Resident Evil - Ein Franchise wie ein Virus

11.09.2012 - 08:50 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Resident Evil: Retribution
Constantin Film
Resident Evil: Retribution
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Die Untoten sind nicht tot zu kriegen. Daher kehrt auch die Videospielverfilmung Resident Evil bereits zum fünften Mal zurück und macht erneut deutlich, wie ähnlich unähnlich sich Film und Spiel gleichzeitig sein können.

Am 20. September ist es soweit: Resident Evil 5: Retribution von Paul W.S. Anderson kommt in die Kinos und schickt Milla Jovovich bereits zum fünften Mal als Alice in den untoten Kaninchenbau der Umbrella Corporation. Obwohl Videospielverfilmungen bekanntlich ein schlechter Ruf nachhängt, und auch Resident Evil gerne von Fans und Kritikern sein Fett weg bekommt, genießen die Verfilmungen großen kommerziellen Erfolg. Wie auch der T-Virus scheint sich das Franchise nicht aufhalten zu lassen.

Ursprünge des ansässigen Bösen
Resident Evil lässt seit 1996 die Untoten über die Bildschirme wandern. Die Kernreihe umfasst acht Spiele und wird am 2. Oktober um Resident Evil 6 erweitert. Hinzu kommt eine nicht geringe Zahl an Ablegern, zuletzt Resident Evil: Operation Raccoon City, so wie Bücher, Comics und die Animationsfilme Resident Evil: Degeneration und Resident Evil: Damnation. Umbrellas Untote haben sich mittlerweile in allen Medien festgebissen. Zu verdanken haben wir das dem japanischen Videospielentwickler Shinji Mikami, der die Reihe für Capcom entwickelte, und sich dabei von George A. Romero, dem Vater der modernen Zombies, inspirieren ließ.

In seinen Anfangstagen war RE ein Third Person Survival Horror-Spiel, das vor allem durch seine Gänsehaut verursachende Atmosphäre beeindruckte. Unterstrichen wurde sie durch eine fixierte Kamera, die sich nicht vom Spieler steuern ließ, und daher zu unschönen, untoten Überraschungen führen konnte. Seit seinem Beginn im Wald von Racoon City, ist das ansässige Böse einen weiten Weg geschlurft. Vorbei ist die Zeit der langsamen Zombies, die sich in düsteren Herrenhäusern nach eurem Fleisch verzehren, während ihr versucht, nicht den Kopf zu verlieren, weil ihr kaum Munition besitzt und ewig keine Schreibmaschine zum Speichern gefunden habt. Zwar ist das Ziel noch immer, die untote Apokalypse zu überleben, allerdings gibt es mittlerweile nur noch halb so viele peinliche One Liner und Horror ist Action gewichen. In diesem Punkt sind sich Spiele und Filme einig.

Beide haben sich vom langsamen, schleichenden Zombiegrusel verabschiedet. Sie setzten auf Schnelligkeit, Action und Effekte, anstatt sich mit dem Thema Survival Horror zu beschäftigen, das früher mit den Worten “Resident Evil” Hand in Hand ging. Es ist eine Entwicklung, die wir nicht erst seit Resident Evil 4 mitverfolgen können. Schon Zack Snyder ließ kurz zuvor die Untoten in Dawn of the Dead rennen, nachdem die Infizierten aus 28 Days Later von Danny Boyle ihn inspirierten. Die Frage, ob Zombies schnell oder langsam sein sollten, wird seit Jahren heiß diskutiert. Aber egal, ob sie nun rennen oder nicht (und bei Anderson wechselt das von Film zu Film), der Horror hat sich immer weiter aus dem Franchise verabschiedet und Gänsehaut durch Explosionen ersetzt, wie wir deutlich an Resident Evil 5 und Resident Evil: Afterlife sehen können.

Alice im Zombieland
Auch wenn sowohl die Geschichte der Spiele als auch der Filme ihren Anfang in der Spencer Villa fanden, so hören die Gemeinsamkeiten hier auf den ersten Blick auf. Das PlayStation-Spiel schickte die Polizeisondereinheit S.T.A.R.S. in den Wald von Racoon City, um dort einige Vorfälle kannibalischer Natur zu untersuchen, und ließ Barry Burton, Jill Valentine und Chris Redfield eher zufällig über das von Untoten heimgesuchte Herrenhaus stolpern. Die Ausgangssituation des ersten Filmes hingegen war eine Andere. Anstatt Polizei begleiten Zuschauer die Gegenseite: eine Sondereinheit der Umbrella Corporation. Im Zentrum der Filme steht die mysteriöse Alice, deren Geschichte kürzlich in einem eigenen Trailer zusammengefasst wurde, und die in Retribution weitere Tiefe erhalten soll. Alice ist einer der Hauptstreitpunkte, der Fans des Franchises in ewige Debatten stürzen könnte. Während sich die Einen an der hübschen Milla Jovovich erfreuen, die in mit jedem Film bizarrer werdenden Outfits in Zombiehintern tritt, schreckt der Charakter andere ab, da er rein gar nichts mehr mit den Spielen zu tun hat und als Wurzel allen Übels gesehen wird.

Egal welchen Teil wir uns ansehen, Resident Evil hatte immer mehr als einen Hauptcharakter. Chris und Jill, Rebecca und Billy, Leon und Claire, … Kein Titel bot weniger als zwei spielbare Figuren, deren Überlebenskampf ihr steuern konntet. Es ist die sich ständig verändernde Geschichte eines kleinen Kerns an Charakteren, der versucht, gegen einen übermächtigen, globalen Konzern anzukommen. Zwar tragen sie vorübergehende Siege gegen Umbrella davon, das heißt allerdings nicht, dass der Alptraum vorbei ist. Auch wenn viele Figuren der Spiele mittlerweile zumindest mit Namen und ikonischer Kleidung, wenn auch nicht Persönlichkeit, in Andersons Filmen vertreten sind, so dreht sich doch alles um Alice, die noch dazu übernatürliche Fähigkeiten besitzt. Das könnten wir allerdings darauf zurückführen, dass Entwickler nicht mit ihren digitalen Schöpfungen verheiratet sind, was sich über Regisseur und Hauptdarstellerin der Filme bekanntlich nicht sagen lässt. Hinzu kommt außerdem der umstrittene Cliffhanger-Charakter, den die Filme mit sich bringen. Während die Handlung der einzelnen Spiele in sich abgeschlossen ist, werden alle Filme durch ein offenes Ende miteinander verbunden, so dass Zuschauer seit zehn Jahren quasi nie ein wirkliches Ende zu Gesicht bekomme haben.

Unähnlich ähnlich
Im Prinzip ist das, was viele als die Schwäche der Filme sehen, vielleicht sogar ihre große Stärke: dass sie sich eben nicht stringent an die Handlung der Spiele fesseln, sondern versuchen, eine eigene Geschichte zu erzählen. Leider verschenken sie eine Menge Potenzial, da sie in diesem Punkt nicht konsequent sind. Anderson scheint sich nie entscheiden zu können, ob er seine Geschichten komplett losgelöst erzählen, oder doch lieber Fanservice durch Nähe zum Basismaterial bieten möchte. Das Resultat ist eine wilde Mischung, die zwar als Actionfilm unterhält, als Adaption nur bedingt funktionieren mag – zumindest wenn wir an alle Spiele vor Resident Evil 4 denken, das dem Franchise seinen actionlastigen Reboot verpasste. Denn in den vergangenen zehn Jahren seit Resident Evil erschienen, sind sich beide Umsetzungen immer ähnlicher geworden. Ob das nun gut oder schlecht ist, das muss jeder für sich entscheiden. Wer es für sich als negativ auslegt, der kann sich sicherlich irgendwann mit Resident Evil Begins trösten.

Film? Spiel? Beides? Welchen Teil des Resi-Franchises bevorzugt ihr?

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