Tatort: Blackout gehen erst im Finale die Lichter aus

26.10.2014 - 20:10 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Tatort: Blackout
SWR/ARD
Tatort: Blackout
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Auch eine Jubilarin wird nicht geschont. Seit 25 Jahren ist Lena Odenthal im Tatort-Dienst und zeigt sich in Blackout so verletzbar und zweiflerisch wie selten. Schade nur, dass der Krimi auf der Zielgeraden zusammenklappt.

In ihrem neuen Tatort plaudert Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) ihre tiefsten Ängste aus, klappt in aller Öffentlichkeit zusammen und wird von einem Verdächtigen zu Tränen gerührt. Die ideale Geburtstagsparty für eine Kommissarin sollte wohl anders aussehen, dem neuen Odenthal-Krimi Tatort: Blackout tun die tiefen Risse in der toughen Fassade der Ermittlerin aber gut. Nach 25 Jahren TV-Einsatz zollt Lena Odenthal Tribut und Folkerts hat endlich mal etwas mehr zu tun, als den Plot zu referieren und an einem Weinglas zu nippen. Bedauerlich ist es deswegen, dass der Krimi, sobald er zur Auflösung gezwungen ist, dramaturgisch hyperventiliert, das bodenständige psychologische Drama gegen eine hastig zusammengekleisterte Erklärung eintauscht.

Tatort: Blackout

Lange jongliert der Tatort mit vielen Verdächtigen: Hat die Ehefrau von den Affären ihres Mannes erfahren und ihn deswegen gequält und ermordet? War es der Bruder des Toten oder doch ein Arbeitskollege, der Mist gebaut hat? Und was hat die junge Frau damit zu tun, die nachts verwirrt auf der Kurt-Schumacher-Brücke zwischen Mannheim und Ludwigshafen herumtaumelt? K.o.-Tropfen waren im Spiel, soviel ist sicher. Darüber hinaus hält sich das Drehbuch von Eva und Volker A. Zahn diverse Möglichkeiten recht lange offen. Gelungener als die ein wenig dämliche Auflösung aber ist die Einbindung von Odenthals privaten Problemen. Namentlich ihrer Einsamkeit, die durch Koppers Besuch bei der Verwandtschaft auf Sizilien intensiviert wird. In den verschiedenen Beziehungskonstellationen, Freundinnen, Ehepartner, Verschwägerte, wird Odenthal ein Fenster zu all dem vorgehalten, was sie nicht zu haben glaubt. Dass Koppers Vertretung eine Happy-Go-Lucky-Mutti mit Tablet-Skills und völliger privater Distanz zu den Albträumen ihres Jobs ist, macht die Sache kaum einfacher.

Folkerts sah als Odenthal selten so abgekämpft und müde aus. Das macht ihre Darbietung in diesem Tatort um einiges interessanter als das, was wir in den letzten Krimis aus Ludwigshafen so zu sehen bekamen. Eine ulkige Partymaus wird diese Lena Odenthal auch in den nächsten 25 Jahren nicht mehr und das soll sie auch nicht. Nur sind private (nicht soapige!) Krisen, Selbstzweifel, meinetwegen die verstärkte Isolation von Brummbär Kopper für de nächsten Tatorte aus Ludwigshafen explizit erwünscht. Überragend ist Tatort: Blackout zwar nicht und damit passt er wiederum in die Tradition dieses Teams. Aber wenn schon die Fälle keine qualitative Steigerung hergeben, dann sollte zumindest aus Lena Odenthals Midlife (oder Quarterlife?) Crisis so viel rausgeholt werden wie nur möglich. Kopper hat doch bestimmt noch Resturlaub.

Mord des Sonntags: Jedes Mal einen Kurzen, wenn der Discounter-Champagner im Hintern gezeigt wird.

Zitat des Sonntags:  "Sie sind ein Gesamtkunstwerk.



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