The Big Bang Theory - Das Ende ist nah

12.03.2018 - 16:50 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
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So viel wie nie zuvor spricht für ein baldiges Ende der großen Sitcom The Big Bang Theory. Wem liegt überhaupt noch an einer Fortsetzung der Serie?

Wenn sich Vertragsgespräche anfühlen wie Verhandlungen um einen Waffenstillstand, stimmt irgendwas nicht mit der Chemie zwischen zwei Parteien. Fast genau ein Jahr  ist jetzt die offizielle Verlängerung der Sitcom The Big Bang Theory um die Staffeln 11 und 12 her. 24 Monate und fast 50 Folgen Aufschub brachten die ein. Es war die Art entnervte Einigung, bei der der nächste Streit schon drohend am Horizont aufquellt wie dunkle Gewitterwolken - eher ein verschobener, da nicht lösbarer Zwist als eine tatsächliche Lösung.

Die Verhandlungen mit den The Big Bang Theory-Darstellern werden immer komplizierter

Das waren die Postionen: Die Darstellerinnen Melissa Rauch und Mayim Bialik forderten Lohngleichheit. Beide waren erst im Lauf der Seriengeschichte (in der 3. Staffel) zum Cast gestoßen, ein TBBT-Familienfoto ist ohne sie aber mittlerweile nicht mehr vorstellbar. 175.000 US-Dollar verdienten beide bis zur 10. Staffel pro Episode. Zum Vergleich: Zu diesem Zeitpunkt strichen Kaley Cuoco, Johnny Galecki und Jim Parsons je 1 Million Dollar pro Episode ein, ebenso Simon Helberg und Kunal Nayyar. Um Rauch und Bialik ihr jetziges Honorar von 400.000 Dollar zu ermöglichen, nahmen die fünf Ur-Darsteller Kürzungen von 100.000 Dollar pro Episode in Kauf. Am Ende bekam also niemand, was er wollte, die großen fünf weniger als zuvor, die kleinen zwei weniger, als sie wollten, und der Sender CBS musste sein Gehaltsbduget trotzdem strecken. Nur die Serie lebte weiter. Sie kostet den Sender jetzt 10 Millionen Dollar pro Episode. Das ist viel Geld, The Big Bang Theory ist immerhin die meistgeschaute Serie bei CBS. Aber in den Verhandlungen hat CBS bewiesen, dass ihm sein Königskind nicht jeden Preis wert ist, und dass es in Verhandlungen hart bleiben wird. Schlechte Voraussetzungen für die Aufnahme neuer Gespräche.

Bernadette und Amy

Eine Verlängerung um weitere Staffeln nach der 12. ist nun so ungewiss wie nie. Ein ewiges The Big Bang Theory, vor Kurzem noch eine Hoffnung in den Köpfen der Fans, so ziemlich ausgeschlossen. Im Jahr nach der Verlängerung grummelt es immer wieder drohend um The Big Bang Theory. Überraschend offen sprechen die Beteiligten über das Ende der Serie, das erstmals 2014 ins Gespräch kam, als TBBT um die Staffeln 8, 9 und 10 erweitert wurde und zu einem Serien-Fuchsbau wurde, ein einst solides Gebäude, an das bei Bedarf neue wankende Anbauten gesteckt werden. Einen großen The Big Bang Theory-Plan gibt es nicht. "Wir denken nur von Episode zu Episode", gibt Schöpfer Chuck Lorre zu.

Das sagen die Darsteller zur Zukunft ihrer Serie

Das Ensemble hat innerlich schon mit einer beruflichen Big Bang Theory-Zukunft abgeschlossen und seinen Frieden mit ihrem Ende gemacht. So empfindet es zumindest Jim Parsons, wenn er die gelöste Stimmung am Set beschreibt, die noch nie so fröhlich gewesen sei.

Ich weiß nicht, ob es daran liegt, dass jeder denkt, 'Das Ende ist nah', oder nur, dass es gerade ungewiss ist, nun, da wir durch so viele Staffeln gegangen sind, in denen wir sicher wussten, was passiert.

Man genießt die restliche Zeit miteinander, "nachdem man immer sicher gehen konnte, sich nächste Woche zu sehen. Und nun werden die Woche kürzer. Du weißt es einfach nicht." Das schließe auch die Autoren und Produzenten ein, mit denen noch nicht über die Zukunft der Serie gesprochen wurde. (via Digital Spy )

Noch expliziter formulierte Johnny Galecki seine reifenden Abschiedsgedanken aus. Galecki hat sich mittlerweile, ähnlich wie Parsons, ein Standbein außerhalb seiner Heimat-Sitcom aufgebaut.

Darüber, The Big Bang Theory als Ensemble abzuschließen, haben wir lediglich gesprochen, als dass wir sehr traurig wären, wenn dieser Tag irgendwann kommen würde. Aber ich denke, an diesem Punkt könnte sich jeder mit dem Gedanken anfreunden, nach 12 Staffeln nach Hause zu gehen und unsere Familien zu sehen.

Mit der CBS-Sitcom Living Biblically, dem Roseanne-Revival und dem Moderatoren-Job bei einer Wissenschaftssendung hat Galecki gleich mehrere Eisen im Feuer. Auch Amy-Darstellerin Mayim Bialik glaubt, "dass jeder wirklich glücklich wäre, andere Dinge in seinem Leben zu tun." Obschon sie weiterhin Spaß habe an ihrer Arbeit in einer klassischen Sitcom. (via Fox News )

Zuversichtlich: Johnny Galecki

In der laufenden 11. Staffel werden die Figuren schon ganz behutsam einer unvorstellbaren Post-Sitcom-Existenz zugeführt. Um die bereits auf ewig glücklichen Leonard und Penny bilden sich Paare und Familien. Raj, der in der 1. Staffel kein Wort in Anwesenheit einer Frau rausbrachte, rückt seiner erträumten Bollywood-Liebe näher. Die Unvollendeten werden der Reihe nach vollendet. Das größte Sheldon-Ereignis findet am Ende der Staffel statt.  Tja, und was soll dann noch passieren? Das erste Shamy-Kind?

Der lange Gutenachtkuss

Wie kurz die Halbwertzeit eines Sicherheitsversprechens im Fernsehen ist, zeigte The Big Bang Theory-Produzent- und Erfinder Chuck Lorre im vergangenen August: "Wir haben uns nie Gedanken gemacht, was in Jahr 11, und schon gar nicht, was nach der 12 passiert. Man könnte durchaus annehmen, dass das das Ende der Serie sein wird, aber ich bin gerade nur begeistert, dass wir es bis hierhin geschafft haben." Und da war die hart erarbeitete 11. Staffel noch gar nicht gestartet.

The Big Bang Theory ist unverlässlich wie eine Gutenachtgeschichte, deren Vorleser vor seinem Publikum immer und immer wieder beharrt, "jetzt ist aber Schluss" und sich dann doch zu einem weiteren Kapitel erweichen lässt. Eine auf diese Weise erzählte Sitcom lebt dann ebenso vor sich hin in einem halbtoten Zwischenzustand, wie es auch die letzten beiden großen Network-Sitcoms How I Met Your Mother und Two and a Half Men taten, die sich nach der 7. Staffel allmählich selbst zerkauten, zerdehnten und auserzählten.

Ja, es ist okay

An The Big Bang Theory definiert sich die Zukunft des traditionellen Fernsehens

Der Wert von The Big Bang Theory für seinen Sender bemisst sich daran, dass es bald kaum noch Breiten-Serien geben wird. Grey's Anatomy wird deshalb ewig fortgeführt, weil sein Sender zu Recht fürchtet, dass die herangezogenen sendertreuen Zuschauer sich nach ihrer Beendigung in alle Welt verstreuen könnten. Zu Netflix etwa, für das Grey's-Erfinderin Shonda Rhimes bald liefert. An CBS' Umgang mit The Big Bang Theory lässt sich so die Zukunft des traditionellen amerikanischen Network-Fernsehens ablesen. Networks lebten vom Treffen eines Breitengeschmacks. Große Serien wie The Big Bang Theory halten das Programm traditioneller Sender derzeit am Leben, saugen Zuschauer an und heben allein mit ihrer Präsenz den allgemeinen Quotenwasserstand.

Zwei Menschen glauben deshalb fest an ein Existieren von The Big Bang Theory über die 12. Staffel hinaus. Da ist CBS-Boss Leslie Moonves , der auch findet, dass Alle lieben Raymond mit seinen neun Staffeln mindestens drei zu kurz war. Und CBS-Präsidentin Kelly Kahl, die an ein 20-jähriges Big Bang Theory glaubt. Aber selbst wenn es 20 Staffeln werden sollten: 8 Jahre sind schnell vergangen. Und was dann?

Die beiden CBS-Executives klammern sich an The Big Bang Theory, weil sie wissen, dass sie eine der letzten ihrer Art sein könnte. Oder zumindest eine der letzten ihrer Art für sehr lange Zeit. The Big Bang Theory war nie eine außergewöhnliche gute Serie. Sie hat es nur geschafft, so erfolgreich zu werden, weil sich viele Zuschauer über einen langen Zeitraum an sie gewöhnt haben, auch durch viele Wiederholungen der ersten Folgen während des Autorenstreiks 2007 . In einem transformierten Serienmarkt wird das einer lediglich guten Serie wie The Big Bang Theory nicht mehr gelingen. Oder anders, wenn The Big Bang Theory nicht freiwillig geht, regelt das früher oder später der Markt.

Würdet ihr The Big Bang Theory vermissen?

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