Lumière & Die Ankunft eines Zuges in La Ciotat

26.09.2014 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat
Lumière
Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat
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Was sind eure unvergesslichen Filmmomente? Diese Frage stellen wir euch im Rahmen der Aktion Lieblingsszene, aber zuvor präsentieren wir euch unsere persönlichen Favoriten.

Ich bin schon eine ganze Weile unterwegs, als der Bahnhof in Sicht kommt. Menschen stehen auf dem Bahnhof herum, es herrscht ein geschäftiges Treiben, durch dass sich die Gepäckträger mit ihren Wagen voller Koffer drängeln. Aber - was ist das? Während ich allmählich und laut pfeifend bremse, entdecke ich zwei Männer mit einem Kasten, der auf drei Beinen aufgestellt ist. Was soll das bitte sein? Meine Räder kommen neben ihnen zum stehen. Wie immer steigen die Leute mehr oder weniger hektisch ein und aus. Sie scheinen dem Kasten keine sonderliche Bedeutung beizumessen. Ist das inzwischen etwa normal? Was habe ich während meines Lebens auf den Schienen verpasst. Ich schaue auf das Stationsschild. La Ciotat. Keine besondere Stadt. Ein weiterer Blick in Richtung des Kastens. Einzelne Menschen schauen hin, aber nie besonders interessiert. Was genau machen die beiden Männer da? Es ist mir unerklärlich. 

Zugegeben, Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat ist nicht meine Lieblingsszene, aber ich finde sie dennoch mehr als bedeutend, und möchte ihr mit diesem Artikel deswegen gerne ein Denkmal setzen. 1895 drehten Auguste und Louis Lumière mit dem Kinematographen den ersten Film der Welt, der tatsächlich auf 35-mm-Filmmaterial aufgenommen wurde, dass sich auch heute noch großer Beliebtheit erfreut, zugegebener Maßen aber dann doch etwas weiterentwickelt wurde. Außerdem war es mit dem Kinematographen, im Gegensatz zu Edisons Kinetoskop, möglich, den Film auch mehreren Zuschauern vorzuführen. Der Kinematograph war gleichzeitig als Filmkamera, Kopiergerät und Projektor verwendbar, die letzte Funktion kam im privaten Rahmen für Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat zum ersten Mal am 22. März 1895 zu Einsatz.

Seine mit 28 Zuschauern wenig besuchte Premiere feierte der Film dann am 28. Dezember 1895 im Grand Café am Boulevard des Capucines in Paris, zusammen mit neun weiteren Kurzfilmen, unter anderem Der begossene Gärtner. Die heute kaum mehr vorstellbaren Reaktionen sind nach wie vor bekannt: Als der Zug auf die Leinwand fuhr, direkt auf die Zuschauer zu, soll Panik ausgebrochen sein, was auch bei den folgenden Vorführungen noch häufiger der Fall gewesen sein soll. Diese waren mit 2000 bis 2500 Zuschauern pro Tag allerdings deutlich besser besucht. Auf Die Ankunft eines Zuges auf dem Bahnhof in La Ciotat folgten etliche weitere Filme, insgesamt sind unter ihrem Namen etwa 195 Werke gelistet. Solltet ihr eines Tages nach La Ciotat kommen, könnt ihr dort übrigens nicht nur den Bahnhof bewundern, sondern auch immer noch das Eden Theater, das erste Kino der Welt, besuchen, es sei denn ihr habt wie ich Pech, und es wird gerade renoviert. 

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