Studie belegt strukturelle Benachteiligungen von Frauen & Minderheiten in Hollywood

23.02.2016 - 13:30 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Jada Pinkett Smith in der Serie Gotham
Warner Bros.
Jada Pinkett Smith in der Serie Gotham
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Die OscarsSoWhite-Debatte wurde bislang ohnehin auf einem hohen Niveau geführt. Eine Studie zu strukturellen Benachteiligungen in der US-amerikanischen Film-Branche belegt den Ausschluss von Frauen und Minderheiten jetzt empirisch mit aktuellen Statistiken.

Wenige Tage vor der Oscar-Verleihung werden die OscarSoWhite-Vorwürfe, die kurz nach Bekanntgabe der Oscar-Nominierungen zu einer Debatte angeregt hatten, empirisch unterfüttert. Am Montag veröffentliche die USC Annenberg School for Communication and Journalism eine Studie , die sich mit strukturellen Benachteiligungen in der US-amerikanischen Film-Branche auseinandersetzt. Die sei vor allem ein "Heterosexueller, weißer Jungs-Club", wie die L.A. Times  die Autoren der Studie zitiert.

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Die Studie bestätigt, was bereits in der Debatte ein Großteil der Diskussionsteilnehmer konstatiert hatte: Nämlich, dass die nahezu vollständige Abwesenheit von People of Color und schwulen, lesbischen oder bisexuellen Künstlern im Nominiertenfeld der Oscars lediglich die Spitze des Eisberges eines tieferliegenden, strukturellen Problems darstellen würde. Durch die Studie stehen der Vermutung jetzt auch harte Zahlen bei. Untersucht wurden 414 Spielfilme und TV-Serien der großen Studios, wie etwa Disney und 20th Century Fox. Eine breiter angelegte Studie wurde zu diesem Forschungsgegenstand bislang nicht durchgeführt.

Die Ergebnisse der Studie:

  • 28 Prozent aller Charaktere werden mit People of Color besetzt
  • 2 Prozent aller vergebenen Rollen tragen homosexuelle oder bisexuelle Züge
  • 29 Prozent aller Sprechrollen werden mit Frauen besetzt
  • 85 Prozent aller Regisseure sind männlich
  • 71 Prozent aller Autoren sind männlich

Nur 19 Prozent aller untersuchten TV-Serien der großen TV-Networks bildeten darüberhinaus ein ausgewogenes ethnisches Bild ab, also einen Cast bzw. ein Rollenspektrum, das die ethnische Vielfalt der Vereinigten Staaten adäquat repräsentiert. Im Kabelfernsehen traf dies auf nur 13 Prozent der Serien zu. Im Jahr 2014, so fand die Studie zudem heraus, hatten die Studios von Sony, Disney und Warner Bros. keinen einzigen Film mit einer Regisseurin in Auftrag gegeben. Auch bei den übrigen großen Studios bewegen sich die Beschäftigungsquoten hier im einstelligen Prozent-Bereich.

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Die Autoren der Studie schlussfolgern, dass ethnische Minderheiten, Frauen und homosexuelle, lesbische und transsexuelle Menschen auf allen Ebenen der Film-Branche ausgeschlossen werden. Stacy Smith, eine Forscherin des Projektes, glaubt daher auch nicht an ein Vielfalt-Problem sondern an ein Inklusions-Problem. "Wir sprechen von einem Mangel an Inklusion in der [Film]Landschaft. Es gibt Menschen, die in den Drehbüchern einfach ausgespart werden, das ist aber nicht vereinbar mit der Bevölkerungsstruktur der Vereinigten Staaten." Dieser Ausschluss ziehe eine Epidemie der Unsichtbarkeit nach sich.

Die L.A. Times fragte überdies bei Darnell Hunt zu dem Thema nach, dem Leiter des Centers für African American Studies an der UCLA. Was die Studie nun beweist, sei ihm zufolge ein Problem, das die Minderheiten-Forschung seit langer Zeit beobachte. "Es ist das alte Problem. Es ist die Struktur der Industrie und die Methoden, mit denen die Leute entscheiden, was gedreht wird." Die Vielfalt sei in diesem Bereich schlicht unzureichend.

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