Test zu World of Warcraft: Warlords of Draenor

20.11.2014 - 09:30 UhrVor 9 Jahren aktualisiert
Die Orcs sind los
Blizzard
Die Orcs sind los
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Die bereits fünfte Erweiterung zu World of Warcraft soll den sinkenden Abo-Zahlen entgegenwirken und das MMO wieder nach vorn katapultieren. Ob das klappt, erfahrt ihr in meinem Review.

“Spielt denn noch jemand WoW?”, ist eine Frage, die ich in der Vergangenheit schon öfter hören musste. Die Frage mag aufgrund der sinkenden Abonnement-Zahlen für das MMORPG zwar irgendwie berechtigt sein, trotzdem sitzt World of Warcraft seit zehn Jahren fest im Genre-Thron. Mit Warlords of Draenor erscheint die bereits fünfte Erweiterung, die neben einem neuen Level-Cap, neuen Quests und Fähigkeiten auch den alten Spielspaß wieder zurückbringen möchte. Was schwer klingt, wurde von Blizzard auf fantastische Art und Weise bewältigt.


Obwohl Mists of Pandaria zum Release im Herbst 2012 neben einem komplett frischen Kontinent, einer noch nicht dagewesenen Rasse und dem Mönch als Klasse auf dem Papier eigentlich für monatelange Beschäftigung sorgen sollte, konnte die Erweiterung nie wirklich die Magie der älteren Add-Ons einfangen. World of Warcraft war zweifelsohne ein sehr gutes Spiel, aber es war nicht mehr das Spiel, das einst 12 Millionen Spieler dazu motivierte, sich Tag für Tag einzuloggen. Warlords of Draenor bietet auf den ersten Blick nicht mehr Content, trotzdem entpuppt sich die Aktualisierung als deutlich gehaltvoller und spaßiger.

Das liegt vor allem daran, dass Blizzard gut daran tut, den Weg auf Level 100 – das ist die neue Stufengrenze – dieses Mal stark zu inszenieren. Die Handlung spielt direkt nach den Ereignissen von Mists of Pandaria und wird im Spiel unter anderem durch etliche vollkommen vertonte Zwischensequenzen erzählt. Nach dem vermeintlichen Sieg über Garrosh Höllschrei müsst ihr feststellen, dass er in ein alternatives Universum entkommen konnte und sich fortan in Draenor, der ursprünglichen Heimat der Orcs, verschanzt. Auf den ersten Blick ist die Story von Warlords of Draenor kein Meisterwerk, trotzdem ist sie gerade für langjährige Warcraft-Fans ein echtes Highlight, denn die Reise in die Vergangenheit ermöglicht uns das Treffen mit alten Charakteren, die im bisherigen WoW-Strang zwar wichtig, aber oft nicht sichtbar waren.

Auf Events wie diese stoßt ihr sehr häufig


Außerdem sorgt die Exposition dafür, dass in dieser Erweiterung das Gefühl, wirklich ein Held zu sein, deutlich stärker vorhanden ist als zuvor. Garrosh mag seine neue Orc-Legion zwar in der Vergangenheit aufbauen, die wirkliche Gefahr geht allerdings davon aus, dass er mit einer vollständigen Armee jederzeit in das Azeroth der Gegenwart reisen könnte, um das Warcraft-Universum völlig unter seine Kontrolle zu bringen. Damit konfrontiert uns World of Warcraft nicht nur mit einer unmittelbaren Bedrohung, sondern auch mit einer Gefahr für die komplette Spielwelt auf lange Sicht, was zumindest mich motivierte, mich durch weitere zehn Stufen zu kämpfen, zu reiten und zu questen.

Aber nicht nur die Handlung von Warlords of Draenor erzeugt diese Motivation, auch das Design des neuen Gebiets trägt seinen Teil dazu bei. Optisch zieht Blizzard im neuen Add-On so gut wie jedes Register und ist darum deutlich abwechslungsreicher als Mists of Pandaria und auch Cataclysm. Die ersten Stufen verdient ihr euch in einer Schneelandschaft, die Reise führt euch anschließend unter anderem auch durch ein Dschungel-Gebiet und durch weitläufige Graslandschaften. Diese Vielfalt zieht sich auch durch die Gegner in der Welt, denn je nach Gebiet trefft ihr in den einzelnen Story-Strängen auf verschiedenste Gegnerarten. Das ist in der zehnjährigen Geschichte von WoW nichts Neues, aber trotzdem erwähnenswert.

Auch eine Arena-Quest gibt es wieder


Erwähnenswert sind auch die neuen Bonusziele auf der Karte, von denen es in jedem Gebiet jede Menge gibt. Ähnlich wie in Guild Wars 2 werden diese Ziele in kleineren Regionen eingeblendet, sobald ihr in ihre Nähe kommt. Diese optionalen Aufgaben umfassen je nach Ort das Töten von bestimmten Monstern, das Zerstören von Items oder die Unterbrechung zwielichtiger Rituale. Weil auch die normalen Quests nach wie vor nach diesem Muster ablaufen, sind die Bonusziele zwar keine spielerische Revolution, durch den flüssigen Übergang und die wirklich sehr wertvollen Erfahrungspunkte stellen sie allerdings ein nettes Feature dar. Gerade aufgrund der EP solltet ihr die zusätzlichen Aufgaben bewältigen, denn von Level 90 bis 100 geben die normalen Quests fast durchgängig lediglich 14.000 bis 16.000 Erfahrungspunkte, was bei einer für den Aufstieg nötigen Anzahl von knapp 800.000 ziemlich wenig ist. Diese Tatsache führte letztlich auch dazu, dass ich eine ganze Woche für die zehn Stufen brauchte, wobei ich pro Tag ungefähr vier Stunden mit meinem Charakter verbracht habe.

Einen beachtlichen Teil dieser Zeit war ich in meiner Garnison zu finden, dem wohl wichtigsten neuen Feature von Warlords of Draenor. Die Garnison ist eure eigene instanzierte Basis in Draenor, zu der ihr relativ schnell Zugang bekommt. Viele Hauptquests schicken euch von dort aus los und sind auch dort wieder abzugeben, als Belohnung warten neben EP und Gold auch Ressourcen, die ihr für die Erweiterung der Basis ausgeben könnt. Erweiterungen umfassen hauptsächlich neue Gebäude, die euch verschiedene Vorteile bieten. Durch die Errichtung einer Schenke bekommt ihr beispielsweise regelmäßig Dungeon-Quests und ein Lagerhaus sorgt dafür, dass ihr die Gildenbank direkt vor Ort habt. Die Möglichkeiten für den Ausbau sind vielzählig und bringen einen großen Teil Individualisierung ins Spiel. Zudem motiviert die Erweiterung auf mehrere Weisen. Auf der einen Seite benötigt ihr für fortschrittliche Gebäude neue Baupläne, die ihr entweder für Gold kaufen könnt oder durch Quests bekommt. Auf der anderen Seite sammelt ihr auf euren Reisen durch Draenor ständig neue Ressourcen. Damit ist die Garnison ein vollends gelungenes und ungemein motivierendes Feature, das intelligent in Warlords of Draenor untergebracht wurde, ohne nervig oder zwanghaft zu wirken.

Die Garnison ist perfekt integriert


Dieser positive Eindruck wird dadurch verstärkt, dass ihr eure Garnison nicht nur in puncto Gebäuden, sondern auch personaltechnisch verbessern könnt. Viele Questreihen schalten euch am Ende einen neuen Anhänger frei, der fortan in der Basis auf Befehle wartet. Die Begleiter können auf Missionen geschickt werden, die – wie schon die Haustierkämpfe in Mist of Pandaria – ein wenig an Pokémon erinnern. Wie euer Charakter steigen auch sie im Level auf, wodurch ihr sie auf schwere Missionen schicken könnt, die zwischen einer und sogar zehn Stunden andauern können. Als Belohnung gibt es Erfahrung für die Begleiter, Bonus-Gold, Erfahrung, Garnisonsressourcen und manchmal einen seltenen Gegenstand, der auf eure Spezialisierung zugeschnitten ist. Solche Gegenstände sind zum Teil auch nötig, denn die Monster, auf die ihr auf dem Weg zur Stufe 100 trefft, sind ungewohnt zäh und verursachen relativ viel Schaden. Obwohl ich zusammen mit einem Freund spielte, musste ich regelmäßig auf Gesundheitssteine oder mich heilende Zauber zurückgreifen. Die Zeiten, in denen auch Mob-Gruppen leicht zu besiegen waren, sind damit zumindest unter der Maximalstufe vorbei. Das könnte für Anfänger zunächst etwas überwältigend sein, vor allem, da mit dem Kauf von Warlords of Draenor ein Feature seinen Weg in das Spiel gefunden hat, das euch sofort einen Charakter auf Level 90 schenkt. Zwar bemüht sich Blizzard, euch die Klasse nach und nach beizubringen, allerdings wird das nie so gut funktionieren als wenn ihr sie von Anfang an kennt.

Die Missionen laufen nach dem Stein-Schere-Papier-Prinzip ab


Wie gut ihr euren Charakter wirklich beherrscht, wird dann letztlich im PvP, also im Spieler-gegen-Spieler-Modus, auf die Probe gestellt. Zum Stand des Reviews hat Blizzard noch keine neuen Schlachtfelder integriert, weswegen ich meine ersten PvP-Matches auf alten Karten wie Tempel von Katmogu oder dem Alteractal absolvierte. Während Niederlagen in den vorigen Add-Ons meist für Frustration sorgten, schenkt euch Warlords of Draenor einen Trostpreis, der sehr motivierend ist. Je nachdem, wie gut sich eure Fraktion geschlagen hat, bekommt ihr am Ende eines Matches eine Truhe, in der sich Erfahrungspunkte, Gold oder auch Items befinden können.

Fazit

Diese Spielmechanik ist nur ein Beispiel dafür, dass Blizzard euch mit der neuesten World of Warcraft-Erweiterung durchgängig motivieren möchte. Und das funktioniert so gut wie noch nie. Warlords of Draenor schnappt sich das stagnierende MMO und festigt seinen Platz auf dem Genre-Thron. Angefangen beim fantastischen Soundtrack über den nach wie vor stimmigen, wenn auch etwas angestaubten Grafikstil bis hin zum Design von Draenor, WoW fühlt sich dank dem neuen Add-On so rund an wie noch nie. Die Story hat endlich nicht nur für alteingesessene Warcraft-Fans eine Daseinsberechtigung, sondern wird durch sehr gute Zwischensequenzen jedem Spieler angemessen serviert. In Sachen Gameplay setzt Blizzard auf die bewährte Formel und addiert einige Features dazu, die das Spiel so gehaltvoll machen wie es schon lang nicht mehr war. Eine Zeitreise findet nicht nur in der Handlung statt: World of Warcraft ist nun wieder genauso stark wie damals.


Das Spiel wurde uns in Form eines Retail-Keys von Blizzard bereitgestellt. Da es sich bei World of Warcraft um ein pures Online-Spiel handelt, bezieht sich der Test nur auf den momentanen Zustand. Das Interface ist gemoddet und entspricht nicht der Standard-Version.

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