spielen prahlten, pflegte ich am PowerBook 5300cs meine Fische im virtuellen Aquarium von Aquazone. Eigentlich will ich mich aber gar nicht beschweren, denn Spiele wie etwa Prince of Persia in 2D bescherten mir am Mac viele schöne Stunden.

Und dann kam Tomb Raider 2.

Na gut, schöne Stunden hatte ich mit Lara Croft auch. Am Anfang aber standen vor allem Angst und Schrecken, was nicht unbedingt überraschend ist, wenn eine Siebenjährige ein Spiel spielt, dessen Altersfreigabe bei 16 liegt. Und auch, wenn die Grafik von Tomb Raider 2 nicht unbedingt gut gealtert ist, finde ich das Abenteuer auch heute noch ziemlich unheimlich.

Von Italien nach Tibet

Riesige Kugeln, die mich mehr als einmal überrollt haben, aggressive Tiger, die aus dem Nichts auftauchten und schießwütige Gegner: Kein Wunder, dass Tomb Raider 2 mir Schwierigkeiten bereitete. Da ich ohnehin ein Angsthase bin, setzten mir die vielen Überraschungsmomente ziemlich zu. Dazu kamen Aufgaben, die ich unter Zeitdruck erledigen musste, darunter auch der Level 40 Faden, der unter Wasser spielt. Die begrenzte Atemluft und die angriffslustigen Haie gaben mir den Rest.

Ich nahm mir also vor, fortan nur noch den vergleichsweise harmlosen Trainingslevel in Lara Crofts Anwesen zu spielen. Doch auch hier gab es ein Problem, nämlich den verschrobenen Butler Winston, der mir nachstellte und dessen seltsame Laute mich noch lange verstören sollten. Zum Glück ließ der Gute sich mit einem Trick in der Kühlkammer einsperren.

Winstons trauriges Schicksal

Wie aber habe ich es geschafft, meine Angst zu überwinden und mich als Siebenjährige wilden Tieren, kastenförmigen Männern und dämonischen Wesen zu stellen? Nun, Ich war nicht allein. Tomb Raider 2 ist nämlich nicht nur meine erste Begegnung mit M16 und Schrotflinte gewesen, sondern auch mein allererstes Koop-Erlebnis. Zumindest so halb: Ich saß gemeinsam mit meinem damaligen Schulfreund vor dem iMac und wenn einer von uns nicht mehr konnte, dann gab er die Tastatur an den Anderen ab. Und bald schon machten uns die Gefahren in Tomb Raider 2 kaum noch etwas aus.

Die Suche nach dem Dolch von Xian

Von nun an gab es also kein Halten mehr. Wir überlisteten die Fallen der chinesischen Mauer und fuhren mit dem Motorboot durch die Kanäle Venedigs. Und wenn es mal nicht weiterging, dann half uns stets die Kombination aus der Magnesiumfackel und verschiedenen Schritten und Drehungen, die sich als Cheat entpuppte und den nächsten Level beginnen ließ.

Die Proportionen der 90er

Auf den Cheat mussten wir vor allem bei den vielen Rätseln zurückgreifen. Stets galt es, Schalter zu drücken und Hebel zu ziehen – mitunter auch in der richtigen Reihenfolge oder gar unter Zeitdruck. Wenn ich heute Tomb Raider 2 spiele, bereiten mir manche Aufgaben ehrlich gesagt noch immer Kopfzerbrechen. Wo war noch gleich die Tür? Wie soll ich diesen Abhang bloß überwinden? Und sind das gerade wirklich mit Stacheln besetzte Wände, die da langsam auf mich zukommen?

Durch die Mischung aus Action und Rätseln kann ich Tomb Raider 2 auch Jahre später noch viel abgewinnen. Heute muss ich natürlich auch ein bisschen über Details wie die seltsam proportionierten Gegner oder die permanent stöhnende Protagonistin lachen. Zugleich bewundere ich aber auch die kultivierte und ebenso unterkühlte Archäologin Lara Croft, die das Idol meiner Kindheit war. Und obwohl ich den goldenen Drachen schon dutzendfach bezwungen habe, verschlägt es mich immer wieder in die Welt von Tomb Raider 2. Auf dem Macbook natürlich.

Worauf denn auch sonst?

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