Netflix bricht wohl bald mit einer geliebten Anime-Tradition

15.09.2018 - 09:45 Uhr
Fullmetal Alchemist: BrotherhoodKSM Anime/Netflix
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Netflix bietet auch Animeserien einige Möglichkeiten, die sie im Fernsehen nicht hätten. Eine alte Tradition könnte aber nun unter den neuen Gestaltungsmaßnahmen leiden.

90 Sekunden. Ein goldener Wert, nach dem sich seit Jahrzehnten fast jedes Anime-Opening und -Ending richtet. Ob mit bereits erschienenen Pop-/Rock-Songs oder extra für die Serie geschriebenen Liedern: Mit ihren eineinhalb Minuten fungieren die Intros jede Woche als Stimmungsmacher und darüber hinaus sogar als Werbung, denn oft sind sie das erste, was potentielle Zuschauer zu Gesicht bekommen. Dass dank ihnen in jeder Episode drei Minuten weniger neues Material produziert werden muss, ist ein Bonus für Studios. Doch diese Vorteile bestehen in erster Linie für Fernsehausstrahlungen, weshalb Netflix-Animes künftig mit dieser Tradition brechen könnten.

Opening-Songs sind tot, lang leben Opening-Songs!

Dass Anime-Openings auf Netflix bald keine besonders große Rolle mehr spielen, ist eine Vorhersage von Musik-Produzent Akihiro Tomita, der am Astroboy-Prequel Atom: The Beginning und dem Netflix-Film Godzilla: Monster Planet arbeitete. Während eines Gesprächs zur Zukunft der Industrie kam auch das traditionelle Opening zur Sprache, für das er bei Netflix keine Zukunft sieht. Seinen Aussagen zufolge, die Anime News Network  zusammenfasste, passen klassische Openings nicht mehr in das Netflix-Binge-Modell. Dafür könnten sie aber an andere Stellen verlagert werden. Oder kurz gesagt:

Die Logik einer Fernsehausstrahlung kann nicht mehr auf das Streaming-Zeitalter angewandt werden.

Ein gutes Beispiel ist die Serie B: The Beginning, die im März dieses Jahres auf Netflix veröffentlicht wurde. Da ist das Opening nur eine wenige Sekunden lange Titelsequenz, wie sie in westlichen Serien wie Breaking Bad und Lost üblicher ist. Devilman: Crybaby startete noch mit einem typischen 90 Sekunden-Opening, aber das könnte immer seltener auftreten. Stattdessen glaubt Tomita, dass Lieder, die für Openings verwendet werden würden, in den Serien selbst als Inserts eingebaut werden. So wurden die Opening-Songs in Animes bereits zuvor beim Höhepunkt einer Folge eingesetzt. Dieses alteingesessene Stilmittel könnte nun bei Netflix regelmäßiger Verwendung finden.

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Die Änderung wird allerdings nur Animes betreffen, die auch wirklich komplett Netflix-exklusiv sind, wie die eben genannten Beispiele. Titel wie Little Witch Academia oder Kakegurui - Das Leben ist ein Spiel liefen in Japan immer noch im Fernsehen und mussten dementsprechend einen festen Zeitwert aufweisen. Auf Netflix kann die Länge dagegen von Folge zu Folge variieren, es muss kein bestimmter Wert erfüllt werden. So ist die Kürzung des Openings und eventuelle Verlagerung in die Serie oder die Endcredits eine plausible Möglichkeit. Netflix drängt seine Abonnnenten ohnehin dazu, Intros auf Knopfdruck zu überspringen. Wenn außerdem mehrere Folgen hintereinander geschaut werden, überspringt der Streaming-Dienst diese mitunter auch von selbst. Ein gutes Opening war also nie wirklich wichtig für den Dienst.

Werdet ihr klassische Anime-Openings auf Netflix vermissen, wenn sie wirklich wegfallen?

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