Suburra - Netflix' neue Mafiaserie im Check

06.10.2017 - 16:30 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
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Nach Marseille und The Crown folgt mit Suburra die nächste europäische Serienproduktion von Netflix. Das italienische Mafiadrama führt in einen Sumpf aus Korruption und Gewalt.

Während die erste deutsche Netflix-Serie Dark einen Starttermin am 01.12.2017 bekommen hat, geht nun die erste italienische Serienproduktion Suburra des Streamingriesen auf Sendung. Man bei Netflix scheint auf Nummer sicher gehen zu wollen und setzt den Zuschauern genau das vor, was sie aus Italien erwarten zu scheinen: eine Mafiaserie garniert mit kriminellen Verstrickungen aus dem Vatikan. Statt einer neuen Geschichte wird der gleichnamige Roman (dt: Suburra - Schwarzes Herz von Rom) von Giancarlo De Cataldo und Carlo Bonini adaptiert, der wiederum bereits 2015 verfilmt wurde. Netflix war seinerzeit an der Produktion des Thrillers beteiligt. Die Regie des Kinofilms übernahm Stefano Sollima, der sich mit Gomorrha - Die Serie erfolgreich an der Mafia-Thematik erprobte, aber an der Serienadaption von Suburra nicht beteiligt ist.

Suburra nun entfaltet in 10 Folgen ein Drama, das sich über einen Zeitraum von 20 Tagen erstreckt. Die Serie springt einige Jahre in der Zeit zurück und erzählt die Vorgeschichte des Hafenviertels in Ostia, das sich zu einem italienischen Las Vegas entwickeln soll und somit zum Umschlagplatz für den Drogenhandel der Mafia. 20 Hektar umfasst das Grundstück südlich von Rom, das einst dem Vatikan als edle Spende überlassen wurde und die leeren Kassen des Klerus auffüllen soll. Jeder will sein Stück vom Kuchen. Der Vatikan will Geld, Politiker wollen Bebauungspläne realisieren und die Mafia möchte ihren Einflussbereich an der Peripherie der Hauptstadt erweitern. Nachdem der amtierende Bürgermeister von Rom seinen Rücktritt erklärt, werden die Karten neu gemischt und jeder wittert die Chance, die Gunst der Stunde zu seinem Vorteil zu nutzen. 21 Tage, so auch der Titel der Pilotfolge, bleiben, bis der Bürgermeister sein Amt niederlegt. Die Zeit ist also knapp bemessen. Der Bürgermeister selbst will das Grundstück am Lido, an dem 1975 der Regisseur Pasolini ermordet wurde, erwerben und die Beziehungen seiner Frau Sara Monaschi (Claudia Gerini), Rechnungsprüferin im Vatikan, dazu nutzen.

Paolo Sorrentino huldigt der großen Schönheit der Stadt, in Suburra wird Rom als Sündenpfuhl inszeniert. Bereits in den ersten Minuten gibt die Serie Vollgas, um sämtliche Klischees zu verpulvern. Ein alternder geistlicher Würdenträger, der dem Vatikan angehört, begibt sich nach getaner Arbeit an den Ort der Sünde und feiert eine in Rotlicht getauchte Orgie, bis er erschöpft von Sex und übermäßigem Kokskonsum in den Armen einer Prostituierten zusammenbricht. Als Zeichen seiner Scheinheiligkeit baumelt das Kreuz um seinen Hals. Zu gleicher Zeit an anderer Stelle in Rom werden Geltungsbereiche der Mafia abgesteckt und mit roher Gewalt verteidigt. In einem maskulinen Initiationsritus muss der Sohn eines weiteren Clans seine Bereitwilligkeiten zu Töten unter Beweis stellen, in dem er ein Schaf mit dem Messer schlachtet.

In dem Gewusel der Machtkämpfe zwischen dem Vatikan, der Regierung, dem organisierten Verbrechen, Gangsterbanden und Immobilienhaien ist es in Suburra (was übersetzt so viel wie Elendsviertel heißt) zunächst gar nicht so einfach, selbst den Überblick zu behalten. In dem undurchdringlichen Netz aus Korruption und Macht sollte man aber die drei jungen Männer Aureliano (Alessandro Borghi), Lele (Eduardo Valdarnini) und Alberto Anacleti, genannt Spadino (Giacomo Ferrara), nicht aus den Augen verlieren. Als Vertreter verschiedener Clans mit unterschiedlichen gesellschaftlichen Stellungen und abweichenden Interessen rivalisieren sie miteinander und versuchen sich gleichzeitig gegen die Vorherrschaft ihrer Väter durchzusetzen und ihren eigenen Weg zu finden. Das scheint nicht ohne große Gesten, Hahnenkämpfe und einer gnadenlosen Gewaltbereitschaft durchsetzbar zu sein. Wie der Zufall es so will, treffen die drei Männer zur richtigen Zeit am richtigen Ort aufeinander und nehmen die zweifelhafte Chance wahr,

gemeinsam durch eine Erpressung an Geld zu gelangen. Die Strippen in der italienischen Hauptstadt zieht allerdings der gefürchtete Samurai (Francesco Acquaroli), der gefürchtete Vertreter des organisierten Verbrechens in Rom.

Zu viele Köche verderben den Brei, sagt man. Ähnlich verhält es sich mit den vielen Parteien, die im Auftakt zur Mafiaserie mitmischen. Die Übersichtlichkeit bleibt bei all dem lauten Tamtam von Drogen, Sex, Gewalt und Korruption auf der Strecke und es fehlt an Identifikationsfiguren, die den Zuschauer auf ihre Seite ziehen könnten. Unweigerlich drängt sich der Vergleich zu Marseille auf, also Netflix allererstem Versuch, das eigene Angebot mit europäischen Serienproduktionen zu erweitern. Die französische Politserie mit Gérard Depardieu dreht sich ebenfalls um Macht, Korruption, Verrat und den Kampf um ein Hafenviertel, das mit seinen Casinos die Stadt um Besucher, Geld und illegale Geschäftsmöglichkeiten bereichern soll.

Die erste italienische Serie von Netflix ist seit dem 06.10.2017 auf der Streaming-Plattform abrufbar.

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