PlayStation VR ist bereits toll & kann nur besser werden

08.04.2016 - 11:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Playstation VR
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Obwohl gleich mehrere Anbieter den VR-Markt stürmen und Analysten schwarze Zahlen progonostizieren, scheint die Begeisterung vieler Spieler noch verhalten. Ich habe mir das Aufgebot der PlayStation VR angeschaut und meine Skepsis dabei im Keim erstickt.

Ich war schon immer verwundert, wie zurückhaltend die allgemeinen Reaktionen auf den VR-Hype sind. Wo Entwickler und Fachpresse fast ins Schwärmen geraten, wenn es um die Möglichkeiten der neuen Technologie geht, schauen viele Spieler nur auf die Praxistauglichkeit und fordern erst einmal den Beweis, dass sie die überteuerte Spielerei ohne echten Mehrwert überhaupt brauchen. Die nüchterne Skepsis erinnert mich dabei an meine Eltern, die mir das Internet ausreden wollten, als ich für einen Anschluss bei uns zu Hause gekauft habe.

Stell dir vor, es ist Zukunft und keiner geht hin

Wir brauchen das nicht, es ist zu teuer und dann sehen wir auch noch bekloppt aus, wenn wir die Headsets aufhaben. Die Liste an Argumenten, mit denen an der Massentauglichkeit von VR-Geräten gezweifelt wird, ist lang. Warum aber gerade Videospielfans, die es doch gewohnt sind, dass sich ihr Medium auch durch technischen Fortschritt definiert, ihren Optimismus verweigern, ist mir ein Rätsel. Natürlich will niemand teure Hardware kaufen, die ungenutzt im Regal liegt, das begreife ich. Aber ist das Potenzial von Virtual Reality nicht offensichtlich? Braucht es den Beweis in Form von hochkarätigen Launch-Titeln, damit der Technik eine Chance gegeben werden darf?

Das Paket, mit dem die PS VR bei Käufern ankommt, ist prall gefüllt.

Ich habe mich auf dem PlayStation Experience-Event in München herumgetrieben und mir einen Überblick über den Aspekt verschafft, der am meisten für Kritik an VR-Geräten herhalten muss: Die Spiele. Das PlayStation VR-Headset ist aufgrund des erschwinglichen Preises viel verlockender als die Konkurrenz von Oculus Rift und HTC Vive und dennoch scheint das Interesse am Lineup verhalten. VR-Erfahrungen lassen sich schwer vermitteln, wenn man nicht die Gelegenheit hat, sie zu testen, aber auch ohne Vorab-Demos war mir klar, dass ich viel Spaß mit den neuen Möglichkeiten haben werde.

Natürlich bietet ein kleines Event in München kurz vor der E3 im Juni nicht den Zugriff auf alle 160 Titel, die für PlayStation VR in der Entwicklung sind. Doch für meine persönliche Absicherung, dass ich mir keine Sorgen um zu wenig spannenden Content machen muss, reicht es allemal.

Simpel aber genial

PlayStation VR Worlds ist der hauseigene Rundumschlag von Sony, mit dem gezeigt werden soll, was nun alles möglich sein wird, wenn die PS4 in die virtuelle Realität eintaucht. The London Heist, der Teil des Bundles, den ich gespielt habe, ist nicht neu, aber für mich war es das erste Mal, dass ich den Diamantenraub ausprobieren durfte. In der gezeigten Sequenz saß ich als Beifahrer in einem Fluchtwagen (?) und habe mit den Move Controllern so lange auf Motorräder und andere Autos geschossen, bis sie sich überschlugen. In der Theorie ist das ein unfassbar banales Design, das spielmechanisch weit in der Vergangenheit liegt und dennoch habe ich mich wunderbar unterhalten gefühlt. Allein die VR-Einbindung hat es geschafft, das eigentlich uninspirierte Konzept interessant zu machen.

Simpel aber unterhaltsam: The London Heist.

Dasselbe lässt sich zu Until Dawn: Rush of Blood sagen, das im Grunde nur in der Rail-Shooter-Kiste wühlt und alte Kleider aufträgt. Und auch hier fühlte sich das Gameplay frisch und aufregend an. Battle Zone schlägt in die gleiche Kerbe und bietet Panzergefechte, denen es an Dynamik fehlt, die aber in VR dennoch reizvoll sind. Das selbstverständliche Zielen und Positionieren in Shootern und Action-Titeln erfordert in der virtuellen Realität eine ganz andere Herangehensweise vom Spieler. Vertraute Mechaniken fühlen sich plötzlich vollkommen neu an und schaffen Motivation, die eigentlich seit Jahren trocken liegt.

Selbstverständlich kümmert sich die erste Generation von VR-Titeln um die Präsentation der neuen Medien. Sie sollen vermitteln, was möglich ist und wie wir mit den neuen Umständen umgehen sollten. Wie orientiere ich mich in der virtuellen Realität? Wie fühlt sich Bewegung im dreidimensionalen Raum an, wenn ich eigentlich ja noch auf der Couch sitze? Laufe ich Gefahr unter Motion Sickness zu leiden. Und obwohl sich die frühen Projekte auf diese Grundfragen stürzen müssen, überzeugen sie. Das ist das ja das Spannende an der ganzen Sache: Schon die langweiligsten Konzepte sind unterhaltsam. Was erwartet uns denn erst, wenn wirklich die ersten Innovationen kommen?

Das Vertrauen in die Zukunft

The Playroom VR kocht das Gameplay noch weiter herunter und spielt in mehreren Minigames ganz allein mit der Tatsache, dass ihr euch nun “im Spiel” befindet. In einem wortwörtlichen Katz und Maus-Spiel, müsst ihr dann beispielsweise versuchen, eure Freunde dabei zu ertappen, wie sie Käse aus der Küche stehlen. Im Grunde müsst ihr als VR-Katze nur den Kopf nach vorn bewegen und die Nager bei frischer Tat ertappen. Ich könnte 1000 Wörter darüber schreiben, warum das ganz ehrlich sehr viel Spaß gemacht hat und ihr würdet mir wohl trotzdem nicht glauben.

Eve: Valkyrie gibt uns eine Vorstellung davon, was in Zukunft möglich sein wird.

Natürlich geht VR auch jetzt schon anders. EVE: Valkyrie zeigt sehr gut, wie die neue Technologie auf große und umfangreiche Konzepte angewendet werden kann. Die Faszination der endlosen Weite wirkt derart überwältigend, dass Weltraumsimulationen als Parade-Genre für VR-Technologien gehandelt werden. Aber an Spieltiefe gewinnt die EVE: Valkyrie dabei nicht. VR macht das Spiel nicht unbedingt besser, nur eben intensiver. Die Spielkonzepte, die rein aus der neuen Technologie entstehen, kommen erst noch. Die großen Überraschungen liegen noch in der Zukunft und ich bin trotzdem schon jetzt zufrieden.

Ihr seht also: Ich versuche hier gar nicht, die Spiele, die für das Headset werben sollen, als Gamechanger herauszustellen. In erster Linie sind die meisten Titel einfache Konzepte, die konzeptionell wenig Tiefe besitzen. Und sie sind dennoch unterhaltsam. Die großen und wichtigen Titel, die die neue Technologie auch spielmechanisch ausloten, kommen erst noch. Vielleicht ist die Tatsache, dass ich jetzt schon meinen Spaß habe, der beste Beweis dafür, dass Virtual Reality ein bisschen Begeisterung verdient hat.

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