Resident Evil 7 beginnt dort, wo P.T. endet — und das ist großartig

14.06.2016 - 18:22 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Resident Evil 7
Capcom
Resident Evil 7
1
0
Resident Evil 7 ist nicht nur in Planung, sondern kann probeweise sogar bereits von uns angespielt werden: Eine kurze Demo steht nun für PS Plus-Nutzer bereit. Wir haben einen ersten Blick gewagt — und sind ziemlich begeistert.

Resident Evil 7  nahm heute Nacht auf der E3-Pressekonferenz von Sony Gestalt an und sah anders aus, als viele Fans und Kritiker befürchtet hatten : Kein Third-Person-Actionspiel mit mutierten Zombies und Explosivorgien im Rücken, sondern ein bedrückender Albtraum aus der Ego-Perspektive. Derzeit dürfen PS Plus-Nutzer eine Demo namens Beginning Hour spielen, die je nach Spielweise etwa 30 bis 60 Minuten lang ist. Mein Kollege Tim und ich haben uns für euch bis zum Abspann gezittert und wollen unsere Meinung nicht länger geheimhalten.

Achtung: Wer die Demo noch selber spielen will, sollte den folgenden Abschnitt überspringen und direkt bei unserem Fazit weiterlesen, das wir so gut wie möglich frei von Spoilern halten.

Was passiert in der Demo?

Die Demo beginnt mit einer kurzen Sequenz, in der wir offenbar schwer benommen zu uns kommen und feststellen, dass unsere Hände gefesselt sind. Wir, das ist ein Mann mittleren Alters, so viel können wir bereits feststellen.

Das Haus, in dem die Demo spielt, ist ein unberechenbarer Ort — trotz der Klischees.

Mit im Raum ist ein weiterer Typ, der ebenso ratlos wie wir zu sein scheint und kurzerhand beginnt, unsere Fesseln zu lösen. Ein Geräusch vor der Zimmertür schreckt ihn allerdings auf — und hier endet die Intro-Sequenz. Nach einem kurzen Schwarzbild finden wir uns alleine in dem Raum wieder und dürfen nun ein wenig erkunden. Nur für wenige Sekunden erinnert uns das Spiel an unsere Aufgabe: Verlasse das Haus.

Unser Blickrichtung ist fest mit dem Lichtkegel einer Taschenlampe verbunden, so dass wir nur recht wenig von unserer Umgebung um uns herum wahrnehmen können. Wir tasten über verrostetes Geschirr, staubige Tischflächen, verrottete Bücherregale und entdecken Hinweise auf kleine Rätsel, die wir wohl lösen müssen: Eine Sicherung fehlt im Stromkasten, während ein Fernseher mit Störbild nach einer Kassette verlangt. Die Umgebung bietet subtil Hinweise an, nach welchen Gegenständen wir Ausschau halten müssen, statt mit eingeblendeten Missionszielen die Stimmung zu zerstören — das kommt der klaustrophobischen Stimmung sehr zu gute, während wir mit den Beschränkungen unseres Sichtkegels kämpfen.

Schließlich verlassen wir die relative Sicherheit dieses Raumes und erkunden den Rest des Gebäudes. Es ist ein typisch amerikanisches Farmhaus irgendwo in der Einöde und unmittelbar wecken die überall umherkriechenden Insekten und Schmeißfliegen, das heruntergekommene Interieuer aus den 60er Jahren und die knarrenden Holzdielen an den Horrorfilm Leatherface: Hier haust ein Massenmörder in einer ganz ähnlichen Unterkunft, in der wie in Resident Evil 7 nun Dreck, Müll und Blut den Boden, die Tische und Ablageflächen bedecken. Eine unübersehbare Parallele, die uns nicht sonderlich beruhigt.

Eine spielbare Rückblende erklärt uns, was bisher passiert ist.

Wir erkunden das Gebäude weiter und entdecken schließlich ein Videoband, das wir auf dem Fernseher im ersten Raum ansehen können. Statt nun von einer Zwischensequenz unterbrochen zu werden, dürfen wir das Geschehen in der Aufzeichnung selbst spielen — eine tolle Idee! Hier erfahren wir, dass wir ursprünglich als TV-Team zu dem Haus kamen, um als Pseudo-Geisterjäger spektakuläre Bilder einzufangen. Doch wie wir bereits wissen kam es anders als erhofft — und der Hausbesitzer tötet einen unserer Kollegen, während er uns und den Moderator in dem Raum einsperrt, in dem das Spiel beginnt. Hier endet die Aufzeichnung.

Von hier aus gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Demo zu beenden. Wir können das erste Stockwerk des Hauses erkunden oder direkt mit dem Türschlüssel, den wir schließlich finden, das düstere Anwesen verlassen — oder es zumindest versuchen. Egal, wie wir unsere nächsten Schritte wählen, so müssen wir eine Gestalt im Auge behalten, die nun damit begonnen hat, auf den Gängen zu patroullieren. Ob wir nun auch noch die hintersten Ecken des Hauses erkunden oder direkt zum Ausgang fliehen, ist uns überlassen.

Meinung von Dom: Mehr als nur ein zweites P.T. — zum Glück

Seit dem chaotischen Drama um Silent Hills, Konami und Hideo Kojima wird P.T., die Demo zu einem neuen, vielversprechenden Horrorspiel, als das Vorzeigespiel für modernen Horror zitiert. Sicherlich geschieht das nicht völlig grundlos: Die kurze Demo steckt voller Geheimnisse, die sich in einer ständig wiederholenden Level-Architektur vor uns verbergen. P.T. ist einem unheimlich simplen Aufbau unterworfen und erzeugt dennoch ein enorm intensives Gefühlsdurcheinander aus Anspannung, Angst und Neugierde.

Resident Evil 7, das sich als Franchise seit Jahren in einer Action-Sackgasse voller roter Explosivfässer befand, scheint sich P.T. nun zu Herzen genommen haben. Doch das wichtigste ist, dass es nicht bei einer einfachen Kopie geblieben ist, sondern Kojimas Demo vielmehr die Grundlage für eine eigene, neue Interpretation lieferte.

Resident Evil 7 erfindet den Horror nicht neu, sondern spielt stattdessen mit unserer Erwartung.

Statt durch den immergleichen Gang zu laufen, wie es uns P.T. aufgezwungen hat, finden wir uns in einem riesigen Horrorfilm-Klischee wieder: Ein rauschender Fernseher, rostiger Kram überall, leblose Tierkörper im Gang und knarrende Holzdielen. Die einzelnen Ecken dieses Hauses überraschen uns so wenig wie der immergleiche Wohnungsgang in Kojimas P.T. — doch diese Erwartungshaltung ist die große Stärke dieser Demo. Gibt es auch hier einen Massenmörder a la Leatherface, der gleich mit Kettensäge und Gebrüll auf uns losstürmt? Stammen die schweren Schritte aus dem ersten Stock von unserem Peiniger — oder ist es doch nur irgendein Tier? Bricht durch das Fenster gleich der berühmte Zombie-Hund oder bleibt es bei den laut summenden Schmeißfliegen?

Resident Evil 7 spielt in der kurzen Demo mit unserem Wissen über Horrorklischees und lässt offen, welche in Erfüllung gehen, welche widerlegt und welche ignoriert werden. Daraus ergibt sich ein verdammt unheimliches und anspannendes Erlebnis, das mich auf das fertige Spiel so neugierig macht, wie ich es wohl kaum zu hoffen gewagt habe.

Meinung von Tim: Beginning Hour lässt den Zweifler in mir an sich selbst zweifeln

Zwar "wusste" ich schon vor der E3-Pressekonferenz  von Sony, dass Capcom in diesem Jahr Resident Evil 7 enthüllen würde, aber das Spiel selbst mit seinem für die Serie ganz untypischen Ansatz überraschte mich dann doch. Noch ein paar Wochen zuvor  war ich mir sicher, dass die arg gegenläufigen Erwartungen der Horror- und Actions-Fans den Titel zerreißen würden. Capcom schien den richtigen Moment für Resident Evil 7 schlicht verpasst zu haben.

Und obwohl die Marke erst im Januar 2017 beweisen darf, ob ich mich mit dieser Einschätzung denn nun irre, hoffe ich momentan umso mehr, dass ich es tue – dank des spielbaren Teasers Beginning Hour.

P.T. war ganz offensichtlich eine Inspiration für Resident Evil 7.

Darin greift Resident Evil 7 die spielerischen Grundpfeiler von P.T. auf, um ein Farmhaus im Stil von Outlast  drumherum zu bauen, in dem Fleischklumpen oder Essensreste zu einer grauen Masse zerfließen, bis sie auch in die kleinsten Ritzen im Dielenboden ziehen. Klingt ziemlich klischeebeladen, ist es auch und trotzdem gar nicht schlimm. Im Gegenteil. Denn die Demo ist sich im Klaren über all die Stereotypen, die sich in den Levelecken häufen. Anstatt also bekannte Versatzstücke einfach zu zitieren, setzt der Teaser sie gekonnt neu zusammen. So wirft mich etwa eine Szene in einen spielbaren Rückblick im VHS-Look, der gerade deshalb derart eindringlich wirkt, weil ich bereits eine ungute Ahnung habe, worauf alles hinausläuft. Jetzt muss Resident Evil 7 nur noch darauf achten, dass sich diese Stimmung in den weitläufigen Feldern des ländlichen Amerikas nicht verläuft.

Soweit unser Eindruck zur Demo von Resident Evil 7. Konntet ihr auch bereits einen Spieldurchlauf wagen? Wie blickt ihr dem siebten Teil des Franchises entgegen?

Das könnte dich auch interessieren

Kommentare

Aktuelle News