Sharknado und Co. - Der weiße Hai als Posterboy des Schundfilms

09.08.2018 - 11:00 UhrVor 5 Jahren aktualisiert
SupersharkCineTel Films
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Wenn nicht gerade Nicolas Cage auf dem Poster steht, ist die Nennung von Shark im Titel eines Film der beste Indikator dafür, dass es sich bei der Produktion um einen Trashfilm handelt. Wie konnte es nur so weit kommen?

Steven Spielberg und seinem Tierhorror-Klassiker Der weiße Hai wird häufig vorgeworfen, den Ruf des namensgebenden Ozeanbewohners für immer ruiniert zu haben. Die Darstellung des Weißen Hais als menschenfressende Killermaschine hat sich in den Köpfen vieler Menschen eingeprägt, weshalb dieser auch heute noch unfairerweise als ein blutrünstiges Monster des Meeres gefürchtet wird. Wirklich ruiniert haben den Ruf des Tieres meiner Meinung nach aber andere Kräfte.

Spielbergs Film mag dem Hai nicht sonderlich wohlwollend gegenüberstehen, aber wenigstens respektiert er ihn als intelligenten und furchterregenden Gegenspieler. Das können wir von der nicht abreißenden Flut an Fortsetzungen, Nachahmern und Parodien, die im Fahrwasser des Kultfilms entstanden, allerdings nicht mehr behaupten. Im Gegenteil: Der Hai ist durch seine zahlreichen Auftritte in billigen Direct-To-Video-Ramschfilmen vom gefürchteten König der Meere zu einer Witzfigur verkommen.

Der weiße Hai

Hai-lige Scheiße: Der Videoschrott aus Hollywoods Irrenhaus

Vor allem die Trashfilmschmiede The Asylum nutzt den Hai häufig als eine perverse Punchline, die nur dazu dient, B-Movie-Fans mit einem bescheuerten Titel ein Schmunzeln abzuringen und sie so mit erbärmlich-zynischem Kalkül zum Kauf ihres wertlosen Shark-Schunds zu animieren. Unter der Flagge der Firma entstanden Machwerke wie 2-Headed Shark Attack, 3-Headed Shark Attack, 6-Headed Shark Attack, Sand Sharks, Ghost Shark, Sharknado 1-5, Mega Shark vs. Giant Octopus, Mega Shark vs. Crocosaurus, Planet of the Sharks, Empire of the Sharks und natürlich das räudige Herzstück der Kollektion - Jurassic Shark. Das muss ein jeder Filmliebhaber erst einmal sacken lassen.

Jurassic Shark

Im Gegensatz zum Trendsetter Spielberg, der sich bei der Produktion von Der weiße Hai mit einer widerspenstigen Fischpuppe und dem dauerbreiten Robert Shaw herumschlagen musste, machen es sich die Filmemacher hinter dem Asylum-Abfall deutlich einfacher. Schauspieler gibt es hier genau genommen gar keine und auch die in den Titeln so farbenfroh umschriebenen Kreaturen sind nur aus Standard-Modellen aus irgendeinem Animations-Archiv zusammengebastelt - wie Frankensteins Monster, doch das Herz wurde vergessen.

Der Hai als zahnlose Witzfigur

Auch wenn die kalten toten Augen von Tara Reid ein ähnlich mulmiges Gefühl beim Zuschauer auslösen können wie der Anblick eines Weißen Hais, sind die Tierfilme von The Asylum keine Horrorfilme, sondern im weitesten Sinne dem Comedy-Genre zuzuordnen. Dass Filmemacher unfreiwillige Komik nicht absichtlich erschaffen können, scheint in den unheiligen Hallen des Filmstudios aber noch nicht angekommen zu sein und so zieht die Firma den armen Haifisch immer tiefer in ihren Sog des kalkulierten kreativen Versagens.

Sharknado 4

Eine Schande, denn es bräuchte eigentlich keine zwei bis sechs parallel angeordneten Haifischköpfe, um den Weißen Hai wieder fürs Horror-Kino interessant zu machen. Statt die Viecher immer größer und bizarrer zu machen, wie zuletzt in Meg (riesiger Urzeithai) oder dem zugegebenermaßen unendlich unterhaltsamen Deep Blue Sea (hochintelligente Makohaie) von Schockmeister Renny Harlin, sollte es beim Tierhorror doch in erster Linie darum gehen, dass der Mensch allein von seiner Umgebung vollkommen überfordert ist. Das Gruselige an der Weiße Hai war nicht die Größe des Hais, sondern seine Unberechenbarkeit und die Tatsache, dass er im Wasser für die ahnungslosen Menschen unsichtbar ist. Wenn sich das Auftauchen der Bestie schon mit tsunamihaftem Wellengang ankündigt oder die Grenzen der Logik zu sehr ausgereizt werden, bleibt die Spannung aus.

Meg

Ist der Hai im Kino noch zu retten?

Falls sich nicht bald wieder ein Filmemacher von Spielbergs Kaliber an die Materie herantraut und dem Hai seinen Biss zurückgibt, wird es vielleicht Zeit für die Filmstudios, den berühmten Fisch einfach mal für eine Weile in Frieden zu lassen. Vielleicht sollten sie es erst einmal mit einer Renaissance in einem anderen Genre versuchen, zum Beispiel in einem Kinderfilm. Für Killerwale hat der Imagewechsel ja auch funktioniert und die haben immerhin sogar das Wort "Killer" im Namen. Oder in einer Serie im Vorabendprogramm, in der ein Hai Kriminalfälle löst, so wie in Komissar Rex. Der Aquaman-Trailer hat Haie, die von Unterwassermenschen geritten werden. Das könnte durchaus cool werden. Wer weiß?

Hauptsache das arme Tier muss in Zukunft nicht mehr als Maskottchen für Schundfilme mit so geistreichen Titeln wie Shark Exorcist herhalten. Eigentlich passend, dass Jason Statham in The Meg bis zum niedrigsten Punkt des Meeres vorstoßen muss, um seinem Widersacher zu begegnen, viel tiefer kann dieser gar nicht mehr sinken.

Wollt ihr auch Vergeltung für die armen Haie?

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