Mit Robert Pattinson durch die Nacht: Das Festival in Sitges beginnt

04.10.2018 - 09:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
High Life mit Robert Pattinson
Alcatraz Films
High Life mit Robert Pattinson
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Heute beginnt das Festival des phantastischen Films in Sitges, zu dessen Sehenswürdigkeiten dieses Jahr High Life mit Robert Pattinson und der Nazi-Horror Operation: Overlord gehören.

Wenn du kurz nach Mitternacht vor einem Kino anstehst, um den neusten Science-Fiction-Film mit Robert Pattinson und gleich noch zwei oder drei andere anzuschauen, kann das nur zweierlei Dinge bedeuten: Erstens kennst du für die Befriedigung deiner RPattz-Liebe keine Grenzen, nicht mal die deines eigenen Biorhythmus. Und zweitens hältst du dich vermutlich in Sitges auf (ausgesprochen in etwa: Sitsches). Heute wird das Festival des phantastischen Films in der spanischen Mittelmeerstadt zum 51. Mal eröffnet und "phantastisch" ist ein breiter Begriff. Nazi-Horror-Filme laufen hier neben leisen Dramen mit postapokalyptischem Einschlag, alle mögliche Subgenres von Anime leben Seite an Seite mit Slashern, Gangsterfilmen und historischen Monsterfilmen aus Südkorea. Mittendrin läuft dieses Jahr High Life, einer meiner am meisten erwarteten Filme des Jahres. Es ist der erste Science-Fiction-Film der französischen Meisterregisseurin Claire Denis, mit der Robert Pattinson nach eigenen Aussagen schon seit Jahren zusammen arbeiten wollte. Der Mann hat Geschmack.

Der Nazi-Monster-Horror Overlord läuft im Programm

Eröffnet wird das Festival heute Abend mit dem Remake von Suspiria, über das ich bereits in Venedig geschrieben habe. Dafür reist auch Tilda Swinton an, die einen Ehrenpreis erhält. Sitges bietet traditionell die Genrefilm-Auslese des Festival-Jahres von Sundance im Januar bis zum Fantastic Fest in Austin im September. Deshalb laufen hier Entdeckungen wie der übernatürliche deutsche Sound-Design-Horror Luz, den ich euch wärmstens empfehlen kann, neben Cannes-Premieren wie Mandy mit Nicolas Cage, der einen Ehrenpreis erhält (es gibt viele Ehrenpreise hier). Das wirklich riesige Programm des Festivals stellt jedoch sicher, dass es selbst nach Besuch der anderen großen Festivals, einen Berg an unentdeckten Filmen zu erklimmen gibt.
Operation: Overlord

Dazu zählen die monströsen Nazi-Experimente aus Operation: Overlord aus der Bad Robot-Schmiede von J.J. Abrams ebenso wie die Kaufhaus-Geistergeschichte In Fabric von Berberian Sound Studio-Regisseur Peter Strickland. The Raid-Regisseur Gareth Evans wendet sich mit dem Horrorfilm Apostle vorerst vom Martial Arts-Kino ab und lässt stattdessen Legion-Star Dan Stevens in einen religiösen Kult eintauchen. Einen Mangel an indonesischer Action gibt es aber trotzdem nicht in Sitges, denn The Raid-Star Iko Uwais ist mit The Night Comes for Us vertreten, der ihn mit den Machern der sehenswerten Knochenbrecher-Saga Headshot wieder vereint.

Leigh Whannell, der mit James Wan die Saw- und Insidious-Reihen aus der Taufe gehoben hat, legt mit Upgrade seine nächste Regiearbeit vor, ein Sci-Fi-Body-Horror-Film (oder so ähnlich), in dem Logan Marshall Green (The Invitation) mit einem außer Rand und Band geratenden Computer-Chip im Körper auf dem Pfad der Rache wandelt. Ähnlich knallig verspricht Assassination Nation zu werden, in dem die Hexenverfolgung von Salem aufs Smartphone-Zeitalter aktualisiert wird und der ausgehend vom Werbematerial daraus besteht, dass Bella Thorne und Suki Waterhouse zwei Stunden mit Pumpguns herumwedeln. Es gibt Schlimmeres.

One Cut of the Dead: Der Überraschungs-Hit aus Japan

Man könnte allerdings eineinhalb Wochen in Sitges verbringen, ohne einen einzigen amerikanischen Film zu sehen - und das trotzdem mit vollem Programm. Takashi Miike ist (natürlich) mit einem neuen Film vertreten (Laplace's Witch). Aus Japan kommt ebenfalls der Überraschungserfolg One Cut of the Dead, der dem Vernehmen nach mit Zombies und einer 37-minütigen Plansequenz beginnt. Die Variety  verspricht eine einfallsreiche Horrorkomödie mit drei Filmen zum Preis von einem. Ich bin gespannt. Exzellente Kritiken sammelte auch der Animationsfilm Liz and the Blue Bird von Naoko Yamada, die mit dem Jugenddrama A Silent Voice international für Aufsehen sorgte. Martialischer geht es hingegen in Operation Red Sea zu, der an den Kinokassen in China dieses Jahr mit seiner Non-Stop-Action mit militärischem Einschlag Rekorde brach. Dante Lam, Regisseur des Films, drehte früher exzentrische Hongkong-Gangsterfilme mit einem satirischen Einschlag und hat sich mittlerweile zum (fähigen) Michael Bay des chinesischen Blockbuster-Kinos gewandelt. Keine ungewöhnliche Karriere für einen Hongkonger Filmemacher.

One Cut of the Dead

Das ist allerdings nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Programm von Sitges 2018, das auch allerhand Neues aus Südkorea bietet (unter anderem ein Remake von Johnnie Tos Meisterwerk Drug War), Horror aus Indien (Tumbbad), Indie-Genrefilme mit Star-Besetzung, wie I Think We're Alone Now mit Game of Thrones-Star Peter Dinklage, und einiges mehr. Sitges ist nichts weniger als ein Paradies für Genrefilm-Fans, egal ob man nun japanischer Splatter-Komödien goutiert oder philosophische Science-Fiction-Filme aus Skandinavien. Was mich wieder zu High Life bringt, der zweimal in Sitges läuft, beide Male als Midnight Screening, die erst gegen 1 Uhr beginnen und ihre Besucher nach Sonnenaufgang wieder in die engen Gassen der katalanischen Küstenstadt hinausspucken. Angesichts der durchaus nicht allzu eingängigen vergangenen Filme von Claire Denis kann die Programmierung als gewagtes Experiment bezeichnet werden. Aber für Grenzerfahrungen kommt man nach Sitges. Und für Robert Pattinson.

In den kommenden Tagen könnt ihr hier nachlesen, bei wie vielen Midnight Screenings ich in Sitges eingeschlafen bin.

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