Lach und Krach im Test zu Borderlands: The Pre-Sequel

20.11.2014 - 16:30 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Handsome Jack is back
2K Games
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Anstatt sich gleich auf die neuen Konsolen zu konzentrieren, schicken uns die Borderlands-Macher noch einmal auf der PS3 und der Xbox 360 zum Waffensammeln. Ob Borderlands: The Pre-Sequel deswegen hinter dem Mond lebt, erfahrt ihr in unserem Review.

Die Lust am Sammeln anzusprechen, gehört seit jeher zu den erfolgreichsten Mechaniken, die in Videospielen Gebrauch finden. Durch die relativ leichte Umsetzbarkeit dieser Methode gelingt es Entwicklern immer wieder, den Spielern auch simplere Gameplay-Elemente anzubieten, sofern diese stets mit kleinen Belohnungen bestückt sind. Allein die Hoffnung auf den einen glücklichen Fund, der die vielen verlorenen Stunden rechtfertigt, hält die Motivation hoch.

Die bekannteste Form dieser Methode ist das Loot-System, das spätestens seit den frühen Erfolgen der Diablo-Reihe zu den wichtigsten Aspekten des Rollenspielgenres zählt. Die ständige Suche nach besseren Waffen und Rüstungen blieb zwar lange ein Alleinstellungsmerkmal der Hack and Slay-Abenteuer, aber nicht zuletzt das Borderlands-Franchise hat dafür gesorgt, dass sich auch unüblichere Genres an dieser Methode bedienen. Die First Person-Shooter-Reihe karikiert die Loot-Jagd sogar und versprach für den zweiten Ableger „870 gazillion Guns“, mit denen wir durch die Gegend ziehen dürfen.

An Action mangelt es auch hier nicht


Mit Borderlands: The Pre-Sequel ruht sich die Reihe nun noch einmal auf der letzten Konsolengeneration aus und schiebt ein Abenteuer zwischen, das für uns die Lücke zwischen Borderlands und Borderlands 2 schließen soll. Tatsächlich ist das Pre-Sequel aber in erster Linie ein Prequel, denn die Story aus dem ersten Ableger ist kaum erwähnenswert, was sich vor allem dadurch zeigt, dass die Hauptfiguren erst im Borderlands 2 auch tatsächlich Dialoge in den Mund gelegt bekamen. Somit erfahren wir also etwas mehr über Handsome Jack, der noch gar nicht so hinterhältig ist, wie wir ihn in auf Pandora kennengelernt haben und feiern ein Wiedersehen mit Charakteren, die wir hauptsächlich in Borderlands 2 kennengelernt haben.

Hier zeigt sich auch schon die größte Stärke des Spiels, denn Borderlands: The Pre-Sequel atmet dieselbe Luft wie Borderlands 2, auch wenn wir uns diesmal auf einem Mond befinden und gegen den ständigen lunaren Erstickungstod ankämpfen müssen. Das Borderlands-Franchise ist ein Paradebeispiel für eine gelungenen Erzählstil, damit ist nicht gesagt, dass ich von der Geschichte und den Schicksalen der Figuren mitgerissen wurde, aber die eigene Narration wird mit großer Sorgfalt gepflegt und gehört damit zu den witzigsten Videospielreihen der letzten Jahre. Natürlich bleibt Humor auch immer subjektiv, aber das handwerkliche Gefühl für Timing, Sprachwitz und Sarkasmus ist ausgewogen und auf alle Elemente der Spielwelt verteilt. Hier bleibt die Reihe weiterhin unterschätzt und aufgrund ihrer narrativen Leichtherzigkeit als belanglos abgetan.

Claptrap hat seine Partywut im Griff


Auch in Borderlands: The Pre-Sequel sind die Nebenfiguren schlagfertig, die Spielwelt selbstironisch und der ganze Rest einfach nur bekloppt. Für mich funktioniert das wunderbar und ich empfinde das Spiel eher als interaktive Sitcom, die ihren besonderen Humor kultiviert und zu präsentieren weiß. Schon der Spieltitel erinnert an „Die nackte Kanone 2 1/2“ und nimmt damit den eigenen erzählerischen Existenzgrund auf die Schippe. Eigentlich braucht es das Spiel nicht und das weiß es auch. Wer über Borderlands 2 und die dazugehörigen DLCs (und das waren nicht wenige) lachen konnte, wird sich auch hier amüsieren können.

Aber dann gibt es ja noch das Gameplay und das oben angesprochene Loot-System. Schon der letzte Franchise-Ausflug offenbarte, dass das Spiel wohl nicht annähernd so gut funktionieren würde, nähme es sich und seine Spielmechaniken ernst. Zwar sind die Waffen mit netten Gimmicks gesegnet und unterscheiden sich spürbar, dennoch fallen die Kämpfe zwangsläufig der Repetetivität anheim und wirken schnell ermüdend. Die Gegner sind grandios inszeniert, bieten spielerisch aber kaum Abwechslung. Wie Schwämme saugen sie die Kugeln auf und bieten auch durch ihre verschiedenen Immunitäten kaum taktischen Spielraum.

Am meisten Spaß macht immer noch der Multiplayer


Auch das eigene Fähigkeitenrepertoire, das uns durch drei verschiedene Talentbäume zwar Vielfalt suggeriert, fällt abermals eher flach aus und bietet letztlich pro Spielfigur eine einzige, aktiv einsetzbare Fertigkeit. Das Franchise-Maskottchen Claptrap, das diesmal auch spielbar ist, bietet durch zufällig generierte Sonderattacken zwar etwas mehr, am Ende bleibt dieses Feature aber auch nur ein besserer Witz. Die Suche nach besseren Waffen, Schilden und Granaten-Mods erfüllt auch hier wieder ihren Zweck, ist jedoch im Vergleich zu Borderlands 2 nicht ausgebaut wurden.

Fazit

Überhaupt wird spielmechanisch wenig Neues geboten und somit bleibt die größte Innovation der plötzliche Mangel an Schwerkraft, der uns mehr Sprungkraft verleiht und die Kämpfe auch in die „Luft“ verlagert. Tatsächlich frischt dies das Spielgefühl etwas auf, reicht aber nicht aus, um den Zeitgeist noch einmal zu beschwören, den Borderlands 2 irgendwie getroffen zu haben scheint. Das eigentliche Spiel ist solide, für die Motivation und den wirklichen Spaß sorgen aber die Figuren, der Sinn für erzählerische Details und die spürbare Lust der Schreiber, die Spieler zum Lachen bringen zu wollen. Möglicherweise ist Tales from the Borderlands der genau richtige Schritt für das Franchise.

Borderlands: The Pre-Sequel wurde in Form eines Retail-Musters von 2K Games bereitgestellt. Alle Aussagen beziehen sich auf die PS3-Version.

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