Resident Evil ist also kein Horror mehr. Na und?

16.09.2015 - 17:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Resident Evil: Umbrella Corps
Capcom
Resident Evil: Umbrella Corps
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Als Capcom auf der Tokyo Game Show mit Umbrella Corps einen Multiplayer-Shooter im Resident Evil-Universum ankündigten, waren die Fans enttäuscht. Aber warum eigentlich? Was haben sie denn erwartet?

Gestern war es mal wieder soweit: Capcom stellt einen neuen Resident Evil-Ableger vor und die halbe Welt beschwert sich, dass es kein Survival Horror ist. Sie sind ja auch furchtbar diese Publisher, dass sie immer wieder die Forderungen der Fans missachten und nur darauf schauen, welche Spiele die Fans eigentlich kaufen. Schon seit 10 Jahren hat die Reihe kein echten Horror-Titel mehr auf die Beine stellen können, denn eigentlich war ja schon Resident Evil 4 nur ein panischer Third Person-Shooter. Resident Evil ist tot.


Nein, Resident Evil ist nicht tot. Und ich weiß auch gar nicht, warum die antiquierte Beschwerde, dass das Franchise seine Wurzeln vergessen hat, noch immer so beliebt ist. Woher kommt denn diese Erwartungshaltung, dass Resident Evil auch nach all der langen Zeit seinen Anfängen verpflichtet ist? Wieso ist die allgemeine Stimmung noch immer geknirscht, wenn neue Ableger der Reihe auf actionreiches Gameplay setzen, statt einfach nur dem gegenwärtigen Horror-Trend der Indie-Szene folgen? Mittlerweile verstehe ich das nicht mehr.

Resident Evil: Umbrella Corps, also der Titel um den es hier geht und der gestern im Rahmen der Tokyo Game Show angekündigt wurde, ist also ein kompetetiver Team-Shooter, der ganz stark auf den Multiplayer-Sektor schielt. Das Gameplay ist schnell, der narrative Hintergrund ist frisch, die Optik wirkt vielversprechend und die Zombies sorgen durch ihre Anwesenheit weiterhin für unvorbereitete Überraschungen. Aber das ist trotzdem alles so furchtbar enttäuschend: Das ist kein Resident Evil mehr!

Von euren Erwartungen hätte ich mir mehr erwartet

Oh, doch. Genau das ist Resident Evil, was soll es denn sonst sein? Was hat die Reihe in den letzten Jahren denn ausgezeichnet? Ist mittlerweile nicht ausreichend Zeit vergangen, dass die persönlichen Erwartungshaltungen längst an den Status quo angepasst sein müssten? Ja, Umbrella Corps kam unerwartet. Aber doch nicht, weil schon wieder keine klassischen Survival Horror-Mechaniken verwendet werden, sondern weil die Online-Multiplayer-Ausrichtung des Franchise ungewohnt ist. Und tatsächlich macht dies den Titel eigentlich nur spannender, als dass wir alle ewignostalgisch in Meckerei verfallen könnten.

Viele meiner persönlichen Serien-Highlights stammen sowohl aus der Horror-Ära der 90er Jahre als auch aus der jüngeren Vergangenheit. Noch nie habe ich mich derart intensiv mit einem Resident Evil-Ableger beschäftigt wie mit Resident Evil: Revelations 2. Und hier war nicht der schwache Survival Horror-Einschlag der Hauptkampagne spannend, sondern der Arcade-lastige Raid-Modus, den ich im Koop-Stil über Wochen hinweg genossen habe. Der hatte nichts mehr mit dem Herrenhaus-Horror der Anfänge gemein und trotzdem haben beide Ausrichtungen Platz in meinem Herzen.

Oh, ein cooler Zombie-Shooter! Ach, das ist Resident Evil? Dann ist es doof.


Für einen ersten Gameplay-Teaser bietet Resident Evil: Umbrella Corps nicht viel Angriffsfläche. Ja, vielleicht mag der Look auf den einen oder anderen generisch wirken, aber in ästhetischer Hinsicht war die Reihe nie stilsicher. Was auch immer an Kritik geboten ist: Die reine Tatsache, dass dies ein Resident Evil-Titel ist, gehört nicht dazu. Diese Zeiten sind lange vorbei und wer noch immer Unmut fühlt, muss vielleicht das Problem bei sich selbst suchen, nicht an der Spielwirklichkeit eines Franchises, das sich bereits seit einem Jahrzehnt konsequent weiterentwickelt.

Ich will keine Lanzen brechen, ich verstehe es nur nicht.

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