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Into the mystic

26.06.2016 - 17:51 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Reiselust
Gerrit Rohde
Reiselust
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Fester Bestandteil meiner Reisen rund um die Welt sind Besichtigungen von Drehorten meiner Lieblingsfilme und -serien. Diesmal verschlug es mich in die wolkenverhangenen Wälder und Berge des Pazifischen Nordwesten. Dort verband sich Gechichte mit Science Fiction, ich trank eine Tasse Kaffe mit Agent Cooper, erlebte Grusel bei hellichten Sonnenschein und Kindheitserinnerungen auf Cookies.

Ich bin ein Urlaubsmuffel. Alles was ich wissen muss, weiß ich aus Filmen, entspannen kann ich wunderbar zu Hause und um meinen geistigen Horizont zu erweitern muss ich nicht hinter den Horizont reisen. Kurz: In Punkto Urlaub bin ich Clueso.

Es liegt an meiner Freundin, mich aus meiner fein zusammengezimmerten Komfortzone herauszuscheuchen. Ein beliebter Köder ist: "Wusstest du, dass der und der Film da und da gedreht wurde?". Ich lasse mich mittlerweile gerne ködern, weil ich weiß, dass ich die Trips anschließend alles andere als bereue.

An Bord einer KLM-Maschine will ich irgendwann wissen, was der Lonely Planet über den Pazifischen Nordwesten zu sagen hat. Im geschichtlichen Teil stolpere ich dabei immer wieder über die Namen Lewis und Clark, die maßgeblich zur Erschließung dieses Teils Amerikas beigetragen haben. Ich bin sicher diese Namen schon einmal gehört zu haben... in einem Film, aber keinem Historienfilm. Ein böse Ahnung keimt in meinem durch vier Bordprogramm-Filme (Daddy's Home, Zoolander No. 2, Erschütternde Wahrheit, Raum) und elf Stunden Kilmaanlage aufgeweichten Verstand auf. Und ich kann diesen Verdacht, abgeschnitten vom Bord-Wifi nicht, einmal digital verifizieren: Was ist, wenn ich mich auf der Lewis and Clark befinde und der Pazifische Nordwesten die Event Horizon ist? In diesem Moment dockt die Maschine an.


Das Modell der Lewis & Clark im Musée Miniature et Cinéma in Lyon, France

Sam Neill ist natürlich nicht gekommen, um mir die Augen auszukratzen. Im Gegenteil. Portland ist tatsächlich so hipsterüberflutet wie es uns Portlandia vorführt und bei über 35 Grad Celsius alles andere als grau und verregnet. Nachdem wir uns aus dem Feminist Bookstore  herauskomplementieren lassen haben und diversen Angry-Biker-Nerds  ausgewichen sind, erkunden wir den Mount Hood im Umland. Übrigens: Marihuana ist in Oregon legal - aber dazu später mehr.

Die Timberline Lodge  am Mount Hood doubelte 1979 das Overlook Hotel in Stanley Kubrick Meisterwerk The Shining. Obwohl die Temperatur bei 1930 Metern auf kühle acht Grad Celsius fällt, will angesichts strahlenden Sonnenscheins keine echte Gänsehautathmosphäre aufkommen. Ich mache aus der Not eine Tugend und versuche die extremen Schattenwürfe auszunutzen, um auf den Fotos zuimndest ein wenig Bedrohlichkeit und Spannung zu erzeugen. Den Rest besorgen Dutch Angles  und ein extremer Weitwinkel.

The Shining

Danach wird das Wetter schlechter - nass, kühl uns neblig - endlich zeigt der pazifische Nordwesten sein wahres Gesicht. Perfekt für das nächste Reiseziel. Es geht nach in einen kleinen Ort namens Snoqualmie wo gerade die zweite Staffel der legendären Serie Twin Peaks gedreht wurde. Ich habe die Serie nur ein halbe Staffel durchgehalten (David Lynch ist nicht mein Geschmack), aber meine Freundin ist dermaßen in Kyle MacLachlan verknallt, dass sie sich sogar sein Debakel in Paul Verhoeven Showgirls angetan hat. Und deshalb geht es auch erstmal in Agent Coopers Stamm-Diner.

Twin Peaks

Die letzte Station unserer cineastischen Erlebnisreise ist der klitzekleine Ort Brownsville in Oregon. Anfangs erwähnte ich, dass Marihuana in Oregon legal ist - ich futtere also einen THC-Brownie, schultere die Kamera, summe den Klassiker von Ben E. King vor mich hin und werfe die Zeitmaschine an. Obwohl optisch in Brownsville sehr wenig an das 60er-Jahre-Castle Rock aus Stephen Kings Klassikers Stand by Me - Das Geheimnis eines Sommers erinnert, ist die Atmosphäre eigentümlich, geradezu magisch. Vielleich liegt es daran, dass ich einen Film, der von Freundschaft handelt mit Freunden betrete, vielleicht liegt es an dieser ganz speziellen und zeitlosen Athmosphäre amerikanischer Kleinstädte... möglicherweise liegt das aber auch einfach an dem Cookie. Ich kann mich bis zum Ende nicht entscheiden, ob ich Gordy, Chris, Teddy oder Vern sein will.

Stand by me
Übrigens: Nach Vancouver waren wir auch. Aber da wurden nur Twilight - Bis(s) zum Morgengrauen und Fifty Shades of Grey gedreht.

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