Test zu Call of Duty: Advanced Warfare

06.11.2014 - 11:00 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Kevin Spacey verkörpert den Antagonisten
Activision
Kevin Spacey verkörpert den Antagonisten
SW
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Sledgehammer will die Call of Duty-Reihe mit Advanced Warfare nicht nur in die Zukunft schicken, sondern auch frischen Wind in das Shooter-Genre bringen. Ob das klappt, erfahrt ihr in meinem Review

Alle Jahre wieder beglückt uns Activision mit einem neuen Call of Duty-Ableger. Dabei wechselten sich stets die beiden Entwickler Infinity Ward und Treyarch ab, einen wirklichen Unterschied machte das allerdings nicht. Obwohl die Reihe immer gute Spiele hervorbrachte, stagnierte sie. An Advanced Warfare arbeitete die neue Spieleschmiede Sledgehammer über drei Jahre lang und versucht nun, frischen Wind in das Franchise zu bringen. Funktioniert das? Ja, und wie!

Call of Duty: Advanced Warfare


“Power changes everything”, versicherte uns Activision in den unzähligen Trailern, die in den letzten Monaten erschienen sind. Macht ist in der Kampagne von Call of Duty: Advanced Warfare ein wichtiger Aspekt, denn es geht um die private Organisation Atlas, die im Jahre 2054 unabhängig über dem Militär steht und technologisch sehr fortschrittlich ist. Der Anführer des Unternehmens, Jeremy Irons (Kevin Spacey), sieht im Protagonisten Jack Mitchell jede Menge Potential, weswegen er ihn auf seine Seite ziehen will. Irons’ vermeintliches Ziel: Krieg gegen die USA führen, damit die restlichen Konflikte auf dem Planeten ein Ende finden.

So weit, so Call of Duty, denn die Handlung brilliert nicht gerade mit Tiefgang. Wie üblich folgt die Story dem üblichen “Stoppe-den-Bösewicht-bevor-er-alle-tötet”-Schema. Dadurch, dass Advanced Warfare jede Menge überflüssigen Pathos bereithält, wollte ich die Zwischensequenzen gelegentlich einfach überspringen und weiterspielen. Eigentlich, denn der Titel hält mich trotz dieser Mängel vor dem Bildschirm, was vor allem an der schlicht fantastischen Inszenierung liegt. Auch die ist in der Call of Duty-Reihe nichts Neues, Advanced Warfare legt die Messlatte allerdings noch einmal ein großes Stück höher. Die Cutscenes sind dermaßen gut animiert, dass ich anfangs zweimal hinschauen musste, um herauszufinden, ob es sich bei den Personen um Schauspieler oder CGI-Figuren handelt. Jedes Nasen- oder Barthaar und jede Pore ist zu erkennen und auch die Bewegungsabläufe sind unheimlich authentisch.

Das Zukunfts-Szenario wird authentisch dargestellt


Diese optische Qualität ist abseits der Zwischensequenzen zwar nicht zu finden, in puncto Inszenierung ist Call of Duty: Advanced Warfare allerdings auch so ganz weit vorn. Sei es in Südkorea, Bagdad oder Thailand, das Spiel zieht in Sachen Action alle Register. Kugeln zischen, Türen knallen und Granaten schlagen rechts und links von mir ein. Über meinen Kopf saust im Tiefflug ein futuristischer Helikopter, links daneben kracht ein Jet in einen Wolkenkratzer und wenn ich denke, dass alles vorbei ist, bricht eine Brücke zusammen und mir kommt ein Bus entgegen. Advanced Warfare lässt euch keine Zeit zum Durchatmen und pumpt euch gnadenlos durch den Singleplayer-Modus. Der dauert zwar nur knapp sechs Stunden, ist dafür allerdings so intensiv, dass ich nur eine kleine Pause machte, nur um danach sofort weiterzuspielen. Das passierte mir das letzte Mal 2007 bei Call of Duty 4: Modern Warfare.

Für Abwechslung in der Kampagne sorgten einige Schleich-Missionen, in denen ihr Gegnerkontakt vermeiden solltet. Dabei helfen einige Gadgets, so könnt ihr unter anderem mit Magneten in den Handschuhen an Wänden klettern oder mit einer Art Greifhaken Abgründe und Höhenunterschiede überwinden. Durch das neue Exo-Skelett seid ihr außerdem deutlich beweglicher oder robuster, je nachdem, welches Modell vom Spiel verwendet wird. Im Singleplayer habt ihr darauf leider keinen Einfluss, weswegen euch vor jeder Mission mitgeilt wird, auf welche Spielereien ihr im jeweiligen Abschnitt zurückgreifen könnt. So könnt ihr mal höher springen oder schnell zur Seite ausweichen, ein anderes Mal seid ihr in der Lage, für eine bestimmte Zeit unsichtbar zu werden. Je nach Spielstil bietet euch der Titel auch die Möglichkeit, den Superanzug zu upgraden. Ich habe durch das Erfüllen von im Menü einsehbaren Herausforderungen Punkte verdient, die ich in mehr Granaten-Slots und schnelleres Nachladen investierte.

Das Exo-Upgrade-System


Apropos Granaten: Auch hier gibt es Abwechslung, denn die Spezialgranaten können auf Knopfdruck durchgewechselt werden. Ein Schwarm Drohnen ist im Anmarsch? Kein Problem, dank EMP-Granate. Das Kampfgebiet ist besonders eng und verwinkelt? Kein Problem, die Threat-Granate scannt die Umgebung und zeigt euch Feinde auch durch Wände an. Damit ihr die verschiedenen Gadgets wirklich verwenden müsst, um zu überleben, solltet ihr allerdings entweder den vorletzten oder sogar den letzten Schwierigkeitsgrad wählen, denn die ersten beiden sind auch ohne die Verwendung von Tarnung und Co. leicht zu bewältigen.

Zum Teil seid ihr zudem nicht nur zu Fuß, sondern auch mit allerhand Fahrzeugen unterwegs. Ob Schnellboot, Kampfjet oder Mech, auch hier bedient Call of Duty: Advanced Warfare jeden Action-Fan. Die Action bekommt ihr nicht nur in Sachen Gameplay zu spüren, der Sound tut sein Übriges dazu. Sowohl mit Kopfhörern als auch mit einer Surround-Anlage krachte und schepperte es um mich herum gewaltig und auch die Waffen-Sounds sind allesamt satt und kräftig. Lediglich die deutsche Synchronisation enttäuschte mich bis auf Kevin Spacey ein wenig, weswegen ich Advanced Warfare größtenteils auf Englisch gespielt habe. Ich empfehle euch darum, beide Versionen auszuprobieren und selbst zu entscheiden.

Das Spiel lässt euch eine Drohne steuern


Ausprobiert habe ich auch den Multiplayer-Modus bereits, der für viele Fans das eigentliche Herzstück von Call of Duty sein dürfte. Dass Sledgehammer die Shooter-Reihe etwas aufpeppen wollte, merkt ihr hier am deutlichsten, denn durch das Exo-Skelett hebt sich das Gameplay gegen andere Spieler deutlich von den Vorgängern ab. Ähnlich wie in Titanfall habt ihr in Advanced Warfare einen Antrieb, mit dem ihr hohe Sprünge und Ausweichmanöver ausführen könnt. Außerdem dürft ihr euch für einen Exo-Schild entscheiden, der auf Wunsch beispielsweise Kugeln abwehrt oder kurzzeitig unsichtbar macht. Dadurch erhält der Multiplayer von Call of Duty: Advanced Warfare eine taktische Komponente, die einerseits zu mehr Eingewöhnungszeit, auf der anderen Seite aber auch zu mehr Tiefgang führt.

Zudem wurde das aus den Vorgängern bekannte Pick-10-System insofern erweitert, dass ihr nun 13 Punkte auf verschiedene Slots verteilen dürft. Wie ihr euch entscheidet, liegt komplett in eurer Macht. Falls ihr lieber zwei Granaten im Gepäck und dafür kein Exo-Schild haben möchtet, gibt euch der Shooter die Möglichkeit dazu. Jede Menge Herausforderungen und freischaltbare Gegenstände sorgen dafür, dass ich ungemein motiviert bin, in den nächsten Wochen Zeit mit dem Multiplayer von Advanced Warfare zu verbringen, um die schicken Karten und verschiedenen Modi zu meistern.

Fazit

Call of Duty: Advanced Warfare ist ein typisches Call of Duty, dieses Mal allerdings mit dem nötigen Etwas. Die Kampagne ist zwar kurz, dafür allerdings unheimlich intensiv, weswegen ich knappe sechs Stunden gebannt vor dem Bildschirm saß – mehrmals herunterklappende Kinnlade inklusive. Schuld daran ist vor allem die grandiose Inszenierung, sowohl in den zahlreichen Zwischensequenzen als auch während des regulären Gameplays. Das futuristische Setting ist sehr gut umgesetzt, die vielen Gadgets, die mir der Titel in die Hand gibt, sind allesamt plausibel integriert und fühlen sich nicht übertrieben an. Zusätzlich sorgt Advanced Warfare durch die vielen verschiedenen Schauplätze und Missionen für Abwechslung, die auch durch einige ruhigere Abschitte unterstrichen wird. All das macht das neue Call of Duty zu einem Fest für Action-Fans, die eine dünne Handlung verkraften können. Der Multiplayer-Modus dürfte zudem für etliche Stunden Spielspaß sorgen, nicht zuletzt wegen der vielen Individualisierungsmöglichkeiten und Spielmodi.


Das Spiel wurde in Form eines Review-Keys von Activision bereitgestellt. Alle Aussagen beziehen sich auf die PC-Version.

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