The Exorcist - Die Dämonen der Serien-Adaption eines Horrorklassiker

28.02.2018 - 09:15 UhrVor 6 Jahren aktualisiert
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In den 1970er Jahren schockierte William Friendkins Verfilmung von William Peter Blattys Roman Der Exorzist die Welt. Nun kehrt der Mythos um die Teufelsaustreibung in Serienform zurück. Wir haben uns die Pilot-Folge für euch angeschaut.

Update, 28.02.2018: Unseren Serien-Check zu The Exorcist haben wir bereits anlässlich der US-Premiere im September 2016 geschrieben. Ab heute ist die 1. Staffel der Horrorserie auf ProSieben im Free-TV zu sehen.

Dass Filme auch als Serien funktionieren können, haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Formate bewiesen - am spektakulärsten womöglich Fargo, die Serien-Adaption des gleichnamigen Werks der Coen-Brüder aus dem Hause FX. Doch nicht immer gelingt die Übersetzung einer Geschichte in ein anderes Medium. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlicher Natur. Als sich FOX zuletzt Steven Spielbergs Science-Fiction-Thriller Minority Report annahm, war das Ergebnis eine herbe Enttäuschung und wurde bereits nach einer Staffel wieder abgesetzt. Zu sehr versuchten die Kreativen, die Erzählung um präventive Verbrechensbekämpfung im Jahr 2064 ins konventionelle Korsett eines Procedurals zu quetschen, wie es bei FOX so beliebt ist. Doch die Ausführung überzeugte weder Zuschauer noch Kritiker. Trotzdem hält das US-amerikanische Network auch dieses Jahr an Serien-Adaptionen populärer Filmklassiker fest und so dürfen wir uns neben einer Neuauflage von Lethal Weapon auf The Exorcist freuen.

Basierend auf William Friedkins Schreckensvision von William Peter Blatty zugrundeliegender Romanvorlage hat sich Serienschöpfer Jeremy Slater den teuflischen Ereignissen angenommen, die seit ihrer ersten Verfilmung immer wieder ihren Weg zurück auf die große Leinwand fanden. Nun soll das Narrativ erneut ausgerollt werden, allerdings nicht in kompakten zwei Stunden Laufzeit mit Aussicht auf baldige Erlösung von dem Bösen, sondern als episodische Durststrecke mit der Ungewissheit des Cliffhangers im Gepäck. Die Ambition steht außer Frage, auch der Respekt vor dem Original. Alleine in den ersten Minuten beschwört Planet der Affen: Prevolution-Regisseur Rupert Wyatt eine atemberaubende Atmosphäre herauf, die sprichwörtlich den Geist der gruseligen 1970er Jahren aufleben lässt. Graue, triste Bilder von nächtlichen Gassen und herbstlichen Straßen: Die unheimliche Bedrohung ist im feinseligen Unterton der visuellen Aufmachung förmlich spürbar.

Wie zuletzt beim großartigen FOX-Neustart Pitch beweist The Exorcist Stilwillen und strebt dabei nach einer Ästhetik, die sich im Verlauf der Pilot-Episode irgendwo zwischen Anleihen an William Friedkins raue Untertöne und David Finchers düster-elegantem Farbschema einpendelt, das dieser in seinen letzten drei Filmen (The Social Network, Verblendung und Gone Girl - Das perfekte Opfer) perfektionierte. Sobald der äußere Rahmen passt und die Verbeugung vor dem ikonischen Vorbild stattgefunden hat, beginnt Jeremy Slater seine eigene Interpretation der Geschichte zu erzählen, die sich in erster Linie als Expansion des Exorzisten-Universums versteht. Die Handlung von The Exorcist ist in der Gegenwart angesiedelt und gewährt somit allen vorherigen Kapiteln der Reihe auch zukünftig ihre Existenzberechtigung. Vom gierigen Begehren eines Reboots kann hier kaum die Rede sein. Exorzisten kommen und gehen eben, wie Kellner in einem Restaurant.

The Exorcist

Jeremy Slater hält sich sehr vage, was die Ausformulierung seiner Welt angeht. Dadurch gelingt ihm zwar ein recht schnörkelloser Einsteig in die Serie - immerhin muss sich somit niemand für eventuell missachtete Regeln und Gesetze rechtfertigen -, langfristig gesehen entsteht jedoch kein Reibungspunkt und schlussendlich keine eigene Vision. Die Gegebenheiten des 21. Jahrhunderts werden großzügig ignoriert, die wenigen eigenen Akzente unbeholfen in den Raum gestellt. Wenn der junge, zweifelnde Priester Tomas Ortega (Alfonso Herrera) mit dem alten, durchtriebenen Priester Marcus Lang (Ben Daniels) das erste Mal in Kontakt tritt, geschieht diese Begegnung im Rahmen eines einnehmenden Fiebertraums, noch ehe sich die beiden überhaupt im echten Leben über den Weg gelaufen sind. Ein vielversprechender Ansatz, der später allerdings komplett im Nichts zerfällt und nie wieder aufgegriffen wird.

So gekonnt Jeremy Salter in den ersten 45 Minuten ein Gefühl für die verschiedenen Figurentypen durchblicken lässt, mit denen wir es in den nächsten Episoden zu tun bekommen, thematisch werden bloß die üblichen Konflikte einer Exorzisten-Geschichte abgespult. Spätestens ab der zweiten Hälfte der Pilot-Episode stellt sich blinde Routine ein. The Exorcist ist nicht langweilig, spannend jedoch genauso wenig. Eine Sache passiert einfach nach der anderen, sodass irgendwann der Eindruck entsteht, es gibt in dieser Welt nichts mehr zu entdecken, das von Wert ist. Da kann die eingangs erwähnte Atmosphäre noch so viele Schauer über den Rücken jagen. Sobald die Rance-Familie Opfer dämonischer Heimsuchungen wird, verlässt sich Jeremy Slater blind auf das übliche Frage-Antwort-Spiel zwischen den Figuren. Von der durchdringenden Kraft eines William Friendkins ist hier kaum etwas übrig geblieben, der Exorzist in Serie vermag erschreckenderweise gar nicht mehr zu erschrecken.

Am Ende stellt sich zudem die Frage, in welche Richtung The Exorcist in Zukunft gehen wird. Ausgehend von der Pilot-Episode wurden wegweisende Brotkrumen nur sehr zögerlich verteilt. Auf der einen Seite könnte Chicago und die Rance-Familie den übergeordneten Handlungsbogen der 1. Staffel bilden. Auf der anderen Seite wäre eine Supernatural-eske Buddy-Serie mit Alfonso Herrera und Ben Daniels denkbar, die sich im Demon of the Week-Muster verirrt. Damit würde sich FOX zumindest treu bleiben und ein neues Procedural aus dem Boden stampfen, das sich gleich dem Abgang von Minority Report anschließen kann. "The power is in the repetition", heißt es in The Exorcist. Das mag in der entsprechenden Szene eine nette Punchline sein, übertragen auf die Serien-Adaption an sich offenbart sie sich jedoch als böses Omen. Eigentlich sollte eine Exorzisten-Serie im Jahr 2016 mehr als Wiederholung können. Da lohnt es sich vielleicht alternativ lieber einen Blick auf die themenverwandte Comic-Adaption Outcast zu werfen. Ansonsten müssen wir auf das von James Ray besungene Wunder hoffen.

Gebt ihr der Serien-Adaption von William Friedkins Der Exorzist eine Chance?

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