Jeder von uns dürfte die Situation kennen: Eigentlich sollten wir doch gerade mindestens die Welt retten, aber stattdessen befreien wir lieber den Bauern im Nachbardorf von einem Fluch, plündern Banditenlager oder hacken mal schnell noch – aus Gründen – fünf Terminals. Keine Frage, in dem meisten Fällen bieten uns solche Aufträge trotz des meist simplen Questdesigns einen willkommenen Zeitvertreib und berühren uns vielleicht sogar, wenn das entsprechende Spiel die Geschichten nur einfühlsam genug erzählt. Eines haben sie in der Regel trotzdem alle gemeinsam. Denn viel zu oft können sie die Frage danach, wieso wir uns als Held mit solchen vergleichsweise unbedeutenden Problemen herumschlagen, nur mit einem wortreich ausgeschmücktem Schulterzucken beantworten. Deus Ex: Mankind Divided will einen anderen Weg gehen.
Das versprach Mary DeMarle, die das Projekt als Executive Narrative Designer betreut, bereits in der Vergangenheit. Und als ich die Gelegenheit hatte, mich mit ihr über das Action-Rollenspiel zu unterhalten, bekräftigt sie diesen Ansatz. Adam Jensen versucht im Verlauf der Geschichte, die Verantwortlichen hinter einer globalen Verschwörung ausfindig zu machen. Kleinigkeiten dürfen ihn nicht von dieser Mission abbringen, um zu vermeiden, dass die Nebenquests mit seinem Charakter und der inneren Logik der Spielwelt brechen. Das weiß auch DeMarle:
Du hast einen Helden, der die Welt retten soll. Was bringt ihn davon ab? Es muss etwas Wichtiges sein. Es muss also etwas sein, das Tiefe besitzt und sich aus der Geschichte ergibt.
Wie sich das Deus Ex: Mankind Divided wiederspiegelt, erfahre ich im Prag des Jahres 2029. Nach dem Aug-Vorfall spaltet ein Riss, der quer durch die Gesellschaft geht, die technisch optimierten Menschen vom Rest der Bevölkerung ab. Ihnen schlägt Misstrauen oder offene Feindseligkeit entgegen. Durch die Straßen marschieren schwer gepanzerte Polizeieinheiten, während Drohnen augmentierte Bürger abscannen.
Zu viel darf ich nicht verraten, aber die Nebenaufträge treiben mich nicht von diesem Konflikt weg, sondern leuchten ihn intensiver aus — indem sie mir beispielsweise mehr Einblicke darin geben, wie sich die alltäglich gewordene Unterdrückung auf das Leben der Betroffenen auswirkt, oder indem sie mich selbst den Schikanen aussetzen. Mankind Divided gibt mir ein besseres Verständnis von seiner Welt und im besten Fall auch von den Motivationen der zentralen Figuren, was sich später auf meine Entscheidungen innerhalb der Hauptquests auswirken könnte. Und so erhalten die Nebenquests für mich als Spieler eine Bedeutung innerhalb des Gameplays, abseits von Erfahrungspunkten oder besserer Ausrüstung.
Doch das ist, zumindest laut des Entwicklerteams, erst der Anfang:
Wir haben die Möglichkeit ausgebaut, dass du so viel aus den Nebenaufträgen ziehen kannst, wie du willst. Du kannst sie recht schnell abschließen und haufenweise Zeug verpassen. Oder du kannst weiter dranbleiben. Und wenn du das tust, könnte das später wieder aufgegriffen werden.
Auf Nachfrage führte DeMarle zudem aus, dass Sidequests mitunter selbst die Hauptmissionen beeinflussen:
Einige tun das, aber nicht alle. Wenn ich einen Nebenauftrag spiele, den du nicht spielst, könnten wir später zum selben Punkt in der Geschichte kommen, aber unsere Erfahrungen würden sich stark unterscheiden, da mein Handeln die Umstände [dieser Situation] verändert hat. Das passiert nicht ständig, aber an so ein, zwei Stellen.
Was genau das für das kommende Abenteuer von Adam Jensen bedeutet, erfahren wir ab dem 23. August 2016. Dann erscheint Deus Ex: Mankind Divided für PC, PS4 und Xbox One.
Im Rahmen eines vom Publisher Square Enix ausgerichteten Events hatten wir die Möglichkeit, Deus Ex: Mankind Divided einen Nachmittag lang zu spielen.