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Teil 8: Im Bann des Voodoo

22.09.2015 - 08:51 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Tödlich, britisch und elegant.
United Artists
Tödlich, britisch und elegant.
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Roger Moore gibt 1973 sein Debüt als Bond. Kann er sich in einer Post-Connery-Ära etablieren?

1973: Leben und sterben lassen

Drei MI6-Agenten werden zeitnah in New York, New Orleans und dem Inselstaat San Monique ermordet. James Bond (Roger Moore) soll die Spur der Morde verfolgen und den gemeinsamen Nenner finden. Den findet er nach einem Anschlag auf sein Leben in Harlem, wo er auf den Drogenbaron Mr. Big (Yaphet Kotto) und dessen hellsichtige Mätresse Solitaire (Jane Seymour) trifft. Big operiert offenbar von San Monique aus und scheint mit dem Diplomaten Dr. Kananga unter einer Decke zu stecken. Bond steht nicht nur einem karibischen Drogenkartell, sondern auch der unheimlichen Macht des Voodoo gegenüber.

Die Besetzung Roger Moores als James Bond läutet eine neue Ära in der Historie der Bond-Reihe ein, die von ‘73 bis ‘85 andauerte und bis heute die längste Zeit ist, in der ein Schauspieler den Agenten verkörperte. Der zu der Zeit vor allem als Simon Templar bekannte Moore ist für mich eine sehr gute Casting-Entscheidung. Er bringt Witz, einen eigenen Charme und eine ordentliche Portion Härte und Entschlossenheit. In vielen Szenen übernimmt er das von Sean Connery begonnene Konzept “Frau verführen und gleich darauf bedrohen” und dreht es auf Maximum. Vielen war der Humor der Moore-Filme ja zu dominant, aber mich hat das noch nie gestört. Im Gegensatz: Roger Moore überliefert den britischen Gentleman meiner Meinung nach besser als Connery und Lazenby, wenn auch nur ein bisschen.

Als der Film anlief, war das Geheule groß: Diskriminierend sei das Machwerk, den schwarzen Mann als Feindbild darzustellen, das ginge ja gar nicht. Wenn man aber bedenkt, dass auch im Buch Mr. Big als negro gangster beschrieben wird, und dass zudem zwei Jahre zuvor mit Shaft quasi das Gegenstück im Kino erschien, ist die Kritik nicht unbedingt berechtigt. Aber ob es jetzt rassistisch ist, Schwarze als Schurken einzusetzen, bleibt jedem selbst überlassen. Dass Mr. Big für die Sowjetunion arbeitet und nach einem Goldschatz sucht, wurde aus dem Drehbuch gestrichen, ebenso finden Teile der Handlung Verwendung in späteren Filmen. Somit wird Leben und sterben lassen zu einem guten Zwischending von selbst erdachter Fiktion und Vorlage.

Aber der Reihe nach: Ich halte es für einen guten Anfang, den neuen James Bond nicht direkt ins Bild zu werfen, sondern in der Pre-Credit-Szene die drei grausamen Morde zu zeigen, gefolgt von einem genialen Paul-McCartney-Song. Und wo finden wir den Helden danach? Bei sich zu Hause. Seit Dr. No wurde Bonds Wohnort nicht mehr gezeigt, hier wird er gleich mit dem Auftreten von M (Bernard Lee) und Miss Moneypenny (Lois Maxwell) geehrt, um den Agenten über seinen neuen Auftrag zu informieren. Desmond Llewelyn war zur Zeit der Dreharbeiten unabkömmlich, weswegen er nur Erwähnung findet. Eine neue Super-Uhr gibt es trotzdem.

Die Metropole New York ist natürlich ein toller Schauplatz für einen Bondfilm; umso überraschender, dass die Handlung bis auf eine Fahrt auf dem FDR Drive mehr oder weniger vollständig in das damals noch heruntergekommene Harlem verlegt ist, wo Bond im Restaurant Fillet of Souls, genauer gesagt in einem versteckten Raum hinter dem Restaurant, auf den schrägen Mr. Big trifft. Die Wichtigkeit des Voodoo-Kults für die Geschichte wird sofort nahegelegt, als Solitaire im Voice-Over Tarotkarten legt und Bonds Ankunft vorhersieht, während dieser auf dem Weg nach Amerika ist. Einen Idealisten wie Bond mit etwas übernatürlichem wie Voodoo und Tarot zu konfrontieren ist eine tolle Idee, sieht er das alles doch nur als Humbug ab.

Kananga versucht, Bond einzuschüchtern. Der Erfolg bleibt aber aus.

Der Voodoo hat aber auch praktischen Nutzen: Bond verschafft sich durch einen Trick mit gezinkten Tarotkarten das Vertrauen von Solitaire, wodurch er sie ohne es zu wissen ins Verderben stürzt, da sie durch den Beischlaf mit ihm ihre Fähigkeiten verloren hat. Außerdem nutzt Mr. Big den Aberglaube der Einwohner von San Monique, um die großen Mohnfelder zu schützen. Etwa nach zwei Dritteln des Films demaskiert Bond Mr. Big dann auch, der niemand geringerer ist als Dr. Kananga, der mit seiner diplomatischen Immunität den Stoff nach Amerika bringt und dort als Mr. Big vertickt. Doch der große Plan hat nichts mit verkaufen zu tun: Eine Welle kostenlosen Heroins soll die Welt überschwemmen und Dr. Kananga zum größten Kingpin machen. Das klingt im Vergleich zu den bisherigen Weltzerstörungsplänen recht unwichtig, aber im zeitgeschichtlichen Kontext ist es eine wichtige Nachricht, da zu der Zeit die Angst vor Drogen groß war. Außerdem ist Kananga in seiner Besessenheit keinen Deut besser als ein Goldfinger oder ein Emilio Largo.

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