Trauer im Test zu Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers

19.10.2015 - 16:00 Uhr
Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers
Nintendo
Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers
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Ich mache daraus kein Geheimnis: Project Zero gehört zu meinen allerliebsten Horror-Franchises. Weshalb mich Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers trotzdem nicht überzeugen konnte, erfahrt ihr in meinem Review.

Als mir die Aufgabe zuteil wurde, Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers zu testen, schlug mein Fan-Herz höher. Fast zehn Jahre, nachdem Project Zero 3: The Tormented auf den Markt kam und nachdem mit Fatal Frame IV: Mask of the Lunar Eclipse der vierte Teil der Reihe nur in Japan veröffentlicht wurde, bekam ich die Chance, endlich wieder neues Material aus einem meiner Lieblings-Franchises zu spielen.

Bereits der Titelbildschirm von Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers überschwemmte mich mit Nostalgie. Denn als ich mich hindurchklickte, erklang das altbekannte Geräusch, mit dem auch schon im ersten Teil — Project Zero — jegliche Eingaben bestätigt wurden. Und ähnlich wie im ersten sowie zweiten Teil dieses Franchises, lässt sich die Geschichte von Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers grob als eine Mischung zwischen Survival-Horror, Detektiv- und Geistergeschichte zusammenfassen.

Komm' in meine Arme

Im Mittelpukt der Handlung steht mit dem fiktiven Hikami-Berg ein Schauplatz vieler Selbstmorde. In der Vergangenheit sorgten Priesterinnen an diesem Ort mithilfe ihrer speziellen Fähigkeiten dafür, dass Menschen einen friedlichen Tod sterben konnten. Dafür nahmen die Frauen Gedanken und Ängste dieser Menschen auf sich und ermöglichten ihnen somit ein geruhsames Ableben. Eure Hauptaufgaben bestehen in Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers darin, die grausamen Geheimnisse des Hikami-Bergs zu aufzudecken und verschollene Personen aus dem Umfeld der Protagonisten wiederzufinden. Um Spoilern vorzubeugen, werde ich euch an dieser Stelle keine weiteren Details der Geschichte verraten.

Drei auf einen Streich

Ihr spielt euch mit drei Protagonisten durch Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers. Dabei handelt es sich mit Yuuri Kozukata, Ren Hojo und Miu Hinasaki um Charaktere, die in der Geschichte der Spiele-Reihe bisher noch nicht vorkamen. Doch leider versäumt es Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers, Spieler dazu zu zwingen, bei den unterschiedliche Hauptfiguren — motiviert durch deren Stärken und Schwächen — verschiedene Spielstile an den Tag zu legen.

Ren Hojo ist der einzige Mann im Bunde der Protagonisten

In Project Zero 3: The Tormented besaß einer der Charaktere beispielsweise körperliche Stärke, konnte aber dafür nicht mit seiner Kompetenz im Umgang mit der Kamera Obskura glänzen und musste sich daher des Öfteren vor Geistern verstecken. Zwar verfügen die Fotoapparate der drei Hauptfiguren von Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers über voneinander abweichende Stärken, aber das sind leider die einzigen Unterschiede, die zwischen ihnen gemacht werden.

Fluch und Segen — Die Kamera Obskura

Zwecks Verteidigung gegen feindliche gesinnte Geister wird euch im Survival-Horror die Kamera Obscura in die Hände gedrückt. Mit dieser Gerätschaft, die auf die Wahrnehmung von übersinnlichen Phänomen spezialisiert ist, wandert ihr durch furchteinflößende Umgebungen wie einen nebeligen Wald oder einen, mit Puppen vollgestopften, Schrein. Meiner Meinung nach gehört diese ungewöhnliche Waffe gleichermaßen zu den Stärken wie den Schwächen von Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers. Wenn es euch wie mir ergeht, dann fühlt ihr euch mit dieser Waffe so sicher wie eine Banane im Affenhaus und das empfinde ich bei einem Survival-Horror-Spiel als extrem reizvoll.

Mit der Kamera Obscura könnt ihr euren herumgeisternden Gegnern durch das Schießen von Fotos spirituelle Energie entziehen und sammelt in diesen Kämpfen gleichzeitig Punkte, um den Fotoapparat aufzuwerten. Wann immer ihr durch den Sucher dieser alten Kamera blickt, vollzieht sich ein Wechsel von der Third-Person- in die First-Person-Perspektive. Das treibt zumindest meine Anspannung jedes Mal ein wenig in die Höhe.

So sieht ein Blick durch die Linse der Kamera Obscura aus

Darüber hinaus fungiert sie als Hilfsmittel zum Lösen von Rätseln. Ein Beispiel: Um eine Tür zu öffnen, müsst ihr an einem anderen Ort Objekte aus einer bestimmten Perspektive fotografieren, um im Spiel weiterzukommen. Soweit, so gut. Allerdings war es mir an zwei Stellen in Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers zunächst schleierhaft, welche Dinge ich wie und wo vor die Linse bekommen sollte. Des Rätsels Lösung offenbarte sich mir durch Zufall und sorgte für Frustration. Ich kann mich nicht erinnern, derartige Probleme in den Vorgänger gehabt zu haben.

Gesichtslos — Gegner und Geschichte

Wie es für die Project Zero-Reihe üblich ist, trefft ihr während des Spielverlaufs auf viele Geister-Arten, die es mithilfe unterschiedlicher Strategien zu bekämpfen gilt. Jeder dieser Gegner bewegt und verhält sich anders und löst damit an verschiedenen Punkten Momente aus, in denen ihr ihm oder ihr mit einem sogenannten "tödlichen Foto" mehr Schaden zufügen könnt. Traurigerweise bleiben aber viele ihrer Hintergrundgeschichten ungeklärt.

Herumgeisternde Gegnerin

Die Geschichte von Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers schneidet einige höchst kontroverse Themen an, gibt diesen aber leider kaum Raum zur Entfaltung. Ähnlich ergeht es den darin vorkommenden Geistern. Auch ihre ganz individuellen (Leidens-)Geschichten bleiben zu meinem Bedauern meist schemenhaft und Erfüllen nicht meine Wissbegierde. Denn einige der Gegner sind enorm interessante Erscheinungen über die ich schlichtweg mehr erfahren will.

Wie von Geisterhand — Kontinuierliche Anspannung

Für mich steht also außer Frage, dass die Geschichte von Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers große Schwächen aufweist. Trotzdem schafft es der Survival-Horror, den Spieler durch zwei Aspekte bei der Stange zu halten — die Geisterhand sowie die Geistererscheinungen.

Lasst ihr euren Charakter nach einem Item greifen, besteht immer die Chance, dass aus dem Nichts ein Geisterarm auftaucht, eure Figur packt und ihr somit Schaden zufügt. Dieses Ereignis ist die ersten paar Male ein effektiver Jumpscare, danach bewegt es sich irgendwo zwischen nervig und frustrierend, wenn euch der körperlose Arm zum gefühlt hundertsten Mal in die Finger bekommt.

Wenn Geistererscheinungen auftreten, färbt sich der Bildschirm schwarz-weiß

Die Geistererscheinungen sind hingegen ein wirklich spannender Mechanismus, der euch immer auf der Hut sein lässt. Während des Spielverlaufs von Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers werdet ihr fortwährend mit Gestalten konfrontiert, die ihr ebenfalls mit der Kamera Obscura fotografieren könnt. Sie sind euch nicht feindlich gesonnen, sondern bringen euch Aufwertungspunkte für den Fotoapparat, wenn ihr sie vor ihrem Verschwinden auf einem Bild einfangen könnt. Aufpassen lohnt sich also.

Fazit

Obwohl sich Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers atmosphärisch erfolgreich an seinen Vorgängern orientiert und sogar einige daraus bekannte Elemente ins Spiel einfließen lässt, schafft es der neueste Teil der Reihe nicht an sie anzuknüpfen. Dessen Geschichte wirkt anti-klimatisch, weil sie einige höchst kontroverse Themen enthält, die leider nicht ausgereizt werden und auch den (Leidens-)Geschichten der einzelnen Geister wird darin zu wenig Platz eingeräumt.

Der Survival-Horror ist keine komplette Katastrophe, sorgte bei mir aber wegen einiger Unklarheiten bei Rätseln und der für dieses Franchise bedauerlicherweise üblichen Übersexualisierung der weiblichen Hauptfiguren für Bauchschmerzen.

Project Zero: Priesterin des schwarzen Wassers wurde uns in Form eines Downloadcodes zur Verfügung gestellt.

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