Mad Men - Unsere Lieblingsmomente der Dramaserie

19.07.2017 - 08:50 UhrVor 7 Jahren aktualisiert
Mad MenAMC
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Heute vor genau 10 Jahren debütierte in den USA mit Mad Men eine der bedeutendsten Dramaserien der jüngeren TV-Geschichte. Aus diesem Anlass haben wir uns Gedanken gemacht und unsere liebten Momente aus 92 Episoden aufgeschrieben.

Update 19.07.2017: Dieser Text wurde ursprünglich am 09.08.2017 zum Start der 7. Staffel von Mad Men bei ZDFneo veröffentlicht. Zum 10. Jubiläum der US-Premiere der Serie haben wir ihn noch einmal aktualisiert und erweitert.

Als 2015 Jahr das Finale von Mad Men auf AMC ausgestrahlt wurde, waren die Emotionen nicht gering. Nach sieben herausragenden Staffeln nahm die Geschichte rund um den von Jon Hamm verkörperten Werbefachmann Don Draper ein atemberaubendes Ende. Matthew Weiner, seines Zeichens Schöpfer der Serie, hat im Verlauf von 92 Episoden eine unglaubliche Dramaserie geschaffen, die sich hinter HBO-Größen wie Die Sopranos und The Wire keineswegs zu verstecken braucht. Ihr US-Debüt feierte Mad Men heute vor genau 10 Jahren, am 19.07.2017. Zur Feier des Tages haben wir uns in der Mad Men-Historie umgesehen und unsere liebsten Momente aufgeschrieben. Welche sind eure Favoriten?

Achtung: Spoiler im weiteren Verlauf des Artikels!

The Wheel

Julia dreht sich mit Don Draper im Karussell der Nostalgie
Nur einen einzigen Lieblingsaugenblick aus 7 Staffeln Mad Men zu küren, ist eine Aufgabe, der ich mich fast verwehren musste. Die Dramaserie ist mein persönliches Serien-Highlight der vergangenen Jahre und somit sind mir viele wunderschöne, schockierende, hochspannende oder überraschende Momente in bester Erinnerung geblieben. Allein all die Szenen, die Peggys Charakterentwicklung zum Ausdruck bringen, wie ihre selbstbewusste Kündigung! Gleiches gilt für den Protagonisten Don Draper. Doch ein besonderer Moment vereint den sonst so verschlossenen Privatmenschen und sein Geschick als Creative Director perfekt und auf den Punkt: In The Wheel (Staffel 1, Episode 13) bekommt Don den Auftrag, eine Werbestrategie für ein kreisförmiges Gerät der Firma Kodak zu entwickeln, das Bilder auf eine Leinwand projizieren kann. Don beherrscht es wie kein anderer, eine Geschichte zu erzählen, die jedes Produkt begehrenswert erscheinen lässt (ich erwischte mich selbst einmal mit einer Dose Baked Beans in meiner Einkaufstasche, nachdem Don ebendieses Produkt beworben hatte). Doch diesmal übertrifft Don sich selbst. Er macht aus dem schnöden Rad ein Karussell, das die glücklichsten Momente seines Lebens Revue passieren lässt. Private Familienaufnahmen zeigen die Drapers an Feiertagen, ausgelassene Tage im Garten und Szenen größter Vertrautheit flimmern über die Leinwand. Ein sehr intimer Moment, der eine ungeahnt intime Seite zeigt und dennoch einen bittersüßen Beigeschmack hat. Wir wissen, dass Don mit den Geistern seiner dunklen Vergangenheit kämpft und dass sein Familienleben alles andere als harmonisch ist. Die Dokumente kurzer Glücksmomente gönnt man dem zerrissenen Mann umso mehr. Selbst einer seiner Kollegen verlässt während der Präsentation von seinen Gefühlen übermannt den Raum.

The Wheel

Hendrik fiebert mit dem armen Würstchen Pete Campbell
Ich bin noch nicht lange dabei, aber in den ersten Folgen der 1. Staffel bricht vor allem ein Monolog des daheim allmählich unter den Pantoffel geratenden Pete Campbell (Vincent Kartheiser) aus vielen tollen Szenen hervor. Im stillen Beisein der ihn anhimmelnden Peggy (Elisabeth Moss) träumt Pete sich in eine erbauende Brot­ver­die­ner-Nostalgie hinein. Ein gegen ein Hochzeitsgeschenk eingetauschtes Gewehr fest umklammernd, sehnt sich der schwer gebeutelte Pete danach, im Mainer Winter einen Hirsch zu schießen, ihn auszuweiden und sich das Fleisch in einer einsamen Blockhütte von einer auf ihn wartenden gesichtslosen Frau zubereiten zu lassen. Eine Episode zuvor hat Pete sich die teure Stadtwohnung von den Schwiegereltern bezahlen lassen und vor einer gepackten Kiste ernsthaft um seinen Job bangen müssen, der ihm nur seines türöffnenden Namens wegen erhalten blieb. Ich bin gespannt, wie sich Pete Campbells Charakter fortschreibt.

Red in the Face

Christoph freut sich, wenn mal alles aus den Charakteren herausbricht
Mad Men versteht sich wie wenige Serien auf feinziselierte Charaktermomente, in denen ein bedeutungsvolles Schweigen, ein unheilschwangerer Blick oder eine wissende Kameraeinstellung mehr sagen als tausend Worte. Daneben gibt es aber auch Szenen, in denen sich die aufgestaute Frustration der Figuren ebenso spaßig wie bildreich Bahn bricht. So bei einem Rache-Streich, den Don Roger in der 1. Staffel spielt, nachdem dieser sich an seine Frau Betty rangemacht hat: Don lädt Roger zu einem wenig magenschonenden Austernessen mit großzügiger Alkoholbegleitung ein, um seinen Kollegen anschließend zu zwingen, fast zwei Dutzend Stockwerke zum Büro hochzusteigen, denn Don hat dafür gesorgt, dass der Lift nicht fährt. Das Ergebnis ist eine der zahlreichen Mad Men-Szenen, die ebenso bizarr wie spaßig sind:

The Strategy

Matthias tanzt am liebsten mit Peggy und Don
Mad Men kann laut sein, kann mitreißend sein, kann inspirierend sein - der wundervollste Augenblick im Verlauf der gesamten Serie ist jedoch ein stiller, leiser, nahezu unscheinbarer. In The Strategy (Staffel 7, Episode 6) ereignet es sich, dass Peggy und Don (Jon Hamm) in einem dieser raren Momente aufeinandertreffen, wo die Figuren ganz offen miteinander reden können. Auf einmal muss keine Fassade und Maskerade der 1960er-Jahre mehr aufrechterhalten werden, sondern zwei Menschen, die in all der Zeit zuvor Unbeschreibliches zusammen erlebt haben, können sich ehrlich in die Augen blicken und verstehen einander. "I worry about a lot of things … but I don't worry about you", sagt Don und dann tanzen die beiden langsam, schüchtern zu My Way von Frank Sinatra, bis der Song aus dem Hintergrund heraus schließlich die ganze Szene übernimmt.

Waterloo

Julia wohnt der Mondlandung bei
Immer wieder finden reale popkulturelle Phänomene wie Beatles-Konzerte und der überraschende Twist von Planet der Affen im Kino oder historische Ereignisse wie der Tod John F. Kennedys Eingang in die Handlung von Mad Men. Die 7. Episode der 7. Staffel steht ganz im Zeichen der Mondlandung. Als der bedeutende Moment gekommen ist, verfolgen alle Protagonisten auf ihre Weise das einschneidende Geschehen vor dem Fernseher. Don Draper wird auf einer Dienstreise nach Indianapolis im Hotelzimmer mit seinen Kollegen Peggy, Pete und Harry Zeuge von Neil Armstrongs ikonischem großen Schritt. Cooper scheint sich an der Mondlandung noch mehr zu erfreuen als jeder andere. Es soll das letzte Highlight in seinem Leben werden, denn nur wenige Augenblicke später stirbt er. Keiner der Protagonisten bleibt angesichts des Großereignisses unberührt und man kann als Zuschauer nur erahnen, welches Gefühl die Menschen im Jahr 1969 vor den Fernsehern überkam.

Guy Walks Into an Advertising Agency

Christoph leidet mit
Wie nah ausgelassener Spaß und lebensverändernder Schrecken beieinanderliegen, zeigt die 6. Folge der 3. Staffel von Mad Men. Bei einer Büro-Party ist auch Guy MacKendrick, der geplante Ersatzmann für Lane Price, zugegen, der prädestiniert für eine glänzende Karriere scheint. Als die Stimmung ihren Höhepunkt erreicht und jeder mal mit einem Aufsitzrasenmäher durch die Menge kurvt, erwischt es so unerwartet wie blutig Guys Fuß, der mit einer Blutfontäne zerhäckselt wird. Schlecht für Guy, der als Einfüßiger nicht mehr als präsentabel für Geschäftskunden gilt, gut für Lane, der seinen Job behält.

In Care Of

Matthias kehrt mit Don zurück nach Hause
Sehr viele Momente in Mad Men drehen sich um die Fassade. Stets sind die Menschen schick gekleidet und die Räume, in denen sie sich aufhalten, nicht weniger schick eingerichtet. Das Design der Serie besticht in jeder Einstellung mit einem einnehmenden Glanz, der die 1960er Jahre förmlich zum Leben erweckt. Und dennoch gibt es eine unglaublich schlichte Sequenz im Finale der 6. Staffel, wenn Don mit seinen Kindern in eine weniger glamouröse Nachbarschaft fährt und ihnen mit den Worten "This is where I grew up" ein heruntergekommenes Haus präsentiert, das trostlos in den grauen Himmel ragt. Dann stehen sie da, betrachten das verlorene Gebäude und Sally sieht ihren Vater mit völlig neuen Augen, der sie - nach allem, was zuvor vorgefallen war - mit dieser intimen Geste gleichermaßen um Vergebung bittet wie ihr seine aufrichtige Zuneigung gesteht. Was auch immer passiert ist und noch passieren wird: Selten war sich Don seiner Rolle und seiner Verantwortung als Vater so bewusst und sicher wie in diesen letzten Zügen einer turbulenten Staffel, die mit Both Sides Now von Judy Collins wahrlich versöhnlich und hoffnungsvoll endet.

Signal 30

Christoph bewundert den Klempner
In der 5. Folge der 5. Staffel von Mad Men bekommt Pete Campbell ein weiteres Mal demonstriert, dass er in einigen Bereichen schlichtweg nicht so mithalten kann, wie er das gerne möchte. Als Baum der Erkenntnis fungiert hier hier ein tropfender Wasserhahn, den Pete glaubt, fachmännisch repariert zu haben, der jedoch ausgerechnet bei einer Dinnerparty mit Don und Co. zur Fontäne wird. Nicht nur das, Don bändigt den Übeltäter quasi nebenbei auch ebenso fachmännisch wie Alpha-männlich, während Pete noch nach seinem Werkzeug sucht.

Welche sind eure liebsten Momente in Mad Men?

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