Orange Is the New Black: Mit dem Ende ist das alte Netflix endgültig tot

04.08.2019 - 10:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
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Mit dem Ende von Orange Is the New Black wird eine längst vergangene Netflix-Ära zu Grabe getragen. Erinnern wir uns an alte Zeiten und blicken in die dystopische Zukunft.

Erinnern wir uns zurück an 2013. Es war das Jahr, in dem Netflix mit Orange Is the New Black und House of Cards eine neue Ära des Streamings einläutete. Mit dem Ende der 7. Staffel der Frauenknast-Serie hat nun Netflix' Phase 1 endgültig ihren Abschluss gefunden. Und wir fragen uns, ob es jemals wieder solche Serien beim Streaming-Riesen zu sehen geben wird.

Nach Orange Is the New Black gehört Netflix' Phase 1 der Vergangenheit an

Orange Is the New Black ist der Iron Man unter den Netflix-Produktionen, der Wegbereiter aller Netflix-Serien - und House of Cards der Edward Norton-Hulk, über den heute der Deckmantel des Schweigens gelegt wird. Mit dieser Serie stirbt nun auch die Erinnerung an das rebellische Netflix, das Netflix 1.0, das als Underdog die Serienlandschaft aufmischen wollte.

Längt vergessen scheint der idealistische Ansatz des Streamingdienstes, mit qualitativ hochwertigen Produkten der Konkurrenz des linearen Fernsehens den Kampf anzusagen. Es macht mich als Serienfan fast traurig, zu sehen, wie Netflix vom trendigen Modelabel zur 1-Euro-Grabbelkiste verkommen ist, in der die wirklichen Highlights unter einem gewaltigen Trash-Berg begraben werden.

Eine Serie wie Orange Is the New Black wird es auf Netflix nicht mehr geben

Ja, es ist passiert. Die letzte verbliebene Serie des ersten Netflix-Original-Jahes, ein wahres Urgestein, ist zu Ende gegangen. Mit 91 Episoden in 7 Staffeln trägt Orange Is the New Black nun den Titel der am längsten laufenden Dramaserie von Netflix. 7 Staffeln. 91 Episoden. Lassen wir uns das mal auf der Zunge zergehen. Denn womöglich wird nie wieder eine Netflix-Serie diesen Meilenstein erreichen.

Die "größte" Netflix-Serie aller Zeiten?

Schon seit einiger Zeit fährt Netflix nämlich einen neuen Kurs. Mehr als 3 Staffeln sollen die meisten Serien nicht mehr erhalten und diese werden auch immer kürzer. Eine Staffel mit 13 einstündigen Episoden? Heute ist das kaum noch vorstellbar. Gemeint sind hier natürlich vorrangig Dramaserien. Sitcoms, Animationsserien und Kinderserien bilden eine Ausnahme.

Welche Serie kann das Erbe von Orange Is the New Black antreten?

Dass eine Dramaserie nochmal auf 7 Staffeln kommen wird, passt nicht mehr zum neuen Netflix. Annähernd große Erfolge wie beispielsweise Stranger Things oder Tote Mädchen lügen nicht werden diese magische Grenze nicht überschreiten. Nach der 4. Staffel wird Stranger Things voraussichtlich auf 33 Episoden kommen und Toten Mädchen wird nach vier Staffeln und 42 Epispden enden. Die 91 Folgen liegen in unerreichbarer Ferne.

Aber welche Serien könnten überhaupt auf eine dermaßen hohe Episoden-Anzahl kommen? Im Dramabereich gibt es keinen geeigneten Anwärter. Nur eine Comedyserie kann diesen Meilenstein erreichen. Die Rede ist von Grace and Frankie. Diese geht nämlich bald schon in die 6. Staffel und ist danach nur noch eine Verlängerung um 13 Folgen davon entfernt, Orange Is the New Black einzuholen.

Hier mal ein kleiner Überblick der am längsten laufenden Netflix-Serien aus dem Bereich Drama und Comedy:

  • Orange Is the New Black - 7 Staffeln - 91 Folgen (beendet)
  • The Ranch - 4 Staffeln - 80 Folgen (danach beendet)
  • Grace and Frankie - 6 Staffeln - 78 Folgen
  • House of Cards - 6 Staffeln - 73 Folgen (beendet)

Netflix' Phase 2: Qualität und Quantität

Lange laufende Erfolgsserien gehören der Vergangenheit an. Denn Netflix ist längst nicht mehr daran interessiert, sich an einzelne Titel zu binden. Stattdessen wächst und wächst der Druck der Aktionäre, die Erfolg an Neukundengewinnung messen, welche sich anscheinend nur durch neue Serien erzielen lässt. Dieses Phänomen ließ sich bereits am sinkenden Erfolg und schließlich dem Begräbnis der Marvel-Serien erkennen.

Jede Netflix-Serie will der nächste große Hit werden

Schon längst befinden wir uns in einer neuen Ära von Netflix. Nennen wir sie Phase 2. Die Zahl 2 passt hierbei ganz gut, denn Netflix fährt in dieser Phase zwei Strategien. Zum einem wäre da die Expansion ohne Rücksicht auf Verluste. Es wird wild drauf los bestellt, in der Hoffnung, dass irgendwo der nächste Hit dabei sein könnte. Serienbestellungen umfassen aber auch nur noch 8 bis 10 Episoden pro Staffel, um das Risiko zu senken.

Als zweite Strategie bleibt Netflix in gewissem Maße seinem ursprünglichen Mantra treu. Man bietet den vom linearen TV gebeutelten Kreativen eine Möglichkeit zur Entfaltung, Serien-Diversität lautet hier die Devise. Mit großen Namen wie Ryan Murphy oder Ava DuVernay will man auch qualitativ zu den großen Playern gehören, wie die Emmy-Nominierungen 2019 verdeutlichen.

Das Netflix der Zukunft: Mit Franchises zum Erfolg

Aber wie sieht nun das Netflix der Zukunft aus? Vorerst wird Netflix seinen zwei Strategien treu bleiben: viele kurzweilige Serienneuheiten und kurze Staffeln mit je 8 bis 10 Folgen Länge, viel Ramsch und wenige Highlights. Die 3. Phase von Netflix rückt aber schon in greifbare Nähe. Sie hört auf den Namen Franchises.

Mit großen Titeln wie beispielsweise The Witcher, Narnia, Cowboy Bebop, Avatar oder Roald Dahl wird sich an bereits erfolgreiche Marken angedockt, um künstlich den nächsten Hit zu kreieren. Der Konkurrenzdruck von Disney+, Apple oder HBO Max ist zu hoch, um Risiken einzugehen. Für originäre Stoffe wie Orange Is the New Black, an denen sich Fans viele Jahre erfreuen können, ist hier kein Platz mehr. Das alte Netflix ist endgültig tot.

Was haltet ihr von der Entwicklung von Netflix?

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