2011 führte
der Hollywood Reporter Scott Feinberg ein Gespräch mit Megan Fox, in dem es um
ihre Karriere gehen sollte und das Leben, das der Karriere ihren Weg ebnete. Er,
Feinberg, freute sich, dass Megan Fox zu dem Interview erschienen war, worauf Fox aus ihrem Gesicht mit den großen Lippen, runden Wangen und schwarz
betünchten Augen heraus ein wenig verkniffen lächelte, wie das bei frisch von Botox
beeinträchtigten Mienenmuskeln eben aussieht. Steife Eingangsfrage, fürs
Protokoll, wie bei einem Personaler: "Wo sind Sie geboren und aufgewachsen." Und dann beginnt M. Fox zu reden, sehr kurz über ihren Geburtsort, umso
ausschweifender jedoch darüber, wie religiös sie erzogen wurde, wie prüde die
Leute in Oak Ridge, Tennessee, doch sind und wie die kleine Megan bereits mit
fünf Jahren gegen ihre christliche Umgebung rebellierte und aufhörte, zur
Kirche zu gehen.
Sie hat interessante Dinge zu sagen
Aber danach hatte Feinberg gar nicht gefragt. Fox erzählte von der Leber weg, was ihr, wohl schon länger, auf dem Herzen lastete, denn tiefschürfende Interviews werden mit Pin-Ups nicht oft geführt, zumindest nicht während einer laufenden Karriere. Dabei lohnt es sich, bei Megan Fox genauer hinzuhören. Nicht weil sie besonders klug wäre, das wäre anmaßend zu behaupten, schwer ersichtlich und plakativ obendrein, aber sie hat interessante Dinge zu sagen, vor allem über sich selbet und ihr Sein in der Filmbranche. Man muss dieser Frau zuhören, die vom Beginn ihrer Karriere in den frühen Teenagerjahren an eigentlich nur angesehen wurde - und das irgendwie ziemlich leichtfertig hinnimmt.
Mehr: Was macht eigentlich ... Megan Fox?
Megan Fox, das ist die Frau, an der das Showbiz seinen Sexismus so ungehemmt und freimütig auslebte wie nie zuvor und seither nie wieder; eine Frau, die in engen weißen Jeans vor wildgewordenen Decepticons flüchtete; die im ersten Transformers-Teil mit feuchten Lippen und schimmernder Haut über der dampfenden Motorhaube eines Camaros lehnte wie in einem schlechten Autokalender; die sich im zweiten Transformers-Teil vor einem episch aufbrandenden Green Day-Song auf dem Sitz eines Choppers räkelte, dass dem pubertierenden 14-jährigen im Kinositz der Popcorn-Becher vom Schoß kippte; die selber als 15-jährige vor dem Transformers-Regisseur Michael Bay unter einem Wasserfall posieren musste - wer weiß schon, warum; über die in diesem Honest Trailer gesagt wird, sie kombiniere das Aussehen einer professionellen Pornodarstellerin mit den schauspielerischen Fähigkeiten einer Amateur-Pornodarstellerin, was ihr ja sogar noch schmeicheln würden, nicht wahr?; die als 18-jährige im Sexismus-Tempel Two and a Half Men auftrat, da noch pausbäckig war und fast unschuldig aussah, so unschuldig ein solariumgebräuntes Mädchen in Hot Pants und tiefem Ausschnitt neben Charlie Sheen eben aussehen kann; die für all das Bekanntheit erntete, aber keinen Ruhm; die wohl nie Schauspielerin genannt wird ohne gedachte Anführungszeichen.
Spricht so jemand, ungefragt, über seine religiöse Erziehung, will er klarstellen: Das, was ich jetzt bin, das ist das Resultat meiner Sozialisation, und irgendwie auch nicht, denn es ist ja die frühkindliche Sozialisation, die Megan Fox später ganz offensichtlich abgeschüttelt hat. Das geschah wahrscheinlich recht früh mit ihrem Umzug nach Saint Petersburg, Sunshine-City genannt, eine Beach-Stadt in Florida, die mit Oak Ridge, Tennessee, eben so viel gemein hat wie Megan Fox mit Ellen Page.