In Hollywood werden jetzt Geschlechter getauscht

02.11.2015 - 14:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Aus George wird Sandra
Warner Bros.
Aus George wird Sandra
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Geschlechtertausch ist *der* neue Trend in Hollywood. Rollen, die ursprünglich für Männer geschrieben waren, werden jetzt von Frauen gespielt. Oder: Filme bekommen ein All-Female-Reboot. Da sollte ich mich doch freuen, so als Diversity-Kolumnistin, oder?

So grundsätzlich ist das ja jetzt nichts Neues, dass manchmal Rollen, die für Männer geschrieben wurden, letztendlich von Frauen gespielt werden: Sigourney Weavers Ripley in Alien - Das unheimliche Wesen aus einer fremden Welt et al. war ursprünglich männlich. Genau wie Grace Jones Rolle in Conan der Zerstörer oder Angelina Jolies Salt.

Allerdings sind das Einzelfälle. Jetzt ist es ein Trend. Hollywood hat den Geschlechtertausch für seine Figuren entdeckt und nutzt diese Möglichkeit reichlich aus. Klar ist: Frauen in Männerrollen werden wir in den nächsten Jahren noch verstärkt sehen. Allein in den nächsten Monaten kommen Sandra Bullock mit Our Brand Is Crisis und Charlize Theron mit The Gray Man ins Kino. Beides Hauptrollen, die für Männer geschrieben wurden. Und dann an Frauen vergeben. Bullocks Figur sollte vorher von George Clooney gespielt werden, Theron übernimmt ihre Rolle von Brad Pitt.

Vor ihren Augen - Trailer (Deutsch) HD
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Auch Julia Roberts übernimmt eine ehemalige Männerrolle in Vor ihren Augen. Bei Roberts kam es aber gleich gar nicht zum Casting. Als sie Interesse bekundete, schrieb man die Figur eben um. Und das ist erstaunlich einfach.

I made only minor changes to the character – that was important to Julia. But behaviourally, the character stayed the same.

Viel musste der Drehbuchautor Billy Ray an seinem Skript nicht ändern. Aus "er" wurde "sie" und ein paar Kleinigkeiten wurden geändert oder gestrichen. Das war es dann auch schon. Die Figur an sich blieb, wie sie ist.

Selbst im Mainstream-Bereich tut sich was. Marvel hat Tilda Swinton für Doctor Strange für eine in den Comics männliche Rolle gecastet. Sogar Die Mumie wird im neuen Reboot weiblich. Aber seien wir ehrlich, Anck su Namun war eh viel spannender als Imhotep.

Die Mumie bringt uns aber gleich zu einem weiteren Trend im Trend:

Reboots nach Geschlechtertausch

Dass die großen Studios in einer Erzählkrise sind und nicht so richtig wissen, wie sie den Blockbuster-Boom früherer Zeiten aufrechterhalten sollen, hat inzwischen wohl jeder mitbekommen. Als Lösung dieses systemischen Problems wird in den letzten Jahren alles ge-remake-t und ge-reboot-et, was nicht niet- und nagelfest ist. Und da kommt so ein Geschlechtertausch gerade recht. Einfach alles noch einmal mit Frauen statt Männern drehen. Von Ghostbusters zu Ocean's Eleven (wieder Sandra Bullock) bis hin zu Road House gibt es Neuauflagen oder Remakes von Filmen, in denen die Hauptattraktion darin besteht, Frauen in der ehemals männlichen Rolle zu sehen. Ein wunderbar billiger Grund alte Filme noch einmal aufzukochen.

Und einen riesigen Haufen kostenlose PR bringt das auch gleich im Paket mit sich, wie man wunderbar an den Reaktionen zu Ghostbusters sehen kann. Dort ließ der sexistische Backlash nur ungefähr drei Sekunden auf sich warten. Die Hauptargumentationen der erbosten Fans:

1) Das mit Frauen neu aufzukochen versaut die Kindheitserinnerung an die männlichen Originale. Ein eher läppisches Argument, wie ich finde. Schließlich haben wir auch alle Star Wars: Episode I - Die dunkle Bedrohung überlebt, ohne dass die originalen Star Wars-Teile mit Luke, Leia und Co. für immer versaut sind.

2) Mit Frauen kann das eh nur Scheiße werden, weil sie Frauen sind [hier gewünschtes Klischee einfügen]. Und all das noch bevor irgendjemand auch nur eine Filmsekunde von Paul Feigs Ghostbusters gesehen hat.

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Aber eigentlich, so als Kolumnistin für Diversity, sollte ich das doch alles großartig finden. Immerhin führt ein solcher Geschlechtertausch zu mehr Vielfalt, mehr Frauen in den Hauptrollen, ein bisschen mehr Gleichberechtigung, etc. Aber irgendwie hat das alles einen fahlen Beigeschmack. Hier ist warum:

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