Naruto Shippuden Ultimate Ninja Storm 4 im Test

26.02.2016 - 16:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Naruto Shippuden Ultimate Ninja Storm 4 erzählt die Geschichte des Manga zu Ende.
Bandai Namco Entertainment
Naruto Shippuden Ultimate Ninja Storm 4 erzählt die Geschichte des Manga zu Ende.
Naruto ist zurück und wirbelt in Naruto Shippuden Ultimate Ninja Storm 4 wieder los. Diesmal wird sogar endlich die Story des Anime zu Ende erzählt. Allerdings müsst ihr schon einiges an Wissen über die Kultserie mitbringen, um das wahre Potenzial dieses Beat’m Ups genießen zu können.

Nach Ultimate Ninja Storm Revolution, das ja eher ein Lückenfüller war, geht es diesmal wieder um die Wurst. In Storm 4 erzählt Entwickler CyberConnect2 die Geschichte des Anime zu Ende und spendiert uns daher endlich wieder einen echten Story-Modus. Wir erfahren also, wie die ganze Seifenoper um Naruto, Sasuke, Madara und Obito ihr verdientes Ende findet. Allerdings dürften Fans, die nur die Spiele kennen, einen nicht zu verachtenden Unterschied bemerken: Ultimate Ninja Storm 4 knöpft nicht lückenlos an das Ende seines direkten Vorgängers an. Dieses kommt daher, dass CyberConnect2 sich seinerzeit ein fiktives Alternativende für Ultimate Ninja Storm 3 ausdenken musste, da der Manga damals noch nicht so weit fortgeschritten war.

Im Story-Modus übernehmen wir auch die Kontrolle über Sasuke.

Wer kein Fan ist, muss wohl draußen bleiben

Nun stehe ich also plötzlich auf einem großen Schlachtfeld und muss Obito samt Clan-Opa Madara daran hindern – mittels “Projekt Mondauge” – alle Ninjas zu töten und eine neue Weltordnung zu erschaffen. Ein großes Problem der Ultimate Ninja Storm-Reihe kehrt also auch diesmal zurück; die Entwickler haben exakt null Interesse daran neue Fans einzuführen und setzen darauf, dass ein immenses Grundwissen über die komplexe Naruto-Welt und seiner Charaktere mitgebracht wird. Potenziell neue Fans werden kategorisch ausgeschlossen, was schon etwas schade ist, denn es verhält sich mit Storm 4 ähnlich wie mit Game of Thrones: Wer nur mal unbedarft reinschaut, hat keinen Bezug zur emotionsstarken Handlung und ihren vielschichtigen Figuren. Da verliert man sich schnell in einem dunklen Loch aus Fragen und losen Handlungsfäden. Ist das nötige Wissen aber da, dreht sich das Ganze und man fiebert mit. Das Storytelling fesselt an den Bildschirm, wie es kaum ein anderes Prügelspiel schafft.

Allerdings eben nur dann, wenn man wirklich ein Fan ist. Das Gameplay ist in diesem Teil nämlich noch stärker reduziert und erreicht fast schon das Niveau einer Visual Novel. Am auffälligsten ist im Story-Modus der gänzliche Verzicht auf die ohnehin schon primitiven Rollenspielelemente der Vorgänger. Das klingt jetzt erst mal komisch, macht dafür aber umso mehr Sinn, denn der letzte Akt der Naruto-Handlung findet an nur einem Ort statt und besteht quasi aus einem einzigen, in viele kleine Konflikte unterteilten, sehr umfangreichen Bosskampf. Dessen Geschichte wird in kleinen Episoden erzählt, die bis zu 40 Minuten andauern und größtenteils aus Zwischensequenzen bestehen.

Sakura gehört mit zu den stärksten Charakteren im Spiel.

Als Spieler beschränken wir unser Handeln dabei auf die Kämpfe, die aber oft nur einen geringen Teil der jeweiligen Episode ausmachen. Die Story unterteilt sich bei Storm 4 in fünf große Kapitel, wobei ihr hin und wieder auch die freie Wahl habt, welche Episode zuerst gespielt wird.

Wenig direktes Gameplay und zu leichter Schwierigkeitsgrad

Ab und an werden die Filmchen durch Kampfeinsätze unterbrochen, bei denen ich einen bestimmten Gegner besiegen muss. Dies geschieht entweder im klassischen Versus-Kampf, in den an Dynasty Warriors angelehnten Mob-Kämpfen oder in fulminanten Bossfights, bei deren Ende simple Quick-Time-Events für einen epischen Abgang sorgen. Wer nun aber möglichst viel auf die Tasten kloppen oder die Spielwelt erkunden will, der wird enttäuscht werden.

Die minutenlangen Zwischensequenzen bestehen dazu oft aus vertonten Screenshots, bei denen ihr quasi einer Diashow folgt. Gerade am Anfang wirkt das recht befremdlich, wobei sich ab der Hälfte des Spiels immer mehr vollanimierte Szenen dazumischen. Für Spaß sorgt immerhin die Regiearbeit der Entwickler, die sich durch abwechslungsreiche Actioneinlagen, viele emotionale Momente und eine tolle Bildführung auszeichnet und daher wirklich erstklassig ist. Die Handlung verläuft zwar fast linear, ist dafür aber straff erzählt und – anders als im Anime – nicht mit überflüssigen Füllern gestreckt.

Die Kämpfe sind ein Feuerwerk der Effekte

Am Kampfsystem selbst hat sich im Vergleich zu den Vorgängern wenig verändert. Noch immer habe ich eine feste Taste für meine Angriffe, kann mit einfachen Kombinationen mächtige Jutsus (Superattacken) ausführen und muss meinen Gegner in atemberaubender Geschwindigkeit mittels ausgedehnter Combo-Serien ausknocken. Je nach Kampf hat man auch diesmal wieder bis zu zwei Verbündete im Schlepptau und – hier kommt die größte Neuerung – darf diesmal sogar im Kampf die Spielfigur durch einen Verbündeten auswechseln. Das sorgt für viel Frischluft und verhindert, dass ich im Story-Modus immer mit den gleichen Charakteren antrete.

Der Schwierigkeitsgrad ist dabei leider etwas zu sehr auf casual ausgelegt, vor allem da ich nach dem eigenen K.O. meinen Gegner, mit wiederaufgefülltem Leben und wahlweise höherer Verteidigung oder höherem Angriff, genau ab dem Punkt weiter vermöbeln darf, an dem ich zuvor zu Boden ging. Das senkt zwar am Ende mein Rating, nimmt den Kämpfen aber etwas die Würze. Da das Ranking für den Story-Modus so gut wie keinerlei Bedeutung hat. Wer mehr gefordert werden will, kann die einzelnen Kämpfe später wiederholen und versuchen, die teilweise echt knackigen Achievements zu erreichen.

Im Abenteuer-Modus dürfen wir das erste Mal Boruto steuern.

Der Abenteuer-Modus ist nett, aber kein Highlight

Zugegeben, mir war die Erkundung der Spielwelt immer ein Klotz am Bein und die tumben Sammelaufgaben kamen eher nervig als nützlich daher. Wer sie aber dennoch vermisst, der darf sich in den Abenteuer-Modus stürzen. Hier gibt’s den extrahierten Rumlauf- und Minimissionen-Part aus den Vorgängern. Die fiktive Story spielt dabei weit in der Zukunft und gibt mir unter anderem Narutos Sprössling Boruto an die Hand, den Fans schon aus dem letzten Kinofilm kennen. Ein Highlight ist der Abenteuer-Modus dank langweiliger Rahmenhandlung allerdings nicht, sondern eher eine nette Beigabe für die Fans der Vorgänger sowie ein Spielzeitstrecker. Während der Story-Modus nämlich gerade mal sieben bis acht Stunden zählt, kann der Abenteuer-Modus diese um bis zu sieben Stunden erweitern.

Wenig Balance im Online-Modus, dafür sporadische Events

Wirklichen Langzeitspaß bietet dafür natürlich der Online-Modus sowie der Freie Kampf. Während Letzterer ganz typische Versus-Kämpfe gegen KI oder für das gepflegte Couch-KoOp bietet, gibt man sich im Online-Modus mit Spielern aus aller Welt gegenseitig auf die Mütze. Dabei stehen sogar eine Ranked-Liga sowie ein Turniermodus zur Verfügung. Dank der unglaublich großen Auswahl an Figuren, die so gut wie alle wichtigen Charaktere samt verschiedener Versionen dieser umfasst – die aber größtenteils freigespielt werden müssen – sowie zeitlich begrenzter Events, kann man so schon etliche Stunden verbringen. Allerdings schlägt auch hier wieder ein alter Feind zu, denn die Balance der Kämpfer ist nicht wirklich fair. Wer Titanen wie Kyubi Naruto oder Eremiten-Madara auspackt, hat gegen einfache Genins einen großen Vorteil.

Im VS-Kampf haben wir freie Auswahl über die Charaktere.

Technisch kein Wunderwerk, aber eine Verbesserung zur Last-Gen

Rein technisch hat sich im Vergleich zum indirekten Vorgänger Ultimate Ninja Storm Revolution einiges getan. So ist die Auflösung dank aktueller Hardware auch auf den Konsolen mit 1080p höher als noch auf der Last-Gen und die Masse an Partikeln sowie anderer optischer Effekte wurde noch mal deutlich erweitert. Allerdings schöpfen die PS4- sowie Xbox One-Version noch nicht das volle Potenzial ihrer Technik aus. Da zeigt gerade Street Fighter V wesentlich besser, was so alles möglich ist. Auf dem PC hingegen erscheint das Spiel wie zu erwarten in der besten Qualität. Etwas meckern muss ich zudem am Online-Modus, dessen Lobbyfindung noch nicht ganz perfekt funktioniert. Der Netcode scheint wohl noch einige Anpassungen zu benötigen. Eine deutsche Vertonung gibt es – zur Freude vieler Fans – nicht, ich muss mich zwischen der japanischen oder der englischen Sprachausgabe entscheiden. Beide trumpfen dabei mit vielen Originalsprechern auf. Die Soundkulisse passt perfekt, nur hier und da hätte ein wenig mehr reißerische Hintergrundmusik gepasst.

Fazit: Ein fast ultimatives Naruto-Spiel

Bevor ich nun meine finale Meinung abgebe, sei angemerkt, dass ich dies als Fan von Naruto und der Ultimate Ninja-Reihe mache. Wer kein Interesse an dem Genre oder der Spielwelt hat, wird auch an Storm 4 keine Freude finden. Für Liebhaber stellt das Spiel aber genau wie erwartet die würdige Nachfolge da, die man sich nach Storm 3 gewünscht hat. Natürlich beziehen sich die meisten Neuerungen lediglich auf die Story und die Menge an spielbaren Charakteren. Wer aber nach dem Ende des Mangas ein wirklich ultimatives Naruto-Spiel haben will, der kommt um Storm 4 nicht herum. Ich für meinen Teil bekam genau das, was ich wollte: Viele emotionale Momente, unglaublich gut inszenierte Kämpfe – samt toller Zwischensequenzen – und dazu noch eine sehr getreue Umsetzung des Anime. Das trübt aber nicht über die vererbten Schwächen des Multiplayers sowie den niedrigen Schwierigkeitsgrad und die zu seltenen Kampfeinsätze hinweg. Der Story-Modus alleine ist größtenteils ein einziger Film und das Spiel dafür sehr teuer. Wer also nicht mindestens noch ein paar Runden im Online-Modus oder gegen Freunde hinlegt, sollte lieber auf einen Sale warten.

Naruto Shippuden Ultimate Ninja Storm 4 wurde uns als Presse-Muster zur Verfügung gestellt und auf PlayStation 4 getestet.

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