Meister der Disney-Melodien verstorben

07.03.2012 - 15:00 Uhr
Robert B. Sherman (links) und sein Bruder Richard.
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Robert B. Sherman (links) und sein Bruder Richard.
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Gestern verstarb Robert B. Sherman friedlich im Alter 86 Jahren in London. Der Komponist produzierte zusammen mit seinem Bruder Richard Sherman unzählige Songs, besonders für Disney, die zu Klassikern avancierten.

Es war ein Leben voller Musik, aber keines ohne Probleme. Robert B. Sherman verstarb am gestrigen Tage im Alter von 86 Jahren, nach Angaben seines Sohnes friedlich. Wem der Name nicht viel sagt, der sollte an seine Kindheit zurückdenken. Zusammen mit seinem Bruder Richard M. Sherman schrieb Robert die Songs aus, unter anderem, Mary Poppins, Tschitti Tschitti Bäng Bäng, Das Dschungelbuch, Aristocats, Snoopy, come home und Die vielen Abenteuer von Winnie Puuh. Zuletzt konntet ihr ihre Arbeit in Tiggers Grosses Abenteuer hören.

Die Karriere der Sherman Brothers begann mit einer einfachen Wette ihres Vaters, Al Sherman, der selbst als Songwriter aktiv war. Wer von den beiden konnte die besseren Songs schreiben? Das führte zur eigenen Produktionsfirma Music World Corporation. Der von den Sherman Brothers geschriebene und im Rahmen des Mickey Mouse Club aufgeführte Song Tall Paul erregte die Aufmerksamkeit von Walt Disney und der Rest ist Geschichte. Zunächst schrieben sie die weltberühmten Songs It’s a Small World (After All) und There’s a Great Big Beautiful Tomorrow für die Expo im Jahr 1964 und einige weniger bekannte Disney-Filme, aber auch Die Hexe und der Zauberer. Für ihre Arbeit an Mary Poppins (1964), mit Songs wie Feed the Bird, Chim Chim Cher-ee und Supercalifragilisticexpialidocious, erhielten sie schließlich zwei Oscars. Robert Sherman und sein Bruder gewannen für ihre musikalische Arbeit insgesamt neun Oscar-Nominierungen, zwei Grammy Awards (bei vier Nominierungen), und landeten 23 Gold- und Platinum-Alben.

Genau wie ihr erster Soundtrack für einen Nicht-Disneyfilm, Tschitty Tschitty Bäng Bäng, wurde Mary Poppins für den Broadway adaptiert und feierte in den letzten Jahren nicht unerheblichen Erfolg, der sicher auch auf die Songs der Sherman Brothers zurückzuführen ist. Auch auf eigene Faust brachten die beiden Stücke in die Theater des Broadway. Over Here! war das beliebteste Musical des Jahres 1974. Auch außerhalb der Filmindustrie und des Broadway waren die Sherman Brothers erfolgreich. Mit You’re Sixteen schufen sie einen Song, der in beiden Interpretationen von Johnny Burnette und Ringo Starr die Top Ten stürmte. Zahlreiche andere Songs schafften es ebenfalls auf Top-Plätze.

Doch das Leben von Robert Sherman war nicht immer einfach. Der jüdische Songwriter war 1945 einer der ersten amerikanischen Soldaten, die das Konzentrationslager Dachau betraten. Mit einem angeschossenen Knie kehrte er aus dem Krieg zurück und war fortan als der eigenbrötlerischere und nachdenklichere der beiden Sherman Brüder bekannt. Vielleicht kam daher seine Affinität zur Old Country, zu England, wo er seine letzten Jahre verbrachte und über den großen Teich hinweg mit seinem Bruder weitermusizierte. Für seine Erfolge erhielt der Musikliebhaber zwei Ehrenprofessuren.

Der Absolvent des Bard College in Annandale-on-Hudson, New York war darüber hinaus ein leidenschaftlicher Maler, der lange mit seinen Bildern hinterm Berg hielt und ein Autor von zwei Romanen und zahlreichen Kurzgeschichten. Das Schaffen und der Einfluss, den die beiden Songwriter mit ihrer Musik nahmen, wurde in der 2009er-Dokumentation The Boys: The Sherman Brothers’ Story gewürdigt. 2008 stellte Robert Sherman außerdem seine Autobiographie Moose fertig. Wer sich über diese beiden Ausnahmetalente der Musik- und Filmmusikszene informieren möchte, hat in den letzten Jahren also mehr als genug Material dafür bekommen.

Wir nehmen Abschied von einem der ganz großen Songwriter, der nicht nur die Filmwelt mit seinem Schaffen bereicherte.

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