Test zu Telltale's Game of Thrones: The Lost Lords

05.02.2015 - 15:00 Uhr
Game of Thrones: A Telltale Games Series
Telltale Games
Game of Thrones: A Telltale Games Series
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Mit der zweiten Episode The Lost Lords setzt Telltale die Geschichte von Haus Forrester in der Welt von Game of Thrones fort und beweist, wie viel Potential auch in den hintersten Ecken der inszenierten Schlauchlevel-Architektur stecken kann.

Disclaimer: Diese Review ist spoilerfrei.

Es war eine wahre Folter: Während TV-Sender und Webseiten den neuen Trailer der fünften Game of Thrones-Staffel großzügig über das Internet wie Schokostreusel verteilten, meldete sich tief in mir ein lautes, hungriges Grummeln. Mein Lustzentrum verlangte lautstark nach neuen Abenteuern in den Weiten von Westeros und Essos und genau zu diesem Zeitpunkt segelte die neue Episode des Telltale-Adventures in meine Spielebibliothek.

Game of Thrones - S05 Trailer (English) HD
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In dem Episodenspiel erzählen die Telltale-Entwickler die Geschichte von Haus Forrester, das sich in einer prekären Situation befindet: Die Familie ist geschwächt und muss ihre verstreuten Kräfte bündeln, um in dem Meer aus Intrigen und Verschwörungen, die diese Familie umgibt, nicht zu ertrinken. Als Verwalter an wechselnden Schauplätzen darf der Spieler in die Haut verschiedener Familienmitglieder schlüpfen, die alle ihre ganz eigenen Konflikte und Probleme lösen müssen und dabei ständig zwischen eigenem Wohl und der Unterstützung ihrer Familie hin- und hergerissen werden.

Mehr: Die Perfektionierung der Telltale-Formel im Test zu Episode 1: Iron from Ice 

Die erste Episode musste die schwere Aufgabe der Exposition übernehmen: Über zwei Stunden nahm sich Iron from Ice die Zeit, alle Familienmitglieder in ihrem ganz eigenen Kosmos vorzustellen und den Konflikt mit Haus Whitehall vorzubereiten, die es auf die Wälder von Haus Forrester abgesehen haben. Als Verwalter eines reichen und hochwertigen Waldbestandes wird die Familie so zum Spielball der Mächte, die um die wertvolle Ressource buhlen. Die gemächliche Episode schloss schließlich mit einem dramatischen Paukenschlag, der die Stimmung für The Lost Lords setzte: Das Tempo hat nun deutlich angezogen und die Charaktere verstricken sich immer weiter in Auseinandersetzungen und dem Problem, wie sie ihrer Familie am besten Beistand leisten können.

Prognose: Beste Dialogzeile des Jahres 2015.

Ein großer Pluspunkt der neuen Episode sind die zahlreichen neuen Gameplay-Elemente, die sich in die filmische Inszenierung eingeschlichen haben: Wir üben gezielt den Schwertkampf und das Schießen mit der Armbrust oder absolvieren Gleichgewichtsübungen — ein für die sonst stark dialoglastigen Telltale Games-Spiele ungewöhnliches Actionelement, welches allerdings gut in die Reihe passt und vor allem nicht überstrapaziert wird. Offensichtlich werden unsere Charaktere diese Fähigkeiten in den folgenden Episoden noch häufiger benötigen, was die Bedeutung dieser Übungslektionen betont. Gut vorstellbar wäre der permanente Tod einer der Protagonisten, wenn es uns in zukünftigen Kämpfen nicht gelingt, Angriffe abzuwehren oder im Gefecht zu stolpern (bitte nicht!).

An anderer Stelle werden wir nicht vor Strohpuppen gestellt, sondern blicken in die moralischen Abgründe, die am Boden unserer Entscheidungen lauern. Besonders zwei Szenen, sorgen für die dramatischen Höhepunkte der Episode, die euch ordentlich ins Grübeln bringen werden, ich hier aber aus Spoilergründen nicht näher beschreiben möchte. Nur so viel sei gesagt: Ja, der Anteil an schnellen Actionsequenzen ist größer geworden und im Gegensatz dazu wurde für The Lost Lords auf Rätseleinlagen verzichtet — aber an den typischen "Soll ich, oder nicht?"-Momenten wurde ebenfalls nicht gespart.

Im Gegensatz zu Iron from Ice treten die Folgen eurer Entscheidungen nun sehr viel schneller und direkter ein, was allerdings keineswegs eine gute Nachricht für euren Blutdruck und Adrenalinspiegel sein wird.

Die aus der TV-Serie bekannten Charaktere spielen nun deutlich wichtigere Rollen.

Die Episode schließlich endet mit einer Szene, die pathetischer nicht sein könnte und das Motiv der entschlossen dreinblickenden Helden verwendet, die der ungewissen Zukunft tapfer entgegenblicken. Ein klassisches Thema, das Filme und Videospiele reichlich und regelmäßig verwenden — und dennoch eine meterdicke Gänsehautschicht auf meine Arme legte. Trotz des bekannten Motivs begleitet diese Endszene die Entwickler der überlebenden Protagonisten derart treffend, dass ich für kurze Zeit sogar versucht war, in die Stille meines Zimmers zu applaudieren.

Fazit

Nach der etwas in die Länge gezogenen ersten Episode Iron from Ice hat Telltale nun mit The Lost Lords das richtige Gleichgewicht zwischen An- und Entspannung gefunden. An vier verschiedenen Schauplätzen nehmen wir abwechselnd das Schicksal der Familienmitglieder von Haus Forrester in die Hand, das sich zusehends in diplomatische Intrigen verstrickt. Die Folgen unserer Entscheidungen waren überwiegend deutlich voraussehbarer, was dem Spannungsbogen allerdings nicht schadet. Zudem stimmen verschiedene Trainingseinlagen auf eine dritte Episode ein, die deutlich mehr Actionszenen bereithalten könnte — dabei hoffentlich aber nicht das Gleichgewicht verliert, welches Telltale mit der zweiten Episode nun gefunden hat.

Dieses Review wurde mithilfe eines privat gekauften Steam-Keys erstellt.

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