Test zu Tales from the Borderlands Ep. 2: Atlas Mugged

18.03.2015 - 16:15 UhrVor 8 Jahren aktualisiert
Der Geist der Borderlands-Vorlage ist sprichwörtlich stets dabei
Telltale Games
Der Geist der Borderlands-Vorlage ist sprichwörtlich stets dabei
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In der ersten Episode konnten uns bereits versichern, dass Telltale Games tatsächlich ein FPS-Franchise glaubhaft in ein Adventure verwandeln kann. Doch können die Entwickler das aberwitzige Tempo auch in Episode 2 beibehalten?

Wenn zwei Spiele desselben Entwicklers parallel erscheinen, so selten das auch vorkommen mag, dann macht meist ein Titel das Rennen beim Kampf um die Aufmerksamkeit. Und tatsächlich schien es zuletzt so, als würde die Game of Thrones -Adaption der Telltale Games-Studios dafür sorgen, dass Tales from the Borderlands  ins Hintertreffen gerät, zu groß ist die Lizenz des Geschwisterchens.

Aber auch wenn die zweite Episode Atlas Mugged lange hat auf sich warten lassen, schafft sie es problemlos zu zeigen, auf welcher Hochzeit Telltale Games gerade das bessere Tänzchen hinlegt. Dennoch gibt es ein paar Kleinigkeiten, auf die die Entwickler achten müssen, falls ihnen nicht in den nächsten Episoden die Luft ausgehen soll.

Die Rückkehr zu den Abenteuerer von Rhys und Fiona fällt zunächst aber ebenso charmant aus, wie die erste Episode Zer0 Sum  geendet hat. Die zusammengewürfelte Gruppe ist auf ein großes Geheimnis gestoßen, was für neue Hoffnung aber auch neue Feinde sorgt. Und auch für eine Hologramm-Version von Handsome Jack, der sich so unvergessen selbst zelebriert, dass die Gruppe mit ihm nicht nur ein neues Plotelement gewinnt, sondern auch einen humoristischen Quell neuer Referenzen, Anspielungen und sarkastischer Bemerkungen.

Keine Grenzerfahrungen in den Borderlands

Und es ist auch die Integrierung des Borderlands 2 -Antagonisten, die einen wichtigen Punkt von Tales from the Borderlands besonders dick unterstreicht: die Autoren des Adventures bewegen sich wie selbstverständlich frei und emanzipiert durch das eigentlich fremde Universum. Nie stellt sich das Gefühl ein, dass die Aspekte der Vorlage krampfhaft in den Mittelpunkt gerückt werden, um auch ja die Fans des RPG-Shooters abzuholen. Handsome Jack lässt sich augenblicklich auf die neue Geschichte ein und wird den Bedürfnissen von Telltale Games untergeordnet.

Die unzuverlässliche Erzählweise führt oft zu "leichten" Übertreibungen

Zwar bleibt der Wiedererkennungswert erhalten, aber anstatt ständig auf Borderlands 2, die Vault Hunter oder sonstige Dinge zu verweisen, arbeitet die geisterhafte Version seiner selbst einzig und allein auf das neue Ziel hin. Aber auch die anderen Figuren, die wir bereits aus den Shootern kennen, werden nicht nur ausgeborgt und als Fan-Service genutzt, sondern in das erzählerische Geflecht eingepflegt. Es ist unnötig uns darauf hinzuweisen, dass es hier um das Borderlands-Universum geht, denn Telltale Games pickt sich nicht einfach nur einzelne Aspekte aus dem Original heraus, sondern geht viel eher ins Detail, tiefer als es die Vorlage je getan hat.

Die dadurch entstehenden narrativen Lücken werden durch den verwandten Schreibstil ganz einfach mit logischer Konsequenz weitergedacht. Aus dem vage definierten Waffenhersteller Hyperion wird plötzlich eine glaubhafte Firmenstruktur mit Angestellten und Befehlshierarchien und schon ist Raum geschaffen für jede Menge Intrigen und Verstrickungen, die mit dem Ausgangsmaterial so nicht möglich gewesen wären.

Lockere Krämpfe

Der Humor aus der ersten Episode ist in Atlas Mugged jedoch teilweise weniger selbstbewusst, was vor allem daran liegt, dass viel mehr Zeit gebraucht wird, um neue Figurenkonstellationen zu erklären und emotionale Bindungen zu knüpfen. Das zentrale Thema des Vertrauens wird mehr als nur einmal, auch von denselben Personen, angesprochen. Aber auch im Prozess der Positionierung, die der Spieler im Laufe er etwa zwei Stunden durchmacht, bleibt dennoch ausreichend Platz für den Witz der Reihe.

Trotz unfreiwilliger Trennungen wächst die Gruppe weiter zusammen

Was sich aber tatsächlich zu einem Problem auswachsen könnte, sind die die spielerischen Elemente, in denen es nicht um Entscheidungen, sondern "Erkundungen" geht. Da die Spielmechanik keine echten Rätsel zulässt, sind diese Einlagen durch unnötige Laufpassagen gekennzeichnet, in denen ohnehin stets klar ist, was zu tun ist, es muss eben nur getan werden. Wo manche Sequenzen sich mit Aktionen überschlagen und das erzählerische Tempo hoch bleibt, muss der Spieler plötzlich selbst in die Pedale treten, damit wieder Fahrt aufgenommen werden kann, jedoch ohne echten Mehrwert.

Fazit

Trotz dieser kleineren Aussetzer geht Atlas Mugged aber Hand in Hand mit der Qualität der ersten Episode. Die Figuren gewinnen weiter an Tiefe, behalten dabei ihren flotten Humor und auch wenn das Ende weit weniger beeindruckt als noch bei Zer0 Sum, bleibt der Spannungsbogen unversehrt. Wenn Tales from the Borderlands sich von den Zwängen befreien kann, unmotivierte Erkundet-den-Raum-Anteile zu integrieren, hat es nicht nur das Potential eines der besten Telltale- sondern sogar das beste Borderlands-Spiel zu werden.

Tales from the Borderlands Episode 2: Atlas Mugged wurde in Form eines Review-Codes von Telltale Games bereitgestellt. Alle Aussagen beziehen sich auf die PC-Version.

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