Severed im Test – Wenn Fruit Ninja auf Dark Souls trifft

26.04.2016 - 17:00 Uhr
Severed
DrinkBox Studios
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Die Macher von Guacamelee! sind zurück und geben euch einen guten Grund, die PS Vita aus dem Schrank zu holen. In Severed schnetzelt ihr euch ganz im Stil von Fruit Ninja durch eine bunte Albtraumwelt und kämpft dabei gegen bockschwere Bosse. Warum das eine fantastische Mischung ist, erfahrt ihr in meinem Test.

Meine erste halbe Stunde mit Severed bestand darin, nicht nur erst einmal meine PS Vita ausfindig zu machen, sondern sie außerdem zu laden, zu entstauben und überhaupt in einen Zustand zu versetzen, der es möglich machte, den neuen Titel von DrinkBox Studios überhaupt zu spielen. Das hängt weniger damit zusammen, dass ich nicht sorgsam mit meiner Hardware umgehen würde und vielmehr damit, dass es verdammt lange her ist, seit ich zum letzten Mal einen Grund hatte, meine PS Vita in die Hand zu nehmen. Für Severed habe ich es getan und bin sehr glücklich darüber.

Im ersten Moment wirkt Severed ein wenig wie eine etwas dunklere Version von Fruit Ninja. Wie viel mehr hinter der knallbunten Fassade und der Schnetzel-Mechanik aber stecken, wird schnell klar. Denn die Entwickler von Spielen wie Guacamelee haben noch eine ordentliche Prise Dark Souls in die Mischung geworfen und präsentieren so ein Spiel, das zwar simpel wirkt, es aber durchaus in sich haben kann – gerade dann, wenn ihr schon länger keine PS Vita mehr in der Hand gehalten habt.

Die einarmige Heldin Sasha

In Severed spielt ihr die einarmige Kriegerin Sasha, die sich mit Hilfe eines lebendigen Schwertes durch eine albtraumhafte Welt kämpft, um ihre Familie zu finden und von deren Schrecken zu befreien. Hierfür schnetzelt sie sich durch jede Menge Monster, deren abgetrennte Gliedmaßen sie nutzt, um ihre eigenen Fähigkeiten und ihre nach und nach zusammengesuchte Rüstung zu verbessern.

Je geschickter ihr euch beim Zerlegen eurer Gegner anstellt, desto mehr Arme, Augen und Innereien bekommt ihr spendiert, um sie in Sashas Verbesserungen zu investieren. Diese schaltet ihr in einem simpel und intuitiv gehaltenen Menü frei. Sie reichen von einer Verlängerung des Abtrennmodus über Bonusschaden bei Fokus bis hin zur Möglichkeit, Innereien in andere Körperteile umzuwandeln.

Das Upgrade von Sashas Fähigkeiten solltet ihr auf jeden Fall immer im Hinterkopf behalten, denn jeder noch so kleine Bonus kann den Unterschied zwischen Sieg und Niederlage in einem Kampf ausmachen. Severed ist nicht etwa unfair, allerdings hat das Dungeon-lastige Action-RPG keinerlei Interesse daran, es euch einfach zu machen.

Severed mischt bunte Farben mit Dunkelheit

Im Kern verlaufen Kämpfe eigentlich immer gleich: Ihr bewegt euch durch ein Labyrinth von einem Dungeon zum nächsten und stoßt dabei immer wieder auf kleine Flammen, die eine Begegnung mit Feinden signalisieren. Entscheidet ihr euch, den Kampf anzutreten – was ihr zwangsläufig müsst – werdet ihr von Gegnern umringt. Zwar trefft ihr immer wieder auf dieselben Gestalten, allerdings liegt es an euch, erst einmal herauszufinden, wie ihr sie schwächen und schließlich töten könnt. Jede Kreatur hat ihre Schwachstellen und in der Regel ist es relativ einfach diese zu finden und gegen sie zu verwenden – zumindest anfangs.

Der Schwierigkeitsgrad von Severed steigt relativ schnell an. Während es zu Beginn noch einfach ist, ein vierklauiges Monster mit ein paar gezielten Fingerstrichen über das vordere Vita-Touchpad abzuwehren und ihm schließlich mit hektischem Wischen den Garaus zu machen, genießen Feinde im späteren Verlauf bestimmte Boni, die sich euren wachsenden Fähigkeiten anpassen und Kämpfe ausgleichen.

Sashas Familienmitglieder finden hat nicht immer ein Happy End

Dabei hilft es nicht, dass ihr zu diesem Zeitpunkt häufig umzingelt seid und aufpassen müsst, nicht blind von einem Gegner in eurem Rücken erwischt zu werden. Die Mana-Leisten der Kreaturen laden sich unterschiedlich schnell auf, weshalb ihr wachsam sein müsst. Denn während ihr euch darauf konzentriert, das Monster vor euch zu besiegen, kann es durchaus sein, dass die ignorierte Bestie hinter euch angreift. Da es keine Möglichkeit gibt, sich während der Kämpfe einfach zu heilen, kann das schnell zum frühen Tod und Frustration führen. Das zwingt euch, taktischer vorzugehen und immer ein Auge auf alle Feinde gleichzeitig zu haben.

Das ist die eigentliche Herausforderung in Severed, gepaart mit dem richtigen Timing. Die Gameplay-Mechanik an sich ist verhältnismäßig simpel, denn im Prinzip führt ihr immer wieder dieselben Fingerstriche auf dem Touch-Display aus. Hier drängt sich wieder der Vergleich zu Fruit Ninja auf: Hektisches Wischen im richtigen Winkel zum richtigen Zeitpunkt ist der Gameplay-Kern von Severed. Dabei macht es keinen Unterschied, ob es sich um Kämpfe oder Rätsel handelt, die ihren Namen sowieso nur bedingt verdient haben.

Einer der größeren Bossgegner in Severed

Trotz dieses nicht gerade unwesentlichen Kritikpunkts kann ich mich nicht daran erinnern, wann ich zum letzten Mal so intensiv an meine PS Vita gefesselt war. Nicht zuletzt ist das dem wundervollen Stil zu verdanken, mit dem sich Severed präsentiert. Die Vektor-artige Grafik erweckt die finstere Albtraumwelt des Spiels zum Leben und nimmt der Brutalität des Gameplays die Grausamkeit, die es ohne die Stilisierung mit Sicherheit besessen hätte. Die intensiven Farben geben Severed einen fast märchenhaften Look, der mich an Spiele wie Alice: Madness Returns erinnert. Dazu trägt auch der fantastische Soundtrack  bei, der Erinnerungen an die Klänge von American McGee's Alice von Chris Vrenna (Nine Inch Nails, Marilyn Manson) wach werden lässt.

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Fazit

Obwohl Severed die Möglichkeiten der PS Vita kaum ausreizt und schon gar nicht neu erfindet, bietet das Action-RPG einen guten Grund, sie wieder einmal aus dem Schrank zu holen. Anspruchsvolle Bosskämpfe und eine umwerfende Atmosphäre überschatten die Schwächen des Indie-Titels.

Es wäre schön gewesen, wenn Severed uns mehr Möglichkeiten gegeben hätte, die Albtraumwelt, in der Sasha gefangen ist, zu erkunden und mehr Geheimnisse geboten hätte. Dennoch macht es Spaß, jedes einzelne von ihnen zu erforschen und sich dabei durch Horden an Monstern zu schnetzeln, nur um sich ihre Gliedmaßen anzueignen. Wer schon immer eine Mischung aus Fruit Ninja und Dark Souls spielen wollte, ist mit Severed sehr gut bedient.


Severed wurde uns in Form eines Review-Keys von Plan of Attack zur Verfügung gestellt und auf PS Vita getestet.

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