iZombie - Unser erster Eindruck

21.03.2015 - 08:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
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Veronica Mars-Erfinder Rob Thomas tut sich wieder mit dem CW Network zusammen und verspricht uns einen Genre-Cocktail aus Untoten, Mord und Witz. Ob sich das Zombie-Spektakel iZombie wirklich lohnt, erfahrt ihr in unserem Pilot-Check.

Wer Veronica Mars gesehen hat, sollte sich bei iZombie sofort zu Hause fühlen. Rob Thomas‘ Handschrift ist deutlich zu erkennen. Er und Veronica Mars-Alumna Diane Ruggiero halten sich nur in Ansätzen an die Comic-Vorlage, die unter der DC-Verlagsmarke Vertigo veröffentlicht wurde, und kreieren eine unterhaltsame Zombie-Krimiserie mit Witz. Die Grundzutaten von Veronica Mars sind auch bei iZombie vorhanden: So kommentiert auch Liv (Rose McIver) wie Veronica ihr Leben aus dem Off. Und wie Veronica fühlt sie sich nicht zugehörig, will nicht so recht in die Welt der Lebenden passen – nur das Liv eben wirklich tot ist. Veronicas „Live’s a bitch until you die“ bekommt plötzlich eine ganz neue Bedeutung.

iZombie geht zum Glück ziemlich schnell ans Eingemachte. Livs Vorgeschichte wird kurz in Stichpunkten abgehakt und dient zunächst nur dazu, dem Zuschauer klarzumachen, was sie durch ihre „Veränderung“ verliert. Liv Moore war vor der schicksalhaften Nacht eine überehrgeizige Medizinstudentin auf dem besten Weg, eine vorbildliche Karriere als Ärztin hinzulegen und ihre große Liebe Major (Robert Buckley) zu heiraten. Nichtsahnend vom Titel der Serie fragt Major sie: „What’s the worst that can happen?" Nun ja Major, ein Zombie-Überfall auf einem Partyboot. Fünf Monate und viele Gehirn-Snacks (mit scharfer Sauce!) später ist aus Liv eine lebende Tote geworden, die wunderbar trocken und ausdruckslos nach dem Sinn des Nachlebens sucht. Als würde Annie aus Community plötzlich zu April aus Parks and Recreation mit weißem Haar werden - mehr oder weniger.

Die Hintergründe der Epidemie bleiben (noch) etwas skizzenhaft: Eine neue Designer-Droge, Utopium genannt, verwandelt partywütige Menschen in tollwütige Zombies. Woher die Droge kommt und wie viele andere Untote in Leichenhäusern, auf Friedhöfen und Halloweenpartys nach Gehirnen suchen, bleibt vorerst ein Mysterium für den Rest der Staffel.

Willkommen zur Serienprämisse

Der Clou: Als Zombie erbt Liv Erinnerungen und Verhaltensweisen der Menschen, deren Gehirne sie gegessen hat. Und da sie sich als Untote nun viel wohler in Leichenschauhäusern als Patientenzimmern fühlt, hat sie es beruflich plötzlich mit vielen ungeklärten Mordfällen zu tun. Zusammen mit ihrem Leichenhaus-Kollegen Ravi (Rahul Kohli) und Detective Clive Babineaux wird Zombie-Liv Woche für Woche einen neuen Mordfall aufklären. So weit, so gewöhnlich. iZombie ist im Kern nämlich ein klassisches Police-Procedural, wie wir es von Castle, Bones - Die Knochenjägerin und – geht man mehr in die übernatürliche Richtung – Sleepy Hollow kennen.

Der erste Fall, der zwangsläufig als Blaupause für alle kommenden Fälle dienen muss, kommt daher wenig spektakulär daher. Durch Livs Visionen kann eine Jane Doe, die tot in einem Müllfahrzeug gefunden wurde, identifiziert werden. Nachdem sich Detective Babineaux (Malcolm Goodwin) mehr oder weniger mit der Ausrede abspeisen lässt, Liv sei Hellseherin, durchlaufen sie alle klassischen Stationen einer TV-Investigation, um den Mörder der Frau zu finden. Die Suche ist zwar dank der locker-flockig konstruierten Dialoge sehr kurzweilig, bietet aber sonst keinen Überraschungsmoment. Hier ein Hinweis, da eine Vision, Befragung, Verfolgung, Handschellen, Abspann.

Auf der anderen Seite steht Livs Privatleben, das ihren Wechsel von kurzentschlossenen Lungenpunktionen am Arbeitsplatz zu Gammel-Nachmittagen vor dem Fernseher nicht gut verkraftet hat. Als Zombie wird man eben schnell sehr dumm und sehr hungrig. Serien-Gold ist aber vor allem die Dynamik zwischen Ravi und Liv. Der forensische Pathologe ist der Anti-Liv, der sprudelnde Wasserfall zu Livs stillem Tümpel. Er ist der einzige, der ihr Geheimnis kennt und eine Heilung finden will. Der Ausblick auf ein normales Leben gibt Liv gegen Ende der Folge genug Auftrieb, um ihre neu gewonnenen Fähigkeiten für das Gute einzusetzen (Polizeiarbeit) und es vielleicht doch noch einmal mit Major zu versuchen.

iZombies Pilotfolge besteht im Wesentlichen aus einer Expositionsszene nach der anderen. Das Drehbuch schafft es aber, den Informations-Ballast so natürlich, wie es in einem Piloten möglich ist, in die Handlung einzubauen. Schließlich ist Livs Veränderung für sie und alle anderen Charaktere neu und ungewohnt. Viele Fragen und Erklärungsversuche sind da nicht die unlogischste Konsequenz. So wird eine Interventions-Szene im Familienkreis zum Vorwand, alle Beziehungsverhältnisse zu klären. Das ist notwendig, aber ein wenig mehr show und weniger tell hätten iZombie sicher gut getan.

"I thought I had a psychic side-kick. I was working on a bit. Cagney and Pasty"

Ab und zu schimmert durch, dass sich die Serie durchaus bewusst ist, dass sie sich auf ausgetretenen Genre-Pfaden bewegt. Das Intro und die Zwischentitel im Comic-Stil (gezeichnet von Michael Allred, Autor der Comic-Vorlage), die jedes Kapitel (z.B "The investigation", "the ally") einleiten, sind wahnsinnig charmant und lassen hoffen, dass Rob Thomas und Diane Ruggiero die erzählerischen Möglichkeiten eines Crime/Comedy/Zombie-Mash-ups noch erkunden werden. Denn iZombie macht trotz der pilotbedingten Kinderkrankheiten Spaß. die implizierten Konflikte sind interessant genug, um auf eine unterhaltsame Staffel zu hoffen. Und auch die Merkmale und Eigenschaften der Zombies unterscheiden sich genug von anderen Popkultur-Untoten.

Liv ist kein The Walking Dead-Zombie und auch keine Beth aus Life After Beth. Sie ist auf den ersten Blick nicht mehr als eine Faulenzerin mit dem Hang zu starken Make-up ("I don't know what you are. Emo? Goth? Which is the one who's too tortured to go on living?"). Erst am Ende bekommen wir einen Vorgeschmack auf Liv im Voll-Zombie-Modus, als sie den gesuchten Mörder zur Strecke bringt und ihre Bestimmung in der Verbrecherjagd findet. Am Ende erkennt sie, dass sie das Beste aus ihrer Situation machen muss. Zum ersten Mal kann sie nun lachen, während sie in einem klassischen Zombiekostüm Kinder erschreckt. Liv ist eben auch nur ein Marshmallow.

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