Pokémon GO — Fragwürdiger Datenschutz irritiert IT-Experten

12.07.2016 - 09:45 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
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Ein genauer Blick auf die Datenschutzerklärung von Pokémon GO wirft einige Fragen auf. So scheint die App deutlich mehr private Informationen und Daten auslesen zu können, als die meisten Spieler ahnen.

Dank Pokémon GO machen seit einigen Tagen Millionen von Menschen Jagd auf unsichtbare Monster. Fast ebenso unsichtbar ist jedoch ein bestimmter Passus in der Datenschutzbestimmung der App. Ebenso wie die meisten anderen standortbasierten Apps wie Tinder oder Google Maps sammelt Pokémon GO beständig Daten, die zahlreiche Schlüsse über euer Verhalten zulassen: Wo ihr hingeht, wann ihr wo gewesen seid, wie ihr dort hingekommen seid, wie lange ihr geblieben seid und wer sonst noch dabei war. Und wie die meisten Entwickler behält sich Niantic das Recht vor, diese Daten für Analyse-, Personalisierungs- und Marketingmaßnahmen zu speichern.

Neben diesem üblichen Einverständnis machen die digitalen Freiheitsrechtler von Netzpolitik.org  allerdings auf einen Passus in der Datenschutzbestimmung aufmerksam, der dem Entwickler Niantic das Recht einräumt, personalisierte Informationen "aus Sicherheitsgründen nach eigenem Ermessen mit Regierungen, Ermittlungsbehörden und sonstigen staatlichen Stellen oder Privatpersonen zu teilen." Im Klartext bedeutet dies, dass Niantic alle mittels Pokémon GO gesammelten Informationen über euch offen legen kann, wenn sie der Meinung sind, dass ihr rechtlich anfechtbare Dinge tun könntet.

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Zudem können Eltern unter 13-jähriger Spieler laut dieser Erklärung Zugriff auf die kompletten Daten ihrer Kinder erhalten. Darüber hinaus erklären sich Nutzer damit einverstanden, dass ihre personenbezogenen Daten im Falle einer Übernahme oder eines Teilverkaufs des Entwicklers Niantic an die neuen Eigner übergehen.

Doch das ist noch nicht alles. Wenn ihr Pokémon GO auf einem iPhone spielt und euch mit eurem Google-Account einloggt, händigt ihr Niantic neben eurer Emailadresse auch eure IP-Adresse, eure zuletzt besuchte Webseite , euren Usernamen sowie euren aktuellen Standort aus. Zudem macht der IT-Experte und ehemaliger Senior Engineering Manager bei Tumblr Adam Reeve von Red Owl Analytics darauf aufmerksam , dass Pokémon GO Vollzugriff auf das Google-Konto des Benutzers erhält, was einer massiven Sicherheitslücke gleichkommt. Der Entwickler Niantic ist sich des Problems indes bewusst und arbeitet eifrig an einer Lösung, wie es in folgendem Statement heißt:

Wir haben vor Kurzem entdeckt, dass die Erstellung eines Accounts für Pokémon GO auf iOS-Geräten irrtümlicherweise den Vollzugriff auf den Google-Account des Benutzers erfragt. Allerdings ruft Pokémon GO nur die Grund-Informationen zum Profil ab (speziell den Benutzernamen und die E-Mail-Adresse) und keine anderen Informationen aus dem Google-Konto werden oder wurden genutzt oder gesammelt.

Auch Google bestätige, dass keine anderen Informationen von Pokémon GO abgerufen wurden, heißt es in der Erklärung weiter. Wenn dies auch einer Entwarnung gleichkommt, so ist es sinnvoll, im Falle von Pokémon GO mal wieder an eine alte Internet-Weisheit zu erinnern: If you are not paying, you are the product.

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