The Congress' Blick in die Zukunft des Kinos

07.09.2013 - 08:50 UhrVor 10 Jahren aktualisiert
The Congress' Blick in die Zukunft des Kinos
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The Congress' Blick in die Zukunft des Kinos
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Im Kommentar der Woche geht Robin Wright einen diabolischen Pakt in Ari Folmans (Waltz with Bashir) neuem Film The Congress ein, der bereits auf Filmfestivals zu bestaunen war.

Im Kommentar der Woche versuchen wir jede Woche einen eurer zahlreichen Kommentare zu feiern, egal ob kurz oder ausführlich, alt oder neu, zu einer Person, einem Film, einer Serie oder einer News – die Voraussetzungen für den Kommentar der Woche kann theoretisch jeder Kommentar erfüllen. Wenn ihr über einen gestolpert seid, der euch besonders gut gefallen hat, schlagt ihn uns vor, am besten per Nachricht.

Der Kommentar der Woche
LuAnne setzt sich im Kommentar der Woche mit dem neuen Film von Ari Folman und dem pessimistischen Blick von The Congress auf das Kino auseinander.

Die wohl bitterste Wahrheit im heutigen amerikanischen Mainstreamkino ist, dass es für Frauen über 30 von Jahr zu Jahr fortdauernd schwieriger wird noch ordentliche Rollen angeboten zu bekommen, da Filme mit großen Budgets immer stärker auf ein jugendliches und vor allem männliches Publikum zugeschnitten, und Menschen bereits über 25 ohnehin – so erweckt es immer wieder den Anschein – schon längst zum alten Eisen gezählt werden. Kein Wunder also, dass diesseits des großen Teiches, Schauspielerinnen im besten Alter immer häufiger bereit sind, sich unters Messer der Schönheitschirurgen zu legen und mit dem ganzen Aufwand bedauerlicherweise sich letzten Endes auch noch eine goldene Nase verdienen.

Dieses Phänomen ist auch die Ausgangssituation vom israelischen Regisseur Ari Folman neuestem völlig verdrehtem Film “The Congress”, in dem er ein pechschwarzes Bild von der Zukunft des Kinos zeichnet, ein Kino, das allerdings gar nicht mehr soweit entfernt zu liegen scheint (betrachtet man vor allem die Blockbuster-Fließband-Produktionen der letzten Jahre, wo man weder Herz noch Seele vorfindet).

Zur Geschichte: Die Schauspielerin Robin Wright war in ihrer Jugend auf dem besten Weg mit Filmwerken wie “The Princess Bride” oder “Forrest Gump” ein großer Star zu werden, jedoch immerfort Rollen in Blockbuster-Action- und Science-Fictionfilmen ablehnte, unter anderem auch deswegen, weil sie sich um ihrern Sohn kümmern wollte. Nun hat die gute Dame mittlerweile 43 Jahre und obwohl sie nach wie vor eine sehr attraktive Frau ist, weiß ihr Studio, Miramount Pictures, partout nichts mit ihr anzufangen. Also bieten sie ihr einen diabolischen Pakt an, wie bei Goethe seinem Faust: Sie soll sich, ihr Körper und Geist scannen und auf Festplatte abspeichern lassen, an­schlie­ßend soll sie ein Kontrakt unterschreiben, worin sie sich die nächsten 20 Jahre engagiert weder in einem Film noch im Fernsehen oder gar auf irgendeiner Theaterbühne aufzutreten – sie soll einfach verschwinden und dem Studio das Recht geben ihre digitale Kopie und “ewige Jugend” für jedes fruchtbringende Filmprojekt anwenden zu können. Die Person aus Fleisch und Blut bräuchte dann nachher niemand mehr. Robin ist zunächst strikt gegen solch technologischen Auswüchse der Filmproduktion, doch sie braucht dringend Geld, ihr Sohn ist krank. Die Szene, in der sie eingescannt und zum Avatar wird, ist schließlich der emotionale Höhepunkt des Films…

Vollgestopft mit Referenzen an die Filmwelt, von Kubrick und Wilder bis hin zu Max Fleischer und Roger Rabbit vermochte “The Congress” mich letztlich durch seinen ebenso pessimistischen Kern wie durch seine Form, einer Mischung aus konventionell mit Schauspielern realisierten Szenen und animierten Sequenzen, die an die Äshetik der 30er Jahre erinnert, zu verwirren. So kann die konfuse Handlung demnach einem durchaus Schwierigkeiten bereiten, den Zeitsprüngen und den vielen verschiedenen Transformationsprozessen zu folgen.

Doch hat man sich einmal mit dem ganzen Durcheinander abgefunden und beschlossen, die Bilder zu genießen, wird dieses Werk zu einem wahren Ausnahmeerlebnis. Und am Schluss hat wohl doch jeder verstanden, dass der Film gesellschaftliche Prozesse beobachtet, Kritik an Hollywood übt und die alles entscheidende Frage stellt: Wie wollen wir leben? In der knallharten Realität oder in blumigen Illusionen? Künstlichen Paradiesen?

“The Congress” ist wohl sicherlich nicht für jedermann und keine einfache Kost; ein Film, der ge­wis­ser­ma­ßen aus der Reihe tanzt (wie übrigens auch bereits schon Ari Folmans sehr innovativen wie ungewöhnlichen “Waltz with Bashir”) mit dem man sich intensiv beschäftigen sollte, zumals wenn man sich für das Kino und seine nicht ganz rosige Zukunft interessiert.

Den Kommentar findet ihr übrigens hier.

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