Tatort - Großer schwarzer Vogel als Abschied in Berlin

09.02.2014 - 20:15 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
Tatort - Großer schwarzer Vogel
rbb/ARD
Tatort - Großer schwarzer Vogel
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Ein letztes Mal ermitteln Ritter und Stark zusammen in Berlin. Obwohl Tatort – Großer schwarzer Vogel zu einem Zeitpunkt gedreht wurde, als die Entscheidung nicht bekannt war, ist es ein gelungener Abschied.

Einmal noch wird Boris Aljinovic als Felix Stark in Berlin ermitteln. Sein Kollege Dominic Raacke steigt nach Tatort: Großer schwarzer Vogel aus. In ihren jüngsten Tatorten liefen die Hauptstädter zu Topform auf, weswegen die Entscheidung, das Team vom Platz schicken, zu bedauern ist. Der letzte Tatort mit dem Duo Ritter und Stark macht einem den Abschied auch nicht leichter, denn Regisseur Alexander Dierbach (Polizeiruf 110: Fischerkrieg) und Autor Jochen Greve (Tatort: Hochzeitsnacht ) legen mit Großer schwarzer Vogel einen melancholischen Krimi vor, in dem sich die Unfähigkeit, die eigenen Gefühle auszudrücken, wie eine Krankheit zwischen den Figuren ausbreitet.

Lokalkolorit: Nick Cave dient als Rahmung dieses Tatorts, der sich vom Großstadtdschungel entfernt, je tiefer er in die Vergangenheit des früheren Schwimmers und heutigen Radioseelsorgers Nico Lohmann (Florian Panzner) eintaucht. Dabei dient das titelgebende Geflügel als Metapher unauslöschbarer Schuld, die Lohmann verfolgt, und die jeden Augenblick der Befreiung oder Entspannung vergiftet.

Plot: Nico Lohmann hört sich von Berufswegen die Probleme anderer Leute an, über seine eigenen kann er nicht sprechen. Auch als vor seiner Tür ein Sprengsatz explodiert und dabei ein Kind ums Leben kommt, schweigt Lohmann über seine Vergangenheit und jenen Unfall, der vor fünf Jahren seine Karriere als Profischwimmer beendete und einem Mann Frau und Tochter nahm. Schnell fällt der Verdacht auf einen verärgerten Zuhörer, der seine Frau misshandelt, aber auch die gestörte Beziehung Lohmanns zu seinem Trainer-Vater und seiner Ex-Freundin wirft Fragen auf.

Unterhaltung: Zwei Mini-Verfolgungsjagden einmal beseite gelassen, ist Tatort – Großer schwarzer Vogel eine zurückhaltende Angelegenheit, die den Thrill wahlweise durch erhellende Dialoge oder eine quälende Stille ersetzt. Wenn Lohmann vor der Datscha seines Vaters im See schwimmt, gen Himmel blickt und die Krähen die Unschuld des Moments ruinieren, schwingt viel Ungesagtes in der Szene mit. Der See, in dem er womöglich seine ersten Schwimmerfahrungen machte, ist kein Rückzugsort mehr, denn die Erinnerung ist beschmutzt, beschmutzt durch den Ehrgeiz des Vaters und die Art und Weise, wie Lohmann seiner Karriere den Rücken kehrte.

Tiefgang: Das ungewöhnliche an diesem Tatort ist, dass es weder ein Krimi über den psychischen Druck des Leistungssports ist, noch einer über Radioseelsorge oder häusliche Gewalt. Beiläufig nimmt das Drehbuch diese Elemente auf, konzentriert sich in den entscheidenden Szenen aber nicht auf ein abstraktes Problem, sondern die Seelenwelt seiner Figuren. Da sind verkümmerte Gespräche zwischen Liebenden eben deutlich ausdrucksvoller als ein Vortrag mit Statistiken. Da wird nicht viel Tamtam um den Fakt gemacht, dass auch Ritter ein Anrufer bei Lohmann war und diesem Radiomoderator von seinen Problemen erzählte, seinem langjährigen Kollegen jedoch nicht. Das kommt der Szene, in der Stark die vertraute Stimme hört, durch den Überraschungseffekt zugute. Andere Tatorte sollten sich die Geduld zum Vorbild nehmen, mit der die Kamera hier auf Gesichtern oder Landschaften verweilt und so deutlich mehr zum Ausdruck bringt, als belehrende Dialoge es könnten. Ritter und Stark werden fehlen.

Mord des Sonntags: Ein Junge im Treppenhaus als Nachbild einer fünf Jahre alten Schuld.

Zitat des Sonntags: “Heiner, mein Mann, wurde immer wieder gewalttätig.” – “Haben sie ihn angezeigt?” – “Nein. Wir sind verheiratet.”

Was denkt ihr über den letzten Tatort mit dem Duo Ritter und Stark?

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