Star Trek - Das nächste Jahrhundert und die Weisheit Captain Picards

13.10.2017 - 09:00 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
Star Trek - Das nächste Jahrhundert
Paramount
Star Trek - Das nächste Jahrhundert
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Star Trek ist einzigartig. Besonders Das Nächste Jahrhundert kann mich mit seiner besonderen Art immer wieder begeistern, indem es spannende Geschichten erzählt, ohne in Klischees abzurutschen.

Star Trek-Fans mussten sehr viel Geduld aufbringen, bis sie sich endlich mit einer neuen Crew auf weitere Abenteuer begeben konnten. Mehr als zehn Jahre hat es gedauert, bis das Franchise nach Star Trek: Enterprise mit Star Trek: Discovery einen neuen Ableger bekommen hat. Seit September können Fans weitere Science-Fiction-Geschichten erleben. Diese drehen sich allerdings erstmalig nicht primär um den Kapitän des Schiffes und die Brückenbesatzung, sondern um die ehemalige Offizierin Burnham, die wegen Meuterei verurteilt wurde und ihren Rang verloren hat. Es ist die siebte Serie im vom Gene Roddenberry erschaffenen Universum, das mehr als 50 Jahre auf dem Buckel hat.

Star Trek ist ein Franchise im ständigen Wandel

Dass sich in einer so langen Zeitspanne nicht nur die Technik, sondern auch die Gesellschaft und die Fernsehlandschaft verändert haben, ist ganz natürlich. So wird dem originalen Raumschiff Enterprise immer der Charme der Zukunft, wie man sie sich in den 60er Jahren vorgestellt hat, anhaften, oder Star Trek: Raumschiff Voyager das Gefühl vermitteln, man hätte CGI doch erst einmal etwas weiterentwickeln sollen, bevor man die handgemachten Raumschiffmodelle endgültig in der Vitrine abstellt. Was Star Trek aber zumindest für mich besonders macht, sind die Geschichten, die erzählt werden, die einzigartigen Charaktere und der Glaube an eine bessere Zukunft. Und genau deswegen ist Raumschiff Enterprise: Das nächste Jahrhundert in meinen Augen nicht nur die beste Serie des Franchise, sondern eine der besten Serien überhaupt.

Für alle Neulinge im Star Trek-Universum: Das Nächste Jahrhundert wurde von 1987 bis 1994 produziert und dreht sich um die Crew von Captain Jean-Luc Picard, dem britischsten aller Franzosen (was eventuell an Patrick Stewart liegt). Da in jeder Episode eine eigenständige Geschichte erzählt wird, sind auch die Stimmung und die Genres von Episode zu Episode unterschiedlich. Selbst wenn die Grundlage natürlich immer Science-Fiction ist, sind Drama, Mystery, Action oder auch Comedy möglich. Zudem werden diese Genres auch kombiniert.

Star Trek - Das Nächste Jahrhundert

Das Standgericht - Ein Kriminaldrama mit starken Gegenspielern

Eine Episode die ich hier kurz vorstellen möchte, schafft es perfekt, das auszudrücken, was Star Trek im Kern auszeichnet und von anderen Serien abhebt. Das Standgericht, die 21. Episode der 4. Staffel, ist ein Kammerspiel. Wer hier nach Action, Romantik, lockeren Sprüchen und schnellen Schnitten sucht, sucht vergebens. Trotzdem ist die Folge eine der spannendsten und bewegendsten der Fernsehgeschichte.

Ein Crewmitglied wird überführt, den Antrieb des Schiffs sabotiert zu haben. Bei dessen Vernehmung wird ein weiteres Crewmitglied, Simon Tarses, belastet, da er mit dem Saboteur zusammen gesehen wurde. Es scheint so, als ob sich eine Verschwörung auf der Enterprise ausgebreitet hat. Als Captain Picard versucht, die sich immer weiter spinnende Hexenjagd zu stoppen, kommt auch er ins Visier der Untersuchungskommission. Diese findet heraus, dass das junge Crewmitglied von Romulanern, den Feinden der Föderation abstammt. Allein diese Tatsache reicht ihnen aus, um von seiner unbewiesenen Schuld auszugehen.

Und was ist denn nun so besonders daran? Verschwörungen und Gerichtsverhandlungen gibt es in der Welt des Films und Fernsehens genug. Einzigartig ist allerdings die Art, in der die Serie damit umgeht. Zuerst ist Captain Picard ein Partner der Kommission, doch als er merkt, dass Argwohn droht, die Einheit und den Zusammenhalt der Besatzung zu gefährden, nimmt er die Rolle des Verteidigers des Crewmitglieds ein, selbst wenn er sich dadurch angreifbar macht. Er versucht mit Worten, die Situation zu lösen, nicht mit Gewalt oder seiner Entscheidungsmacht als Captain. Die Episode dreht sich um Rassismus und Verfolgungswahn, der Menschen blind macht, und um die Gefahr, Freiheit für Sicherheit aufzugeben.

Das Standgericht

Die einzige Lösung - Picard greift zu seiner mächstigsten Waffe

Picards Kontrahenten sind keine einfältigen Charaktere, deren einzige Aufgabe es ist, in den 45 Minuten Laufzeit der Folge möglichst unsympathisch und böse zu sein. Auch sie haben ihre gerechtfertigten, begründeten Meinungen und Standpunkte. So entsteht ein Kampf, der allerdings nie in einem lauten Streitgespräch oder einer körperlichen Auseinandersetzung endet, sondern immer mit bedachten Diskussionen und Argumenten ausgetragen wird. Der Höhepunkt ist das, wovor viele Serien zurückschrecken würden: ein einziger, ruhig vorgetragener Monolog und Appell des Captains. Picard sitzt auf einem Stuhl mitten im Raum seinen Richtern gegenüber und wählt präzise seine Worte:

Sind wir denn plötzlich so furchtsam geworden? Sind wir denn so feige? Dass wir das Leben eines Mannes vernichten müssen, weil teilweise das Blut eines Feindes in ihm fließt? Admiral, lassen Sie uns nicht Simon Tarses verurteilen – oder sonst irgendjemanden – auf Grund seiner Abstammung. Und spüren wir niemandem nach wegen einer harmlosen Kameradschaft. Ich beschwöre Sie. Machen Sie nicht weiter mit diesem ... diesem Verfahren. Beenden Sie es. Mit dem ersten Glied ist die Kette geschmiedet. Wenn die erste Rede zensiert, der erste Gedanke verboten, die erste Freiheit verweigert wird, sind wir alle unwiderruflich gefesselt.

Mit diesen Worten überzeugt er die Anwesenden. Es muss kein Schuss fallen, keine Gewalt ausgeübt werden. Auch wenn die Folge mehr als 20 Jahre alt ist, finde ich es gerade heutzutage erfrischend, zu sehen, wie man mit cleveren und einfühlsamen, zutiefst menschlichen Dialogen eine spannende Handlung aufbauen kann. Für mich ist das das Besondere an Star Trek: Man braucht nicht immer Action, um den Zuschauer zu fesseln.

Wer das jetzt zu schwerfällig findet, dem möchte ich noch kurz einen weiteren wichtigen Punkt in Erinnerung rufen, warum vor allem das Internet von Star Trek profitiert. Nur durch Patrick Stewart haben wir alle die Möglichkeit bekommen, in einem einzigen Bild, einer einzigen Geste mehr Gefühle auszudrücken, als in 1000 Worten möglich wäre:

Picards Facepalm: Import aus dem 24. Jahrhundert


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