Letzten Freitag überraschte die Ankündigung einer neuen Gotham-Serie, die im gleichen Universum wie The Batman mit Robert Pattinson angesiedelt ist. Das Projekt entsteht für Warners Streaming-Dienst HBO Max und sorgt mit großen Namen für Aufsehen. Nicht nur ist Matt Reeves, der als Regisseur den neusten Leinwandausflug des Dunklen Ritters in Szene setzt, als Produzent beteiligt, sondern auch Terence Winter.
Mögliche Comicvorlage
Sprich: Um das neue Batman-Universum zu erweitern, hat sich Warner einen Serienexperten mit langer HBO-Tradition gesichert. Terence Winter machte sich als Autor der einflussreichen Mafiaserie Die Sopranos einen Namen, ehe er selbst zum Schöpfer großer Dramen wie Boardwalk Empire und Vinyl wurde. Nun taucht er in die düstere Welt von Gotham City ein und erzählt die Geschichte des Gotham Police Departments.
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Das Ende der letzten Gotham-Serie liegt erst ein Jahr zurück
Sehr viel mehr ist noch gar nicht bekannt und dennoch wird schon diese Handvoll Informationen von einem Gefühl der Übersättigung begleitet. Immerhin haben wir erst letztes Jahr das Ende einer Batman-Serie gesehen, die in der vom Verbrechen bestimmten Metropole angesiedelt war: Gotham erzählte über den Verlauf von fünf Staffeln durch die Augen des jungen James Gordon, verkörpert von Ben McKenzie.
Schaut den Trailer zu Gotham:
Diese Serie existierte unabhängig von anderen DC-Projekten und erfand im Lauf der Zeit ihr eigenes Batman-Universum, das viele Figuren beherbergte, die kurz zuvor, wenn nicht sogar gleichzeitig in anderen Inkarnationen auf der großen Leinwand zu sehen waren. Um da den Überblick zu behalten, muss man komplett in die Materie einsteigen, besonders dann, wenn mit mehreren Joker-Identitäten gespielt wird.
DC und Warner drohen, alte Fehler zu wiederholen
Wo Marvel aktuell alles fein säuberlich in seinem großen Cinematic Universe zusammenführt (etwa durch die angekündigten Disney+-Serien sowie die Übernahme der Fox-Figuren), wird bei DC der strenge Rahmen wieder aufgeweicht. Im Kino existiert etwa der Rumpf eines großen Universums, das mit Man of Steel begründet wurde, sich letzten Endes jedoch nie als konkurrenzfähige MCU-Alternative durchsetzen konnte.
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Seitdem gehen Filme wie Wonder Woman und Aquaman einen spannenden Mittelweg: Als Teil eines sterbenden Cinematic Universe positionieren sie sich dynamisch zwischen Eigenständigkeit und Verbundenheit. Am faszinierendsten wird das mit einem Blick auf die von Margot Robbie verkörperte Harley Quinn, die als Teil von Suicide Squad im alten DC-Universum etabliert wurde, bevor sie in Birds of Prey freidrehte.
Die nächste Stufe dieser Entwicklung ist der radikal abgetrennte Joker, der erst einmal nur für sich existiert und die große Chance im Zerfall des DC-Universums offenbart: Wo Marvel sich zunehmend in eine homogene Masse hineinsteigert, tun sich hier vielfältige Möglichkeiten zum Experimentieren auf - zumindest insofern das auf diesem Level Franchise- und Marken-getriebener Hollywood-Blockbuster möglich ist.
Ein neues DC-Universum wird aus dem Boden gestampft
The Batman schien diesen Trend fortzusetzen und einen Gang zurückzuschalten. Gerade, wo sich für DC alles neu ordnet, wird es aber plötzlich wieder richtig kompliziert: Erneut wirkt es, als würde Warner ein gesamtes Universum aus dem Boden stampfen wollen, ehe sich Robert Pattinson als Bruce Wayne überhaupt die Maske des Dunklen Ritters überstülpen und seine eigene Stimme auf der großen Leinwand finden kann.
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Ein Blick in die letzten Jahre zeigt jedoch, dass diese überhastete Strategie bei der Erschaffung eines Cinematic Universe selten zum gewünschten Erfolg führt. Ben Afflecks Batman, dessen Tage im Grunde gezählt waren, als das Robert Pattinson-Casting bekannt gegeben wurde, ist der beste Beweis dafür. Doch nun ist auch dieser Batman wieder zurück - und zwar in Form von Zack Snyder's Justice League.
Als wären zwei Batmen nicht genug, machten in den vergangenen Wochen Meldungen die Runde, dass sich Michael Keaton (also der Batman der Burton-Ära) in Verhandlungen für einen Auftritt im kommenden The Flash-Film befindet. Zuvor kursierte außerdem Jeffrey Dean Morgans Name, der in Batman v Superman: Dawn of Justice als Thomas Wayne zu sehen war. Von einer Franchise-Entschleunigung ist da nicht mehr viel zu merken.
Der Druck eines neuen großen Batman-Universums
Im Gegenteil: Warner und DC steuern hier vielmehr auf den nächsten großen Franchise-Stunt zu, der fraglos die Aufmerksamkeit der Film- und Serienwelt genießt, jedoch auch gewaltig schiefgehen und die Marke nachhaltig beschädigen kann. Das MCU entsagt bisher zwar erfolgreicher jeglicher Prognose von Ermüdungserscheinungen, die andere Seite der Medaille hat DC dafür aber bereits am eigenen Leib erfahren.
Ein Teil des gigantischen Joker-Erfolgs dürfte sicherlich auch daher rühren, dass sich der Film einem deutlich größeren Publikum öffnete. Während etwa die komplexen Strukturen des Arrowverse nur noch einen eingeschworenen Kreis von Fans durch die Tore von Star City lassen, durchbrach die düstere Gotham-Odyssee mit Joaquin Phoenix die Comic-Schallmauer und avancierte zum popkulturellen Phänomen.
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Ein neuer Batman-Film ist zwar sicherlich kein Nischenprodukt, sonst würde Warner auch nicht darüber nachdenken, seinen Streaming-Dienst mit einer begleitenden Serie zu pushen. Gleichzeitig geht hier eine reizvolle Unverbindlichkeit verloren, die Möglichkeiten offenlässt, während Erinnerungen an ähnlich ambitionierte, schlussendlich aber gescheiterte Projekte wie Sonys The Dark Tower-Universum wach werden.
Das war der erste von zwei Texten, die sich mit der neuen Gotham-Serie beschäftigen. Im zweiten Text geht es um die Chancen und Herausforderungen, die sich hier im Kontext der Polizeiserie offenbaren.
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