Logan & das R-Rating - Werden Blockbuster wieder erwachsener?

03.11.2016 - 09:00 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Logan, mit Dafne Keen & Hugh Jackman20th Century Fox
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Der Wolverine-Film Logan wird als Blockbuster seit langer Zeit wieder ein R-Rating erhalten. Was das für den Erfolg der großen Filme bedeutet, könnt ihr hier lesen.

Die Filmbranche hat sich seit den 1980er Jahren verändert, allen voran das Actionkino dieser Zeit. Härter, kompromissloser und brutaler war es, obwohl es auf ein Mainstream-Publikum abzielte. Mit dem Ende der 1990er und dem Beginn der 2000er Jahre fanden die Hollywood-Studios einen neuen Weg, noch mehr zahlende Zuschauer in die Kinos zu locken, indem sie bei Actionfilmen hauptsächlich auf ein PG-13 Rating abzielten. PG-13 heißt, dass im Film gezeigte Szenen erst für Kinder unter 13 Jahren nicht geeignet sein könnten.

Der Erfolg gab ihnen auch über die Jahre hinweg recht, wenn wir uns besonders die verschiedenen Comic-Verfilmungen aus dem Hause Marvel und DC anschauen. Aber dann sorgte im Jahr 2016 der durchgeknallte Superheld Deadpool für einen Präzedenzfall, in dem er stolz sein R-Rating hochhielt und damit sogar noch der erfolgreichste Start für einen Film mit dieser Altersfreigabe wurde. Das 20th Century Fox-Studio entschloss sich bei dem neuesten Wolverine-Film Logan ebenfalls für ein R-Rating. Kann dies bei Logan für den nötigen Erfolg sorgen und den Blockbuster für ein erwachsenes Publikum etablieren?

PG-13 vs. R-Rating
Schon seit längeren galt das jüngere Kinopublikum als eine Goldmine. Allein in den USA stellten im Zeitraum 2010 bis 2012  die 12- bis 17-Jährigen die konstanteste Altersgruppe der regelmäßigen Kinogänger. Es ist deswegen nicht verwunderlich, dass sich das Blockbuster-Kino auf diese Jahrgänge konzentrierte, was sich auch in den Einspielergebnissen  wiederspiegelte. Im Vergleich hierzu stehen die erfolgreichsten Filme mit einem R-Rating  hinter den Erfolgszahlen der PG-13-Filme, zumal von den Top 10 nur zwei als Blockbuster durchgehen.

PG-13 heißt also, ein größeres Publikum anzusprechen und mehr Gewinn zu machen. Aber für welchen Preis? Sicherlich schaue ich nicht nur Filme, um Gewalt zu sehen und PG-13-Streifen sind natürlich unterhaltsam. Jedoch fehlt es mir häufig an der Konsequenz der gezeigten Action. Wenn ich mir beispielsweise den hohen Bodycount in einem James Bond-Film anschaue, fällt es mir manchmal schwer zu glauben, dass dieser ein PG-13-Rating bekommen hat. Bond tötete über die Jahre 4 bis 47 Menschen  pro Film und das jedes Mal ohne grafische Darstellungen, was die Reihe scheinbar geeigneter für junge Menschen macht.

Bonds Schießereien bleiben trotz der Leichenberge distanziert für mich, da sie zu konsequenzfrei sind. Sicherlich soll Bond der Gute sein, aber Gewaltdarstellungen ohne Konsequenz erscheinen für mich genau so verherrlichend wie Gore- und Splatter-Effekte. Gore kann entweder so überzogen sein, dass ich wieder darüber lachen kann (Bsp.: Deadpool, Braindead) oder aber sie wirkt so verstörend, das sie mir im Gedächtnis bleibt. Egal wie: Ich kann nachempfinden, was gerade auf dem Bildschirm passiert. Gewaltdarstellungen ohne Konsequenzen können den Schauprozess entemotionalisieren. Das Sehvergnügen bleibt zwar erhalten, aber eine emotionale Reaktion wird seltener hervorgerufen.

Deadpool war selbst von seinem Erfolg überrascht, trotz R-Rating

Das R-Rating als Marketingkonzept
Für seinen Film heutzutage ein R-Rating zu bekommen, heißt vor allen Dingen anders zu sein und sich von der Konkurrenz abzusetzen. Was Deadpool vielleicht durch einen, sagen wir mal, "glücklichen Zufall" zum Erfolg brachte, soll nun auch für andere große Franchises den gleichen Effekt haben. Nehmen wir nur Batman v Superman: Dawn of Justice, der nach negativen Fan- und Kritikerreaktionen die Blu-ray-Veröffentlichung mit seinem R-Rating bewarb. Auch wenn diese Altersfreigabe vielleicht nicht nötig gewesen wäre und ein Batman/Superman-Film das falsche Franchise für ein R-Rating ist, galt sie dennoch als Verkaufsargument.

Deadpool hat vorgemacht, dass ein R-Rating bedeuteten kann, sich mehr zu trauen und anders zu sein, was wiederum Zuschauer neugierig macht. Ob aber eine solche Altersfreigabe allein heutzutage mehr Interesse generieren kann, bleibt strittig. Ein Film mit höherer Altersbeschränkung kann, muss aber nicht zwangsweise interessanter werden, wenn er bis auf explizitere Gewaltdarstellungen nichts anderes zu bieten hat.

Logan zeigt, warum er ein R-Rating bekommen wird

Brauchen wir Logan und das Comeback des R-Ratings?
Mit einem Budget von 127 Millionen Dollar und einem R-Rating will nun Logan eine etwas erwachsenere Interpretation einer beliebten Comic-Figur liefern, die aber gleichzeitig an den Blockbuster-Erfolgen der X-Men-Reihe anschließen soll. Ob dies gelingen wird, bleibt abzuwarten. Die Reaktionen auf den ersten Trailer fielen bisher äußerst positiv aus und auch die Fans scheinen sich zu freuen, dass Wolverine etwas düsterer und brutaler wird.

Das R-Rating passt zu Logan, da der Film ein pessimistisches und düstereres Szenario zeigen wird, als wir es bisher aus dem X-Men-Franchise kennen. Als erwachsener Zuschauer bekomme ich das Gefühl, dass der Film tatsächlich für mich gemacht ist. Wolverine ist älter geworden und dementsprechend möchte ich auch einen Wolverine-Film sehen, den ich durch seine realistischen Konsequenzen ernst nehmen kann.

Das Kinopublikum von damals ist erwachsen geworden und die Zahlen der unter 17-jährigen Kinogänger haben im letzten Jahr  einen kleinen Einbruch erlebt, während die Zahlen bei 25- bis 39-Jährigen wieder hoch gingen. Sollte also Logan genau diese Demografie ansprechen und ein Erfolg werden, ist es durchaus möglich, dass es einen neuen Markt für Action-Blockbuster mit R-Rating geben wird. Auch wenn ich diese Entwicklung begrüßen würde, hoffe ich dennoch, dass das R-Rating auch sinnvoll vergeben wird und sich nicht zu einem reinen Marketing-Gimmick entwickelt.

Wie seht ihr die Debatte PG-13 gegen R-Rating in Blockbustern?

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