Prometheus verteidigen? Ja, verdammt!

26.03.2016 - 09:00 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Why do you hate us?20th Century Fox / moviepilot
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Prometheus zog aus, den Göttern zu begegnen - und stahl für viele nur einem Klassiker das Feuer: die Heldin ist anders, das Monster ist anders, und Charlize Theron kann keine Kurven laufen ... Wird Zeit, dass die Alien-Parallele mal verteidigt wird!

Im Kommentar der Woche holen wir jede Woche einen Kommentar aus den Tiefen des moviepilot-Universums und stellen ihn euch vor. Wer ihn schuf, ist egal. Ob er in grauer Vorzeit oder erst gerade eben geschrieben wurde spielt ebenfalls keine Rolle. Wo auch immer ihr einen Kommentar entdeckt, der euch die Augen öffnet, euch zum Lachen bringt, der euch den Glauben ans Kino zurückgibt, kurzum: den ihr so toll findet, dass ihr ihn unbedingt jemandem zeigen müsst - zeigt ihn uns! Schreibt einfach eine Nachricht an Kängufant oder sciencefiction, denn das sind die Konstrukteure dieser Rubrik, und vielleicht taucht genau der Kommentar demnächst hier auf!

Der Kommentar der Woche
Was freuten wir uns auf Prometheus - Dunkle Zeichen, die Prämisse hörte sich gut an, die ersten Bilder sahen auch genial aus, und mit Ridley Scott hätte doch eigentlich sowieso nichts schiefgehen können ... Dann kommt der Film, und das Alien ist auf einmal ganz anders, Michael Fassbender färbt sich die Haare nach, und überhaupt... Vielleicht sollten wir es einfach mal wie wiedererkennbar machen, und mal wieder in einen Film eintauchen, unsere Erwartungen nicht ganz so ernst nehmen und uns überraschen lassen. Am Ende könntet ihr einen großartigen Film entdecken ...

Achtung, *SPOILER* enthalten.
Ich habe schon mehrfach den Eindruck bekommen, dass diese Community (leider) schwer zu begeistern ist. Anstatt in eine fremde Welt einzutauchen, wird kritisch jeder Fehler beäugt, den ein Film haben kann.
„Prometheus“ ist ein Science-Fiction-Film. Schon im Genre steckt das Wort „Fiktion“, also Geschichte. Es ist eine Erzählung, die keinen Anspruch darauf erhebt, in allen Belangen realistisch zu sein. Ein solcher Film wäre auch, machen wir uns nichts vor, langweilig. Wer möchte einer Wissenschaftlerin dabei zusehen, wie sie stundenlang mit Pinsel in einer Höhle zu sitzt und dann ein bisschen Papierarbeit leistet, wie sie Berechnungen anstellt, und diese auf Kontinuität überprüft?

Ja, auch mir ist aufgefallen, dass einige Dinge in diesem Film unlogisch sind – bei -270 Grad auf der Oberfläche mit bloßen Händen einen Metallring am Finger zu tragen? Ein Raumschiff, in dem unendlich viel Platz ist? Ein Android, der sich den Haaransatz nachfärbt? Ein Wissenschaftler, der lieber auf das Schiff zurückwill, anstatt möglicherweise einem Außerirdischen zu begegnen? Aber mir ist das alles weniger wichtig, als mich von einer Geschichte gefangen nehmen zu lassen, die mich auch nach dem Kinobesuch nicht loslässt. Ich habe in einigen Kritiken gelesen, dass das Drehbuch schwach wäre, die Geschichte eintönig – und ich frage mich, wer kann das ernsthaft meinen? Dieser Film erzählt eine grandiose Geschichte – eine, die ich so noch nie ausformuliert gesehen habe – was passiert, wenn wir unserem Schöpfer begegnen? Wenn wir feststellen, dass wir nicht durch Evolution geschaffen wurden, sondern es jemanden gibt, dem wir die Frage stellen können: „Warum sind wir hier?“. Das ist doch die grundsätzliche Frage, die uns antreibt!
Und einfach macht es sich der Film nicht - zu dieser Frage stellt er in Form des Androiden David auch noch die Frage, was wir mit der Antwort anfangen würden – was würden wir tun, wenn wir erfahren würden, dass wir erschaffen wurden, einfach weil die Kreatoren „es konnten“.

Die Dialoge in diesem Film mögen auf den ersten Blick oberflächlich erscheinen, sie haben jedoch alle eine zweite Ebene. Wenn David fragt: „Was würden Sie tun, um zu bekommen, was Sie wollen?“ so antwortet Dr. Holloway mit der einzigen Antwort, die logisch erscheint: „Anything and everything.“ - eine Antwort, die kitschig erscheint und übertrieben, die aber auf seine Leidenschaft hinweist, die er in seinen Beruf steckt. Nur gibt er diese Antwort einem Androiden, der sie völlig anders versteht. Natürlich möchte Dr. Holloway nicht sterben, denn er möchte miterleben, was passiert. Aber David versteht weder das Konzept der Sterblichkeit, noch versteht er Metaphern. Wenn man mit ihm spricht, sollte man darauf achten, wirklich zu meinen, was man sagt, denn David versteht alles nur 1:1. Da er eine der Hauptfiguren ist, sind die meisten Dialoge sehr interessant, weil sie eben nicht oberflächlich sind.

Mich hat der Film sehr bewegt, nicht nur, weil er die ultimative Frage stellt, sondern auch wegen der unglaublichen Sets, der Ausstattung, des Kostümdesigns, des Schnitts, der Phantasie die hineingeflossen ist, und die man dem Film in jeder Einstellung ansieht. Mich hat der Film begeistert, weil ich für ein paar Stunden abtauchen durfte in eine Welt, in der es möglich scheint, die Grenzen unseres Sonnensystems spielerisch leicht zu erreichen. In eine Welt, in der es möglich ist, Androiden zu erschaffen, die so menschlich erscheinen, dass die Leute um sie herum beinahe vergessen, wen sie vor sich haben. In eine Welt, in der Weltraumreisen Alltag sind und die Mission die Errungenschaft.

10/10? Ja, verdammt.

Den Kommentar, in dessen Abbild dieser Artikel geschaffen wurde, findet ihr hier.

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