Scarlett Johansson im Krieg mit Disney: Der Black Widow-Streit wird Hollywood für immer verändern

04.08.2021 - 12:15 UhrVor 3 Jahren aktualisiert
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Scarlett Johansson verklagt Disney wegen Black Widow-Unstimmigkeiten. Was zunächst nach einem Einzelfall klingt, könnte eine Hollywood-Revolution auslösen.

Es hätte alles so schön sein können. Nach über 10 Jahren Marvel-Dienst feiert Scarlett Johansson mit Black Widow den Schwanengesang ihrer Avengers-Figur, Marvel-Fans können ihre besten und schlechtesten MCU-Momente Revue passieren lassen und alle tanzen lustig in den Superhelden-Sonnenuntergang. Aber so kam es nicht: Kurz nach Kinostart verklagt Johansson Disney wegen Vertragsbruch. Was war passiert?

Scarlett Johansson und Disney führen wegen Black Widow ein heftiges Gefecht

Kern der Klage war Geld – eine Menge Geld: Laut Johanssons Anwälten hatte Disney der Schauspielerin eine exklusive Black Widow-Veröffentlichung im Kino versprochen, den Film dann aber zeitgleich auch auf Disney+ veröffentlicht. Da Johansson als Star des Marvel Cinematic Universe-Krachers an den Kino-Einnahmen vertraglich beteiligt war, könnte ihr diese Strategie finanziell erheblich geschadet haben: Einige Quellen (via Variety ) sprechen von einem Verlust von 50 Millionen Dollar.

Scarlett Johansson kämpft mit Disney

Die Veröffentlichungsstrategie an sich ist in der Corona-Zeit keine Überraschung mehr: Spätestens seit Produzent Warner letzten Dezember ankündigte, Wonder Woman 1984 sowohl im Kino wie im Stream veröffentlichen zu wollen, häuften sich die Beispiele dieser Doppeltaktik. Auch Disney-Blockbuster wie Cruella mit Emma Stone und zuletzt Jungle Cruise mit Emily Blunt und Dwayne Johnson wurden nach demselben Muster veröffentlicht.

Doch während Warner etwa Wonder Woman-Star Gal Gadot eine Kompensation für die Kino-Einnahmen anbot, die vermutlich durch den gleichzeitigen Streaming-Start unterlaufen wurden, machte Disney keinerlei Zugeständnisse. Im Gegenteil, die Entscheidung zum zeitgleichen Disney+-Start wird grimmig verteidigt.

Disney-Antwort auf Scarlett Johansson fällt brutal aus

Denn in der Reaktion des Mäusekonzerns (via Variety ) war von Verständnis oder gar Einlenken keine Spur. Die Klage sei "ohne Wert", "traurig" und "erschreckend in ihrer herzlosen Ignoranz gegenüber den Folgen der Corona-Pandemie".

Disneys Antwort auf die Klage Johanssons ist ungewöhnlich heftig

Der Tonfall ist ungewöhnlich für einen Rechtsstreit zwischen Schauspieler:in und Studio, die häufig zum Wohle beider Seiten mit so wenig Aufsehen wie möglich erledigt werden. Es wirkt so, als ginge es auch für den unangreifbaren Disney-Koloss plötzlich mehr ums Prinzip, denn um die öffentliche Meinung. Plötzlich scheinen die Regeln andere zu sein und es zeichnet sich ein Präzedenzfall ab, der Hollywood auf Jahrzehnte verändern könnte.

Scarlett Johanssons Kampf mit Disney deutet eine Hollywood-Revolution an

Zuletzt schien ein solcher Rechtsstreit mehr oder weniger undenkbar. Wenige Schauspieler:innen mit Hang zu ihren Karrieren hätten es bisher ernsthaft mit dem erfolgreichsten Produktionsstudio der Welt aufnehmen wollen. Für die meisten wäre es ein Kampf von David gegen mehrere Goliaths gewesen.

Doch dank Johanssons Klage scheinen diese Größenverhältnisse nun nicht mehr so eindeutig. Mit Scarlett Johansson hat sich dem Mäusekonzern immerhin eine der größten Hollywood-Schauspielerinnen unserer Zeit in den Weg gestellt. Sie ist immens erfolgreich, hervorragend vernetzt und als einer der wenigen MCU-Stars nicht auf Marvel angewiesen: Auch abseits ihrer Black Widow-Karriere ist sie seit Jahrzehnten eine gefeierte Schauspielerin. Viele ihrer Freunde – etwa Bryan Lourd, Chef ihrer Talent-Agentur – gelten als Hollywood-Schlüsselfiguren.

Denkt angeblich auch über rechtliche Schritte nach: Emily Blunt

Obwohl die Übermacht des Disney-Konzerns unbestreitbar ist, scheint sich gerade auch unter der ersten Rampenlicht-Riege Unterstützung für Johansson breit zu machen. Laut eines Berichts (via Screenrant ) erwägen auch ihre Schauspielkolleginnen Emma Stone und Emily Blunt rechtliche Schritte gegen Disney – ihnen geht es dabei um Cruella und Jungle Cruise, aber der Grund ist derselbe.

Zum ersten Mal scheint nun die Streaming-Taktik der großen Filmkonzerne auf dem Prüfstand zu stehen, die bisher unantastbar wirkte: Zu übermächtig schienen die Studios, zu unangreifbar die Berechnung der Streaming-Profite und zu zermürbend der ständige Ausnahmezustand zwischen Pandemie-Angst, Release-Verschiebungen und geschlossenen Kinos.

Wie wird der Black Widow-Kampf zwischen Disney und Scarlet Johansson ausgehen?

Dass offenbar selbst Marvel-Guru Kevin Feige wegen dem Rechtsstreit "wütend" auf Disney ist (via Screenrant ) zeigt, welch ein Graben gerade durch Hollywood – und damit die Kino-Landschaft zumindest der westlichen Welt – verläuft. Die Folgen könnten die Art, wie wir Filme sehen, auf lange Sicht verändern.

Will Emma Stone auch klagen?

Sollte Disney die Klage abschmettern können, wäre der Damm für die Kino-Streaming-Doppeltaktik wohl ein für alle Mal gebrochen. Es stünde zu erwarten, dass auch über ein Ende der Pandemie hinaus große Blockbuster zweigleisig veröffentlicht werden. Ein Sieg Disneys würde darüber hinaus die bisherigen Zugeständnisse der Studios an Schauspieler:innen oder Kinos womöglich ins Reich der Vergangenheit verbannen.

Demgegenüber hoffen gerade viele Marvel-Fans auf einen Triumph Johanssons. Viele vergleichen den Rechtsstreit mit dem Untergang des Studio-Systems in der goldenen Hollywood-Ära der 40er und 50er Jahre, in der Unternehmen wie Warner jeden Teil der Filmproduktion mitbestimmten und große Macht über die Karrieren ihrer Stars hatten. Auch damals waren es vor allem weibliche Darstellerinnen wie Olivia de Havilland und Bette Davis, die gegen das Machtmonopol der Studios klagten und Hollywood damit nachhaltig veränderten.

Die Zukunft Hollywoods ist schwer abzusehen

Wenn Johansson erfolgreich klagt, könnte eine erfolgreiche Kino-Erstverwertung gegenüber der Streaming-Veröffentlichung bei den Studios wieder an Gewicht zunehmen. Profitieren würden in erster Linie die Stars, aber natürlich auch die Kinos. Der Rechtsstreit wäre eine Warnung an alle Studios, die Statuten der Verträge künftig genauestens einzuhalten.

Die Macht der großen Studios wird der Black Widow-Krieg aber nicht brechen – dafür haben sich die Veröffentlichungswege im Vergleich zu den 1940er Jahren einfach zu rasant und zu gewinnbringend vervielfältigt. Sollte Scarlett Johansson ihre Gewinnbeteiligung allerdings einklagen können, dürfte es vielen Studios eine Lehre sein: Auch die Kreativen haben ein Wörtchen bei der Streaming-Revolution mitzureden.

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Was haltet ihr von dem Streit zwischen Scarlett Johansson und Disney?

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