Neue Kriegsserie von Steven Spielberg & Tom Hanks: Lohnt sich der Band of Brothers-Nachfolger Masters of the Air?

26.01.2024 - 18:45 Uhr
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23 Jahre nach Band of Brothers kommt die nächste Kriegsserie von Tom Hanks und Steven Spielberg. Kann Masters of the Air an die Qualitäten der Vorgänger anschließen?

Strahlend blauer Himmel, glänzender Stahl und Kondensstreifen, die sich wie Puderzucker über den Horizont legen. Gäbe es nicht die Todesgefahr, könnte man das Bild fast als hübsch bezeichnen. In der neuen Serie Masters of the Air sitzen wir nämlich mit jungen Amerikanern im Cockpit von B-17-Bombern über dem Europa des Zweiten Weltkriegs. Wir blicken herab auf zerstörte Städte oder geradewegs ins Mündungsfeuer von Jagdflugzeugen. Und wir stürzen mit ihnen in die Tiefe. Es sind grauenerregend intensive Szenen, die die Welt aus den Fugen reißen. Solche Luftkämpfe gab es in Serienform noch nicht zu sehen.

Tom Hanks & Steven Spielberg lassen Masters of the Air fliegen

Masters of the Air ist nach Band of Brothers - Wir waren wie Brüder und The Pacific die dritte Kriegsserie der Produzenten Tom Hanks und Steven Spielberg. Alle basieren auf wahren Begebenheiten. Das Trio beleuchtet Facetten des Zweiten Weltkriegs aus Sicht der Amerikaner. In Band of Brothers (2001) folgen wir einer Fallschirmjäger-Kompanie vom D-Day bis zum Sieg in Europa.

In der düstereren Serie The Pacific (2010) erleben mehrere Marines im erbarmungslosen Kampf gegen japanische Truppen die Verrohung des Krieges. Die erste Serie feierte den Zusammenhalt der Easy-Kompanie. Die zweite wandte sich der Frage zu, wie der Krieg als verheerende körperliche und seelische Erfahrung Menschen verändert.

Austin Butler und Callum Turner in Masters of the Air

Masters of the Air sucht wieder die Spuren von Band of Brothers. Co-Schöpfer John Orloff war Autor des Serien-Klassikers, sein Kollege John Shiban schrieb an Breaking Bad mit. Die Drehbücher rücken Ideale von Professionalität, Loyalität und Zusammenhalt in widrigsten Situationen in den Mittelpunkt. Die Freundschaft der beiden Hauptfiguren Gale Cleven (Austin Butler) und John Egan (Callum Turner) ist dafür beispielhaft. Die jungen Männer der 100. Bombergruppe der US-Air Force greifen Militär-Anlagen, Industrie und andere Ziele im von Nazis besetzten Europa an.

Dabei sollte man sich nicht die akrobatischen Flugbahnen aus Top Gun: Maverick vorstellen, sondern eher schwerfällige Kreuzer in 7.000 Metern Höhe. Die B-17-Bomber werden als divenhafte "Festungen der Lüfte" inszeniert. Wenn man Glück hat, erreicht man das Ziel, ohne dass unterwegs ein Motor abröchelt. Dann beginnt der gefährliche Teil. Flak-Granaten wohin das Auge reicht, wendige Messerschmitt-Jäger, die in den Himmel stoßen wie Ameisen auf einen Kadaver.

Austin Butler und Callum Turner bilden den Ruhepol der Serie

Ex-Elvis Austin Butler beeindruckt als unnahbarer Macher, der sich von den Exzessen seines Freundes fernhält und von seiner Verlobten träumt. Manchmal erkennt man in seinen Augen den Weltschmerz eines Terrence Malick-Helden.

Callum Turner gibt den Kriegs-Abenteurer mit schneidigem Clark Gable-Gedächtnis-Bärtchen. Sie bilden den Ruhepol in einem Ensemble, das sich ständig wandelt. So werden sie allerdings geschrieben. Am Ende weiß man kaum mehr über den ruhigen Cleven und den frechen Egan als am Anfang.

Barry Keoghan und Austin Butler in Masters of the Air

Anders sieht es bei den heimlichen Helden der Serie aus: Navigator Harry Crosby (Anthony Boyle) und Pilot Robert "Rosie" Rosenthal (Nate Mann). Beide durchlaufen eine erstaunliche Entwicklung, vergleichbar mit Damian Lewis' Hauptfigur Major Winters in Band of Brothers.

Andere Mitglieder des Ensembles erhalten zu wenig Aufmerksamkeit. Die sogenannten Tuskegee Airmen (unter anderem Ncuti Gatwa und Branden Cook) sind die ersten schwarzen Piloten im segregierten US-Militär. Als eigenständige Figuren bleiben sie aber kaum greifbar. Während sich Band of Brothers eine ganze Folge nahm, um den Krieg aus Sicht eines einzelnen Sanitäters zu zeigen, verläuft sich Masters of the Air bisweilen in seinem Ensemble. Man merkt, dass der Serie eine Episode weniger zur Verfügung steht als den beiden Vorgängern.

Fliegende Festungen werden zu Todesfallen

Die Luftkämpfe in Masters of the Air stellen das herausragende Bauteil dar. Das liegt zum einen an den beeindruckenden visuellen Effekten. Hinzu kommt die intensive Perspektive, inszeniert von Regisseuren wie Cary Joji Fukunaga (James Bond 007 - Keine Zeit zu sterben).

Zumeist stecken wir mit der Crew in einem klaustrophobisch engen Stahlriesen fest, der belagert wird. Oder abstürzt. Dann geht der Blick zum brennenden Flügel, dann steigen die Angst, der Puls und das Geschrei, wenn sich die Crewmitglieder aus dem strauchelnden Monstrum mit einem Fallschirm zu retten versuchen.

Ähnlich wie Band of Brothers sucht Masters of the Air Antworten auf die Frage, wie die jungen Männer sich dieser Gefahr wiederholt aussetzen können – und wie sie mit den Wunden umgehen, die ihre Bomben ins Leben anderer reißen.

Ncuti Gatwa in Masters of the Air

In diesen Momenten reicht die Serie problemlos an die Qualitäten der Vorgänger heran, was auch am historischen Detailreichtum liegt. Die Genauigkeit gehörte zu den Vorzügen von Band of Brothers und The Pacific, und sie findet sich ebenso in der neuen Serie, die auf einem Sachbuch von Donald L. Miller basiert.

Masters of the Air bietet im positiven Sinne altmodische Unterhaltung. Damit ist weniger das Thema gemeint, sondern der Ansatz: eine geradlinige Erzählung vor gewaltiger Kulisse. Es gibt keine gekünstelten Twists, keine erzwungenen Cliffhanger, so gut wie keine Zeitsprünge. Es gibt das Vertrauen in Geschichten, die Menschen im Krieg schreiben – und in die unglaublich aufwendigen Effekte. Und dieses Vertrauen wird zumeist belohnt.

Als Grundlage dieses Serien-Checks diente die 9 Episoden umfassende Staffel. Masters of the Air startet heute bei Apple TV+. Jeden Freitag folgt eine neue Episode.

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