Kritik an Sci-Fi-Epos Dune: Regisseur äußert sich zu Rassismus-Vorwürfen

08.09.2021 - 15:40 UhrVor 2 Jahren aktualisiert
DuneWarner Bros.
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Lange bevor Denis Villeneuve zum ersten Drehtag des Sci-Fi-Blockbusters Dune erschien, stand das Projekt in der Kritik. Kürzlich hat sich der Regisseur dazu geäußert.

Bei der Weltpremiere von Dune in Venedig wurde das Sci-Fi-Projekt mit teils euphorischen Reaktionen begrüßt. Mit dem Kinostart kommende Woche dürfte aber auch eine Debatte neu entbrennen, die Frank Herberts Romanreihe schon lange begleitete, bevor Denis Villeneuve sich entschied, sie neu zu verfilmen.

Es geht um den Vorwurf, dass die Geschichte dem Stereotyp des White Saviors folgt. Regisseur Villeneuve äußerte sich kürzlich dazu und verteidigte nicht nur den Film, sondern auch die Vorlage von Frank Herbert.

Dune wurde schon lange vor dem Kinostart als White Savior-Film kritisiert

Dem Sci-Fi-Projekt mit Timothée Chalamet und Zendaya wurde schon Jahre vor dem Kinostart der Vorwurf gemacht, eine White Savior-Geschichte zu sein, etwa in viralen Twitter-Threads  und Artikeln . Gemeint ist das rassistische Motiv einer weißen Figur, die Menschen anderen ethnischen Hintergrunds dank ihrer überragenden Fähigkeiten und Intelligenz aus Notlagen befreit.

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So unterschiedlichen Filmen wie Avatar, Indiana Jones und der Tempel des Todes und The Help wird ein White Savior-Komplex vorgeworfen. In Dune ist es Chalamets Held Paul Atreides, der als Fremder auf den Planeten Arrakis kommt und sich zum Befreier mausert.

Das sagt Denis Villeneuve über das White Savior-Motiv in Dune

Denis Villeneuve, der auch am Drehbuch mitgewirkt hat, wurde bei einer Interview-Runde gefragt, wie er das White Savior-Motiv im Film vermeidet, das schon in Frank Herberts Büchern vermutet wird. Seine Antwort (via Nerds of Color ) sieht folgendermaßen aus:

Das ist eine sehr wichtige Frage. Und das liegt daran, dass Dune, so wie ich es gelesen habe, eine Kritik dieses [Stereotyps] ist. Es feiert nicht den weißen Retter. Es ist eine Verurteilung und eine Kritik der Idee des Retters. Von jemanden, der kommt und anderen sagt, wie sie leben und woran sie glauben sollen...

Und weiter:

Es ist eine Kritik. Deswegen denke ich, dass es relevant ist und als zeitgemäß betrachtet werden kann. Und das ist das, was ich dazu zu sagen habe. Offen gesagt, ist es das Gegenteil dieses Klischees.

Frank Herbert betrachtete Dune als Kritik am Kolonialismus

Villeneuves Aussagen sind nicht überraschend, wenn man Frank Herberts Sicht auf sein Werk kennt. Der Autor begann 1959 mit der Arbeit an dem Science-Fiction-Epos, in einer Zeit, als die kolonialen Einflussgebiete von Ländern wie Großbritannien und Frankreich zunehmend die Unabhängigkeit errangen.

Die Idee, dass fremde Kräfte die Herrschaft über eine in ihren Augen unterentwickelte Bevölkerung an sich reißen, ist eines der dominierenden Themen der Dune-Reihe. Darin reist der junge Paul Atreides vom Planeten Caladan nach Arrakis, wo sein Vater über den Abbau der wertvollen Droge Spice wachen soll. Im Verlauf der Geschichte verbrüdert sich Paul jedoch mit dem einheimischen Wüstenvolk der Fremen und führt einen Guerilla-Krieg an.

Paul war für Frank Herbert kein strahlender Retter

Herbert erklärte in einem Interview aus dem Jahr 1969 (via Medium ):

Wir [der westliche Mensch] haben unsere Missionare ausgeschickt, um die Drecksarbeit für uns zu machen, und sind dann nach ihnen eingezogen mit dem sicheren Glauben, dass wir Recht haben in allem, was wir tun, weil Gott es uns gesagt hat [....].

In einem anderen Interview (via oreilly.com ) beschrieb Frank Herbert seinen Ansatz für Dune und insbesondere die Figur Paul Atreides so:

Es begann mit einem Konzept: einen langen Roman über die messianischen Zuckungen zu machen, die sich periodisch menschlichen Gesellschaften auferlegen. Ich hatte diese Vorstellung, dass Superhelden desaströs für Menschen sind.

Bis heute wird jedoch debattiert, ob die Bücher diesem Anspruch gerecht werden oder Herbert trotzdem mit rassistischen Stereotypen arbeitet, gerade was die Darstellung der Fremen angeht.

Wie viel White Savior-Kritik erwartet uns in Dune?

Fraglich ist allerdings, wie viel wir von Pauls tragischer Entwicklung – und damit auch der Kritik an der White Savior-Idee – in Dune sehen werden. Denn Villeneuve adaptiert in dem 155 Minuten langen Film nur die erste Hälfte des ersten Buches. Gerade das zweite Buch, Dune Messiah (Der Herr des Wüstenplaneten), zeigt aber die Schattenseiten von Pauls Entscheidungen auf.

Ob der Regisseur von Blade Runner 2049 die Gelegenheit erhält, dieses zweite Buch auch zu verfilmen, hängt vom Einspielergebnis des ersten Teils ab. Dune startet am 16. September 2021 in den deutschen Kinos.

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